% @book{bg_khm_1819-1, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen. % {G}esammelt durch die {B}r{\"{u}}der {G}rimm. % {E}rster {B}and. {M}it zwei {K}upfern. % {Z}weite vermehrte und verbesserte {A}uf{"|}lage", % publisher = "Gedruckt und verlegt bei G.\,Reimer", % address = "Berlin, Germany", % year = "1819", % volume = "1", % language = "German", % } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von Y. Kamezaki am 07. Oktober 2002 % und "uberpr"uft von Y. Nagata am 19. November 2002 % \maerchentitel{Der Froschk"onig oder der eiserne Heinrich} % 1. %S.1 % Der Froschk"onig oder der eiserne Heinrich. %S.1 Es war einmal eine K"onigstochter, die wu"ste nicht was sie anfangen %S.1 sollte vor langer Weile. Da nahm sie eine goldene Kugel, %S.1 womit sie schon oft gespielt hatte und ging hinaus in den Wald. %S.1 Mitten in dem Wald aber war ein reiner, k"uhler Brunnen, dabei %S.1 setzte sie sich nieder, warf die Kugel in die H"ohe, fing sie %S.1 wieder und das war ihr so ein Spielwerk. Es geschah aber, %S.1 als die Kugel einmal recht hoch geflogen war und die K"onigstochter %S.1 schon den Arm in die H"ohe hielt und die Fingerchen streckte, %S.1 um sie zu fangen, da"s sie neben vorbei auf die Erde schlug und %S.1 gerade zu ins Wasser hinein rollte. %S.1 Erschrocken sah ihr die K"onigstochter nach; aber die Kugel %S.1 sank hinab und der Brunnen war so tief, da"s kein Grund zu erkennen %S.1 war. Als sie nun ganz verschwand, da fing das M"adchen %S.1 gar j"ammerlich an zu weinen und rief: {\oq}ach! meine goldene Kugel! %S.1 h"atte ich sie wieder, ich wollte alles darum hingeben: meine %S.1 Kleider, meine Edelsteine, meine Perlen, ja meine goldene Krone %S.1 noch dazu.{\cq} Wie es das gesagt hatte, tauchte ein Frosch mit seinem %S.1 dicken Kopf aus dem Wasser heraus und sprach: {\oq}K"onigstochter, %S.1 % Kinderm"archen I. A %S.1 was jammerst du so erb"armlich?{\cq} {\oq}Ach, sagte sie, du garstiger %S.2 Frosch, was kannst du mir helfen! meine goldne Kugel ist mir %S.2 da in den Brunnen gefallen.{\cq} Der Frosch sprach weiter: {\oq}deine %S.2 Kleider, deine Edelsteine, deine Perlen ja deine goldne Krone, %S.2 die mag ich nicht; aber wenn du mich willst zu deinem Freund %S.2 und Gesellen annehmen, soll ich an deinem Tischlein sitzen zu deiner %S.2 rechten Seite, von deinem goldenen Tellerlein mit dir essen, %S.2 aus deinem Becherlein trinken und in deinem Bettlein schlafen, %S.2 so will ich dir deine Kugel wieder herauf holen.{\cq} Die K"onigstochter %S.2 dachte in ihrem Herzen: was der einf"altige Frosch wohl %S.2 schw"atzt! ein Frosch ist keines Menschen Gesell und mu"s im Wasser %S.2 bei seines Gleichen bleiben, vielleicht aber kann er mir die Kugel %S.2 herauf holen; und sprach zu ihm: {\oq}ja meinetwegen, schaff %S.2 mir nur erst meine goldene Kugel, es soll dir alles versprochen %S.2 seyn.{\cq} %S.2 Als sie das gesagt hatte, tauchte der Frosch seinen Kopf wieder %S.2 unter das Wasser, sank hinab und "uber ein Weilchen kam er %S.2 wieder in die H"ohe gerudert, hatte die Kugel im Maul und warf %S.2 sie heraus ins Gras. Da freute sich das K"onigskind, wie es %S.2 wieder sein Spielwerk in den H"anden hielt. Der Frosch rief: %S.2 {\oq}nun warte, K"onigstochter, und nimm mich mit.{\cq} aber das war %S.2 in den Wind gesprochen, sie h"orte nicht darauf, lief mit ihrer %S.2 Goldkugel nach Haus, und dachte gar nicht wieder an den Frosch. %S.2 Am andern Tag, als sie mit dem K"onig und allen Hofleuten %S.2 an der Tafel sa"s und von ihrem goldnen Tellerlein a"s, kam, %S.2 plitsch, platsch! plitsch, platsch! etwas die Marmor-Treppe herauf %S.2 gekrochen und als es oben war, klopfte es an der Th"ur und %S.3 rief: {\oq}K"onigstochter, j"ungste, mach mir auf!{\cq} Sie lief und %S.3 wollte sehen wer drau"sen w"ar, als sie aber die Th"ur aufmachte, %S.3 so sa"s der Frosch davor. Da warf sie die Th"ure hastig zu und %S.3 setzte sich ganz erschrocken wieder an den Tisch. Der K"onig sah, %S.3 da"s ihr das Herz gewaltig klopfte und sprach: {\oq}ei, was f"urchtest %S.3 du dich, steht etwa ein Riese vor der Th"ur und will dich holen!{\cq} %S.3 {\oq}Ach nein, sprach das Kind, es ist kein Riese sondern ein %S.3 garstiger Frosch, der hat mir gestern im Wald meine goldne Kugel %S.3 aus dem Wasser geholt, daf"ur versprach ich ihm, er sollte %S.3 mein Geselle werden, ich dachte aber nimmermehr, da"s er aus %S.3 seinem Wasser heraus k"onnte, nun ist er drau"sen und will zu mir %S.3 herein.{\cq} Indem klopfte es zum zweitenmal und rief drau"sen: %S.3 \begin{verse} {\oq}K"onigstochter, j"ungste, \\ %S.3 mach mir auf! \\ %S.3 wei"st du nicht, was gestern \\ %S.3 du zu mir gesagt \\ %S.3 bei dem k"uhlen Brunnen-Wasser? \\ %S.3 K"onigstochter, j"ungste, \\ %S.3 mach mir auf!{\cq} %S.3 \end{verse} Da sagte der K"onig: {\oq}hast du's versprochen, mu"st du's auch halten, %S.3 geh und mach ihm auf.{\cq} Sie ging und "offnete die Th"ure, %S.3 da h"upfte der Frosch herein, ihr immer auf dem Fu"se nach, bis zu %S.3 ihrem Stuhl. Da sa"s er und rief: {\oq}heb mich herauf zu dir!{\cq} Sie %S.3 wollte nicht, bis es der K"onig befahl. Als der Frosch nun oben %S.3 auf einem Stuhl neben ihr sa"s, sprach er: {\oq}nun schieb dein goldenes %S.3 % A 2 %S.3 Tellerlein n"aher, damit wir zusammen essen. Voll Verdru"s %S.4 that sie auch das und der Frosch lie"s sichs wohl schmecken, aber %S.4 ihr blieb jedes Bi"slein im Hals. Dann sprach er: {\oq}nun hab ich %S.4 mich satt gegessen, und bin m"ud, trag mich hinauf in dein K"ammerlein, %S.4 und mach dein seiden Bettlein zurecht, da wollen wir %S.4 uns schlafen legen.{\cq} Da fing die K"onigstochter an zu weinen, %S.4 gar bitterlich, und f"urchtete sich vor dem kalten Frosch, den getraute %S.4 sie sich nicht anzur"uhren und der sollte nun in ihrem sch"onen, %S.4 reinen Bettlein schlafen.{\cq} Der K"onig aber blickte sie zornig %S.4 an und sprach: {\oq}was du versprochen hast, sollst du auch halten, %S.4 und der Frosch ist dein Geselle.{\cq} Da half nichts mehr, sie mogte %S.4 wollen oder nicht, sie mu"ste den Frosch mitnehmen. Sie war %S.4 aber in ihrem Herzen bitterb"ose, packte ihn mit zwei Fingern und %S.4 trug ihn hinauf und als sie im Bett lag, statt ihn hinein zu heben, %S.4 warf sie ihn aus allen Kr"aften an die Wand: {\oq}nun wirst %S.4 du Ruhe haben, du garstiger Frosch! %S.4 Was aber herunter fiel, war nicht ein todter Frosch, sondern %S.4 ein lebendiger, junger K"onigssohn mit sch"onen und freundlichen %S.4 Augen. Der war nun von Recht und mit ihres Vaters Wille ihr %S.4 lieber Geselle und Gemahl. Da schliefen sie nun vergn"ugt zusammen %S.4 ein und am andern Morgen, als die Sonne sie aufweckte, kam ein %S.4 Wagen herangefahren mit acht wei"sen Pferden bespannt, die waren %S.4 mit Federn geschm"uckt und gingen in goldenen Ketten, und hinten %S.4 stand der Diener des jungen K"onigs, das war der treue Heinrich. %S.4 Der treue Heinrich hatte sich so betr"ubt, als sein Herr in einen %S.4 Frosch verwandelt worden, da"s er drei eiserne Bande hatte m"ussen %S.4 um sein Herz legen lassen, damit es ihm nicht vor Weh und %S.5 Traurigkeit zerspr"ange. Der Wagen sollte den jungen K"onig in %S.5 sein Reich abholen, der treue Heinrich hob beide hinein und stellte %S.5 sich wieder hinten auf, voller Freude "uber die Erl"osung. Und als %S.5 sie ein St"uck Wegs gefahren waren, h"orte der K"onigssohn hinter %S.5 sich, da"s es krachte, als w"ar etwas zerbrochen. Da drehte er sich %S.5 um und rief: %S.5 \begin{verse} {\oq}Heinrich, der Wagen bricht!{\cq} -- \\ %S.5 {\oq}Nein, Herr, der Wagen nicht, \\ %S.5 es ist ein Band von meinem Herzen, \\ %S.5 das da lag in gro"sen Schmerzen, \\ %S.5 als ihr in dem Brunnen sa"st, \\ %S.5 als ihr eine Fretsche (Frosch) was't (wart).{\cq} %S.5 \end{verse} Nach einmal und noch einmal krachte es auf dem Weg, und %S.5 der K"onigssohn meinte immer, der Wagen br"ache und es waren %S.5 doch nur die Bande, die vom Herzen des treuen Heinrich absprangen, %S.5 weil sein Herr wieder erl"ost und gl"ucklich war. %S.5 %% %% ============================================================ %% Liste der im Originaltext enthaltenen zu korrigierenden %% W"orter, Interpunktions- und Anf"uhrungszeichen, usw. %% ============================================================ %% Seite 4, Zeile 1 %% [falsch] %% Tellerlein n"aher, damit wir zusammen essen. Voll Verdru"s %S.4 %% [richtig] %% Tellerlein n"aher, damit wir zusammen essen.{\cq} Voll Verdru"s %S.4 %% %% Seite 4, Zeile 9 %% [falsch] %% reinen Bettlein schlafen.{\cq} Der K"onig aber blickte sie zornig %S.4 %% [richtig] %% reinen Bettlein schlafen. Der K"onig aber blickte sie zornig %S.4 %% %% Seite 4, Zeile 16 %% [falsch] %% du Ruhe haben, du garstiger Frosch! %S.4 %% [richtig] %% du Ruhe haben, du garstiger Frosch!{\cq} %S.4 %% %% Seite 5, Zeile 14 %% [falsch] %% Nach einmal und noch einmal krachte es auf dem Weg, und %S.5 %% [richtig] %% Noch einmal und noch einmal krachte es auf dem Weg, und %S.5