% @book{bg_khm_1819-1, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen. % {G}esammelt durch die {B}r{\"{u}}der {G}rimm. % {E}rster {B}and. {M}it zwei {K}upfern. % {Z}weite vermehrte und verbesserte {A}uf{"|}lage", % publisher = "Gedruckt und verlegt bei G.\,Reimer", % address = "Berlin, Germany", % year = "1819", % volume = "1", % language = "German", % } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von Y. Kamezaki am 30. November 2002 % und "uberpr"uft von Y. Nagata am 05. Dezember 2002 % %%% Besonderheiten f"ur den Fraktursatz: %% "| zur Vermeidung von Ligaturen; %% (Eingabe: e.g. auf"|fressen und Hof"|leute %% statt auffressen und Hofleute) %% "| auch f"ur das sogenannte runde s -- oder Schluss s -- im %% Kompositum (ansonsten wird dieses durch LaTeX -- und khm.sty -- %% von dem langen s richtig unterschieden und gesetzt); %% (Eingabe: e.g. Aus"|gang statt Ausgang) %% {} f"ur das runde s au"ser Komposita; %% (Eingabe: e.g. s{}' statt s') %% {\ck} f"ur ,,ck``, das bei der Silbentrennung am Zeilenende %% in die Form ,,k-k`` umgewandelt werden soll. % % Der erste M"archentext in jedem Band (i.e. ,,Der Froschk"onig % oder der eiserne Heinrich`` und ,,Der Arme und der Reiche``) % und der erste Kinderlegendentext (i.e. ,,Der heilige Joseph % im Walde``) sind mit einem Versalsatz geschm"uckt im Orginal. % Bei all den anderen Texten ist jede erste Zeile einger"uckt. % \maerchentitel{Die wei"se Schlange} % 17. %S.92 % Die wei"se Schlange. %S.92 Es war ein m"achtiger und weiser K"onig, der lie"s sich jeden %S.92 Mittag, wenn von der Tafel alles abgetragen und niemand mehr %S.92 zugegen war, von einem seiner ersten Diener noch eine verdeckte %S.92 Sch"ussel bringen, davon a"s er ganz allein, deckte sie selbst wieder %S.92 zu und kein Mensch wu"ste, was darunter lag. Nun trug sich zu, %S.92 da"s der Diener, als ihm der K"onig einmal die Sch"ussel fortzutragen %S.92 gab, der Neugierde nicht widerstehen konnte, sie in seine %S.93 Kammer mitnahm, wo er sie aufdeckte und eine wei"se Schlange %S.93 darin fand. Als er sie ansah, bekam er so gro"se Lust, da"s %S.93 er sich nicht enthalten konnte, ein S"uckchen davon abzuschneiden %S.93 und zu essen. Kaum aber hatte er seine Zunge ber"uhrt, so h"orte %S.93 er deutlich, was die Sperlinge und andere V"ogel vor dem Fenster %S.93 zu einander sagten und merkte wohl, da"s er die Thiersprache %S.93 verstehe. %S.93 Es geschah aber, da"s der K"onigin gerade an demselben Tag %S.93 einer ihrer sch"onsten Ringe fort kam und der Verdacht auf diesen %S.93 Diener fiel. Der K"onig schalt ihn hart aus und drohte, wenn er %S.93 den Dieb nicht bis Morgen zu nennen wi"se, so solle er als der %S.93 Th"ater angesehen und gerichtet werden. Da erschrak der Diener %S.93 gar sehr und wu"ste nicht, wie er sich helfen sollte. In seiner %S.93 Unruhe ging er auf dem Hof hinab, da sa"sen die Enten an einem %S.93 flie"senden Wasser nebeneinander, ruhten sich und hielten ein %S.93 vertrauliches Gespr"ach. Nun h"orte er, wie eine sagte: {\oq}wie %S.93 liegt mir's so schwer im Magen! ich habe einen Ring, der unter %S.93 der K"onigin Fenster lag, in der Hast mit geschluckt!{\cq} Da fa"ste %S.93 er die Ente beim Kragen, trug sie zum Koch und sprach: {\oq}schlacht %S.93 doch diese fette zuerst ab!{\cq} Der Koch schnitt ihr den Hals ab, %S.93 und als er sie aus"|nahm, fand er den Ring der K"onigin im Magen %S.93 liegen. Der Diener brachte ihn dem K"onig, der sich gar %S.93 sehr dar"uber freute, und weil er sein Unrecht gern wieder gut %S.93 machen wollte, sprach er zu ihm: {\oq}fordere, was du willst und %S.93 sage, was f"ur eine Ehrenstelle du an meinem Hofe w"unschest.{\cq} %S.93 Aber er schlug alles aus und bat nur um ein Pferd und Geld %S.94 zur Reise, weil er in die Welt ziehen wollte. %S.94 Nun ritt er fort und kam zu einem Teich, da hatten sich %S.94 drei Fische im Rohr gefangen, die schnappten nach Wasser, und %S.94 klagten, da"s sie so elendig umkommen m"u"sten. Weil er nun ihre %S.94 Worte verstand und Mitleiden mit ihnen hatte, so stieg er ab und %S.94 setzte sie wieder ins Wasser. Da riefen die Fische heraus: {\oq}wir %S.94 wollen dirs gedenken und dirs vergelten!{\cq} Er ritt weiter, nicht %S.94 lang so h"orte er einen Ameisenk"onig zu seinen F"u"sen sprechen: %S.94 {\oq}wenn der Mensch nur mit seinem gro"sen Thier weg w"are, das %S.94 zertritt mir so viele von meinen Leuten.{\cq} Er blickte zur Erde und %S.94 sah, da"s sein Pferd in einen Ameisenhaufen getreten hatte, da %S.94 lenkte er ab und der Ameisenk"onig rief: {\oq}wir wollen dirs gedenken %S.94 und dirs vergelten!{\cq} Er ritt weiter und kam in einen Wald, da %S.94 sa"sen zwei Raben-Eltern auf dem Nest, warfen ihre Jungen heraus %S.94 und sprachen: {\oq}ihr seyd gro"s genug und k"onnt euch selbst ern"ahren, %S.94 wir k"onnen euch nicht mehr satt machen.{\cq} Da lagen die %S.94 Jungen auf der Erde, schlugen mit ihren kleinen Fittichen und %S.94 schrien: {\oq}wie sollen wir uns ern"ahren, wir k"onnen noch nicht fliegen, %S.94 und etwas suchen, wir m"ussen Hungers sterben.{\cq} Er stieg ab, %S.94 zog den Degen und t"odtete sein Pferd und warfs den jungen Raben %S.94 vor, die kamen herbeigeh"upft, s"attigten sich und sprachen: {\oq}wir %S.94 wollen dir's gedenken und dir's vergelten!{\cq} %S.94 Nun ging er zu Fu"s weiter und als er lange Wege gegangen %S.94 war, kam er in eine gro"se Stadt. Da ritt einer herum und %S.94 machte bekannt, wer Gemahl der jungen K"onigs"|tochter werden %S.94 wolle, m"u"se eins aus"|f"uhren, das sie ihm aufg"abe; untern"ahme %S.95 er's aber und vollbr"achte es nicht, so h"atte er das Leben verloren.{\cq} %S.95 Es wollte sich aber niemand mehr melden, so viele hatten %S.95 schon ihr Leben eingeb"u"st. Der J"ungling dachte, was hast du %S.95 zu verlieren? du willst es wagen! trat vor den K"onig und seine %S.95 Tochter und meldete sich als Freier. %S.95 Da ward er hinaus"|gef"uhrt ans Meer, ein Ring hinabgeworfen %S.95 und ihm aufgegeben, den Ring wieder heraus"|zuholen. Auch %S.95 wurde ihm gesagt, da"s wenn er untertauche und k"ame ohne ihn %S.95 in die H"ohe, so w"urde er wieder ins Wasser gest"urzt und m"u"ste %S.95 darin sterben. Darauf ward er allein gelassen und als er an dem %S.95 Ufer stand und "uberlegte, was er wohl thun solle, um den Ring %S.95 zu erlangen, sah er, wie die drei Fische, die er aus dem Rohr %S.95 ins Wasser geworfen, daher geschwommen kamen; der mittelste %S.95 hatte eine Muschel im Mund, die legte er an den Strand, dem %S.95 J"ungling zu F"u"sen und als er sie "offnete, lag der Ring darin. %S.95 Voll Freude brachte er ihn dem K"onig und verlangte seine Tochter, %S.95 diese aber, als sie h"orte, da"s er kein K"onigs"|sohn w"are, %S.95 wollte ihn nicht. Sie ging hinaus in den Garten, sch"uttete zehn %S.95 S"a{\ck}e voll Hirsen ins Gras und sprach: {\oq}die soll er auf"|lesen, %S.95 da"s kein K"ornchen fehlt und fertig seyn, Morgen eh die Sonne %S.95 aufgeht.{\cq} Nun h"atte es der J"ungling nicht vollbracht, wo ihm %S.95 nicht die treuen Thiere beigestanden h"atten. Aber in der Nacht %S.95 kam der Ameisenk"onig mit seinen viel tausend Ameisen, die lasen %S.95 in der Nacht allen Hirsen, trugen ihn in die S"a{\ck}e und waren, %S.95 eh die Morgensonne aufging, fertig, so da"s kein K"ornchen weggekommen %S.95 war. Als die K"onigs"|tochter in den Garten kam und %S.96 das sah, verwunderte sie sich und sprach: {\oq}ob er gleich auch dieses %S.96 vollbracht hat und jung und sch"on ist, so will ich ihn doch %S.96 nicht eher heirathen, als bis er mir einen Apfel vom Baum des %S.96 Lebens bringt.{\cq} Aber die aus dem Nest geworfenen Raben, die %S.96 er gef"uttert, waren gro"s geworden und hatten geh"ort, was die %S.96 K"onigs"|tochter verlangte. Da flogen sie fort und bald kam einer, %S.96 trug den Apfel im Schnabel und lie"s ihn dem J"ungling in die %S.96 Hand fallen. Als er ihn der K"onigs"|tochter brachte, nahm sie ihn %S.96 mit Freuden und wurde seine Gemahlin und als der alte K"onig %S.96 starb, erhielt er die Krone. %S.96 %% %% ============================================================ %% Liste der im Originaltext enthaltenen zu korrigierenden %% W"orter, Interpunktions- und Anf"uhrungszeichen, usw. %% ============================================================ %% Seite 93 , Zeile 4 %% [falsch] %% er sich nicht enthalten konnte, ein S"uckchen davon abzuschneiden %S.93 %% [richtig] %% er sich nicht enthalten konnte, ein St"uckchen davon abzuschneiden %S.93 %% %% Seite 93 , Zeile 5 %% [falsch] %% und zu essen. Kaum aber hatte er seine Zunge ber"uhrt, so h"orte %S.93 %% [richtig] %% und zu essen. Kaum aber hatte es seine Zunge ber"uhrt, so h"orte %S.93 %% %% Seite 93 , Zeile 15 %% [falsch] %% Unruhe ging er auf dem Hof hinab, da sa"sen die Enten an einem %S.93 %% [richtig] %% Unruhe ging er auf den Hof hinab, da sa"sen die Enten an einem %S.93 %% %% Seite 94 , Zeile 23 %% [falsch] %% wollen dir's gedenken und dir's vergelten!{\cq} %S.94 %% [richtig] %% wollen dirs gedenken und dirs vergelten!{\cq} %S.94 %% %% Seite 95, Zeile 2 %% [falsch] %% er's aber und vollbr"achte es nicht, so h"atte er das Leben verloren.{\cq} %S.95 %% [richtig] %% ers aber und vollbr"achte es nicht, so h"atte er das Leben verloren. %S.95 %% %% Seite 95, Zeile 4 %% [falsch] %% schon ihr Leben eingeb"u"st. Der J"ungling dachte, was hast du %S.95 %% [richtig] %% schon ihr Leben eingeb"u"st. Der J"ungling dachte, {\oq}was hast du %S.95 %% %% Seite 95, Zeile 5 %% [falsch] %% zu verlieren? du willst es wagen! trat vor den K"onig und seine %S.95 %% [richtig] %% zu verlieren? du willst es wagen!{\cq}, trat vor den K"onig und seine %S.95