% @book{bg_khm_1819-1, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen. % {G}esammelt durch die {B}r{\"{u}}der {G}rimm. % {E}rster {B}and. {M}it zwei {K}upfern. % {Z}weite vermehrte und verbesserte {A}uf{"|}lage", % publisher = "Gedruckt und verlegt bei G.\,Reimer", % address = "Berlin, Germany", % year = "1819", % volume = "1", % language = "German", % } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von Y. Kamezaki am 05. Dezember 2002 % und "uberpr"uft von Y. Nagata am 13. Dezember 2002 % \maerchentitel{Der singende Knochen} % 28. %S.145 % Der singende Knochen. %S.145 In einem gro"sen Wald lief ein m"achtiges Wildschwein herum, %S.145 das die "Acker umw"uhlte, das Vieh t"odtete und den Menschen %S.145 mit seinen Hauern den Leib aufri"s, also da"s sich niemand %S.145 mehr in die N"ahe des Waldes wagte und es zu einer Plage f"ur %S.145 das ganze Land ward. Der K"onig bot auf was er konnte, aber %S.145 noch jeder, der es einfangen oder t"odten wollte, war schlimm %S.145 weggekommen, so da"s niemand k"uhn genug war, das Wagni"s zu %S.145 "ubernehmen. Endlich lie"s der K"onig bekannt machen, wer das %S.145 Wildschwein erlege, solle seine einzige Tochter zur Gemahlin %S.145 haben. %S.145 Nun waren zwei Br"uder im Reich, S"ohne eines armen Mannes, %S.145 die meldeten sich dazu: der "alteste, der listig und klug war, %S.145 aus Hochmuth; der j"ungste, der unschuldig und dumm war, aus %S.145 % Kinderm"archen I. K %S.145 gutem Herzen. Der K"onig hie"s sie von verschiedenen Seiten %S.146 in den Wald gehen und ihr Heil versuchen; da ging der j"ungste von %S.146 Morgen aus, der "alteste von Abend. Als der j"ungste hinein gekommen %S.146 war, trat ein kleines M"annlein zu ihm, das hielt eine %S.146 schwarze Lanze in der Hand und sprach: {\oq}siehst du, mit dieser %S.146 Lanze kannst du ohne Furcht auf das Wildschwein eingehen und %S.146 es t"odten; die geb ich dir, weil dein Herz gut ist.{\cq} Nun nahm %S.146 er den Spie"s, dankte dem M"annlein und ging getrost weiter. %S.146 Bald sah er das Thier w"uthend heran rennen, aber er hielt den %S.146 Spie"s vor und es rennte sich in seiner blinden Wuth so gewaltig %S.146 hinein, da"s es sich selbst das Herz durchschnitt. Da nahm %S.146 er seinen Fang auf die Schulter, ging vergn"ugt heimw"arts und %S.146 wollte ihn dem K"onige bringen. %S.146 Der andere Bruder hatte auf seinem Weg ein Haus gefunden, %S.146 wo sich die Menschen mit Tanz und Wein lustig machten und %S.146 war da eingegangen. {\oq}Das Wildschwein, dachte er, lauft dir %S.146 doch nicht fort, du willst dir hier erst ein Herz trinken. Der %S.146 j"ungste kam nun bei seinem Heimweg daran vorbei und als ihn %S.146 der "alteste sah, mit der Beute beladen, ward er neidisch und %S.146 sann darauf ihm zu schaden. Da rief er: {\oq}komm doch herein, lieber %S.146 Bruder, und ruh dich ein wenig aus und trink einen Becher %S.146 Wein zur St"arkung.{\cq} Der j"ungste, der in seiner Unschuld an %S.146 nichts b"oses dachte, ging hinein und erz"ahlte ihm, wie es zugegangen %S.146 war und da"s er mit einer schwarzen Lanze das Schwein get"odtet %S.146 h"atte. Nun hielt ihn der "alteste zur"uck bis gegen Abend, %S.146 wo sie zusammen sich aufmachten. Als sie aber in der Dunkelheit %S.146 zu der Br"ucke "uber einen Bach kamen, lie"s der "alteste den %S.147 j"ungsten vorangehen und mitten drauf gab er ihm einen Schlag, %S.147 da"s er todt hinabst"urzte. Dann begrub er ihn unter der Br"ucke, %S.147 nahm das Schwein und brachte es vor den K"onig, mit dem Vorgeben, %S.147 er habe es get"odtet, und erhielt darauf die Tochter des %S.147 K"onigs zur Gemahlin. Als der j"ungste Bruder nicht wiederkommen %S.147 wollte, sagte er: {\oq}das Schwein wird ihm den Leib aufgerissen %S.147 haben.{\cq} Und das glaubte jedermann. %S.147 Weil aber vor Gott nichts verborgen bleibt, so sollte auch %S.147 diese schwarze That an des Tages Licht kommen. Nach langen %S.147 Jahren trieb ein Hirt seine Heerde "uber die Br"ucke, und sah unten %S.147 im Sande ein schneewei"ses Kn"ochlein liegen und dachte, das %S.147 g"abe ein gutes Mundst"uck. Da stieg er hinab, hob es auf und %S.147 schnitzte ein Mundst"uck f"ur sein Horn daraus, und als er es zum %S.147 erstenmal ansetzen und darauf blasen wollte, so fing das Kn"ochlein %S.147 an, von selbst zu singen: %S.147 \begin{verse} {\oq}Ach, du liebes Hirtelein, \\ %S.147 du bl"ast auf meinem Kn"ochelein! \\ %S.147 mein Bruder hat mich erschlagen \\ %S.147 unter der Br"ucke begraben, \\ %S.147 um das wilde Schwein \\ %S.147 f"ur des K"onigs T"ochterlein.{\cq} %S.147 \end{verse} {\oq}Ei, was f"ur ein H"ornlein, das von selber singt!{\cq} sprach der %S.147 Hirt, wu"ste nicht, was es zu bedeuten hatte, brachte es aber vor %S.147 den K"onig. Da fing das Kn"ochlein wieder an, dieselben Worte %S.147 zu singen; der K"onig verstand wohl, was es sagen wollte, lie"s %S.147 % K 2 %S.147 unter der Br"ucke graben und das ganze Gerippe des Erschlagenen %S.148 kam hervor. Der b"ose Bruder konnte sein Verbrechen nicht %S.148 leugnen und ward lebendig ins Wasser geworfen und ers"auft, die %S.148 Gebeine des Gemordeten aber wurden auf den Kirchhof in ein %S.148 sch"ones Grab zur Ruhe gelegt. %S.148 %% %% ============================================================ %% Liste der im Originaltext enthaltenen zu korrigierenden %% W"orter, Interpunktions- und Anf"uhrungszeichen, usw. %% ============================================================ %% Seite 146, Zeile 16 %% [falsch] %% war da eingegangen. {\oq}Das Wildschwein, dachte er, lauft dir %S.146 %% [richtig] %% war da eingegangen. {\oq}Das Wildschwein{\cq}, dachte er, {\oq}lauft dir %S.146 %% %% Seite 146 , Zeile 17 %% [falsch] %% doch nicht fort, du willst dir hier erst ein Herz trinken. Der %S.146 %% [richtig] %% doch nicht fort, du willst dir hier erst ein Herz trinken.{\cq} Der %S.146