% @book{bg_khm_1819-1, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen. % {G}esammelt durch die {B}r{\"{u}}der {G}rimm. % {E}rster {B}and. {M}it zwei {K}upfern. % {Z}weite vermehrte und verbesserte {A}uf{"|}lage", % publisher = "Gedruckt und verlegt bei G.\,Reimer", % address = "Berlin, Germany", % year = "1819", % volume = "1", % language = "German", % } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von Y. Kamezaki am 09. Dezember 2002 % und "uberpr"uft von Y. Nagata am 14. Dezember 2002 % %%% Besonderheiten f"ur den Fraktursatz: %% "| zur Vermeidung von Ligaturen; %% (Eingabe: e.g. auf"|fressen und Hof"|leute %% statt auffressen und Hofleute) %% "| auch f"ur das sogenannte runde s -- oder Schluss s -- im %% Kompositum (ansonsten wird dieses durch LaTeX -- und khm.sty -- %% von dem langen s richtig unterschieden und gesetzt); %% (Eingabe: e.g. Aus"|gang statt Ausgang) %% {} f"ur das runde s au"ser Komposita; %% (Eingabe: e.g. s{}' statt s') %% {\ck} f"ur ,,ck``, das bei der Silbentrennung am Zeilenende %% in die Form ,,k-k`` umgewandelt werden soll. % % Der erste M"archentext in jedem Band (i.e. ,,Der Froschk"onig % oder der eiserne Heinrich`` und ,,Der Arme und der Reiche``) % und der erste Kinderlegendentext (i.e. ,,Der heilige Joseph % im Walde``) sind mit einem Versalsatz geschm"uckt im Orginal. % Bei all den anderen Texten ist jede erste Zeile einger"uckt. % \maerchentitel{Die drei Sprachen} % 33. %S.169 % Die drei Sprachen. %S.169 In der Schweiz lebte einmal ein alter Graf, und hatte nur %S.169 einen einzigen Sohn, aber der war dumm und konnte nichts %S.169 lernen. Da sprach der Vater: {\oq}h"or mein Sohn, ich bringe %S.169 nichts in deinen Kopf, ich mag es anfangen, wie ich will, du %S.170 sollst mir fort, damit ber"uhmte Meister es mit dir versuchen.{\cq} %S.170 Nun ward der Junge in eine fremde Stadt geschickt, und blieb %S.170 bei den Meistern ein ganzes Jahr. Nach Verlauf desselben kam er %S.170 wieder heim, da fragte ihn der Vater: {\oq}nun, was hast du gelernt?{\cq} %S.170 Der Sohn antwortete: {\oq}Vater, ich habe gelernt, was %S.170 die Hunde bellen.{\cq} {\oq}Das Gott erbarm! sprach der Vater, das %S.170 ist alles, was du gelernt hast! nun sollst du in eine andere Stadt, %S.170 zu andern Meistern.{\cq} Der Junge ward hingebracht und blieb %S.170 wieder ein ganzes Jahr; als er darnach zr"uck kam, sprach der %S.170 Vater: {\oq}nun, was hast du gelernt?{\cq} Der Sohn antwortete: %S.170 {\oq}Vater, ich habe gelernt, was die V"ogli sprechen.{\cq} Da ward %S.170 der Vater zornig und rief: {\oq}o du verlorner Mensch! hast die %S.170 kostbare Zeit wieder zugebracht und nichts gelernt, und sch"amst %S.170 dich nicht mir vor die Augen zu kommen? nun schick ich dich zum %S.170 drittenmal zu andern Meistern, aber lernst du dies"|mal nichts, so %S.170 will ich dein Vater nicht mehr seyn.{\cq} Da ward der Sohn wieder %S.170 in eine andere Stadt zu den Meistern gebracht und blieb %S.170 das ganze Jahr da; als er nach Haus kam, fragte der Vater: %S.170 {\oq}nun, was hast du gelernt?{\cq} {\oq}Lieber Vater, antwortete er, ich %S.170 habe dieses Jahr gelernt, was die Fr"osche qua{\ck}en.{\cq} Da ward %S.170 der Vater ganz zornig, sprang auf, rief seine Leute und sagte: %S.170 {\oq}dieser Mensch ist mein Sohn nicht mehr, ich sto"se ihn von mir %S.170 und gebiet euch, ihn hinaus in den Wald zu f"uhren und zu t"odten.{\cq} %S.170 Sie nahmen ihn und f"uhrten ihn hinaus, aber als sie ihn %S.170 t"odten sollten, konnten sie nicht vor Mitleiden und lie"sen ihn gehen, %S.170 und schnitten einem Reh Augen und Zunge aus, damit sie %S.171 dem Alten die Wahrzeichen bringen konnten. %S.171 Der J"ungling wanderte fort und kam nach einiger Zeit zu %S.171 einer Burg, da bat er um Nachtherberge. {\oq}Ja, sagte der Burgherr, %S.171 wenn du da unten in dem alten Thurm "ubernachten willst, %S.171 so geh hin, aber er ist lebens"|gef"ahrlich, denn er ist voll wilder %S.171 Hunde, die bellen und heulen in einem fort und m"ussen zu gewissen %S.171 Stunden einen Menschen aus"|geliefert haben, den sie gleich %S.171 verzehren.{\cq} Dar"uber war aber die ganze Gegend umher in %S.171 Trauer und Leid, und konnte doch niemand helfen. Der J"ungling %S.171 sprach: {\oq}la"st mich nur hinab zu den bellenden Hunden, und %S.171 gebt mir etwas, das ich ihnen vorwerfen kann, mir sollen sie %S.171 nichts thun.{\cq} Weil er es nun selber nicht anders wollte, so gaben %S.171 sie ihm etwas Essen f"ur die wilden Thiere und f"uhrten ihn %S.171 hinab zu dem Thurm. Und als er hineintrat, wedelten die Hunde %S.171 freundlich um ihn herum und kr"ummten ihm kein H"archen, sondern %S.171 a"sen, was er ihnen hinsetzte. Am andern Morgen kam er %S.171 zu jedermanns Erstaunen gesund und unversehrt wieder heraus, %S.171 und sagte zum Burgherrn. {\oq}Die Hunde haben mir in ihrer %S.171 Sprache offenbart, warum sie da hausen und dem Lande schaden: %S.171 sie sind verw"unscht, so lang einen gro"sen Schatz im Thurme zu %S.171 h"uten, bis dieser gehoben ist, dann kommen sie zur Ruhe. Ich %S.171 habe auch aus ihren Reden vernommen, auf was Art und %S.171 Weise dies geschehen mu"s.{\cq} Bei diesen Worten war allgemeine %S.171 Freude und der Burgherr sprach: {\oq}wenn du mir den Schatz %S.171 gl"ucklich hebst, so soll meine Tochter deine Braut seyn.{\cq} Da unternahm %S.171 es der J"ungling und hob den gro"sen Schatz, worauf die %S.172 wilden Hunde verschwanden. Nun ward ihm die sch"one Jungfrau %S.172 angetraut und sie lebten vergn"ugt zusammen. %S.172 "Uber eine Zeit setzte er sich mit ihr in einen Wagen und %S.172 wollte nach Rom fahren; auf dem Weg kamen sie an einem Sumpf %S.172 vorbei, in welchem Fr"osche sa"sen und quackten. Der junge Graf%S.172 verstand was sie sprachen und war ganz nachdenklich und traurig, %S.172 sagte aber die Ursache seiner Frau nicht. Endlich gelangten sie in %S.172 Rom an, da war gerade der Pabst gestorben und unter den Kardin"alen %S.172 gro"ser Zweifel, wem sie zum Nachfolger bestimmen sollten. %S.172 Sie wurden zuletzt einig, derjenige, an dem sich ein g"ottliches %S.172 Wunderzeichen offenbaren w"urde, sollte zum Pabst erw"ahlt %S.172 werden. Und als sie das eben beschlossen, in demselben Augenblick %S.172 trat der junge Graf in die Kirche und pl"otzlich flogen zwei %S.172 schneewei"se Tauben auf jede seiner Schultern und blieben da sitzen. %S.172 Wie das die Geistlichkeit sah, erkannte sie das Zeichen Gottes %S.172 und frug ihn auf der Stelle, ob er ihr Pabst werden wolle? er %S.172 war unschl"u"sig und wu"ste nicht, ob er dessen w"urdig sey, aber %S.172 die Tauben redeten ihm zu, da"s er es thun m"ogte und er antwortete: %S.172 ja! Da wurde er gesalbt und geweiht und so war eingetroffen, %S.172 was ihm die Fr"osche unterwegs gesagt hatten, und wor"uber %S.172 er so best"urzt geworden, da"s er der heilige Pabst werden %S.172 sollte. Darauf mu"ste er eine Messe singen und wu"ste kein Wort %S.172 davon, aber die zwei Tauben sa"sen ihm stets auf den Schultern %S.172 und redeten ihm jedes Wort in das Ohr, das er zu sagen hatte. %S.172 %% %% ============================================================ %% Liste der im Originaltext enthaltenen zu korrigierenden %% W"orter, Interpunktions- und Anf"uhrungszeichen, usw. %% ============================================================ %% Seite 170, Zeile 4 %% [falsch] %% bei den Meistern ein ganzes Jahr. Nach Verlauf desselben kam er %S.170 %% [richtig] %% bei den Meistern ein ganzes Jahr. Nach Verlauf des"|selben kam er %S.170 %% %% Seite 170, Zeile 7 %% [falsch] %% die Hunde bellen.{\cq} {\oq}Das Gott erbarm! sprach der Vater, das %S.170 %% [richtig] %% die Hunde bellen.{\cq} -- {\oq}Da"s Gott erbarm!{\cq} sprach der Vater, {\oq}das %S.170 %% %% Seite 170, Zeile 8 %% [falsch] %% ist alles, was du gelernt hast! nun sollst du in eine andere Stadt, %S.170 %% [richtig] %% ist alles, was du gelernt hast? nun sollst du in eine andere Stadt, %S.170 %% %% Seite 170, Zeile 20 %% [falsch] %% {\oq}nun, was hast du gelernt?{\cq} {\oq}Lieber Vater, antwortete er, ich %S.170 %% [richtig] %% {\oq}nun, was hast du gelernt?{\cq} -- {\oq}Lieber Vater{\cq}, antwortete er, {\oq}ich %S.170 %% %% Seite 171, Zeile 4 %% [falsch] %% einer Burg, da bat er um Nachtherberge. {\oq}Ja, sagte der Burgherr, %S.171 %% [richtig] %% einer Burg, da bat er um Nachtherberge. {\oq}Ja{\cq}, sagte der Burgherr, %S.171 %% %% Seite 171, Zeile 5 %% [falsch] %% wenn du da unten in dem alten Thurm "ubernachten willst, %S.171 %% [richtig] %% {\oq}wenn du da unten in dem alten Thurm "ubernachten willst, %S.171 %% %% Seite 172, Zeile 10 %% [falsch] %% gro"ser Zweifel, wem sie zum Nachfolger bestimmen sollten. %S.172 %% [richtig] %% gro"ser Zweifel, wen sie zum Nachfolger bestimmen sollten. %S.172