% @book{bg_khm_1819-1, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen. % {G}esammelt durch die {B}r{\"{u}}der {G}rimm. % {E}rster {B}and. {M}it zwei {K}upfern. % {Z}weite vermehrte und verbesserte {A}uf{"|}lage", % publisher = "Gedruckt und verlegt bei G.\,Reimer", % address = "Berlin, Germany", % year = "1819", % volume = "1", % language = "German", % } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von A. Tokunaga am 11. Dezember 2002 % und "uberpr"uft von Y. Nagata am 18. Dezember 2002 % %%% Besonderheiten f"ur den Fraktursatz: %% "| zur Vermeidung von Ligaturen; %% (Eingabe: e.g. auf"|fressen und Hof"|leute %% statt auffressen und Hofleute) %% "| auch f"ur das sogenannte runde s -- oder Schluss s -- im %% Kompositum (ansonsten wird dieses durch LaTeX -- und khm.sty -- %% von dem langen s richtig unterschieden und gesetzt); %% (Eingabe: e.g. Aus"|gang statt Ausgang) %% {} f"ur das runde s au"ser Komposita; %% (Eingabe: e.g. s{}' statt s') %% {\ck} f"ur ,,ck``, das bei der Silbentrennung am Zeilenende %% in die Form ,,k-k`` umgewandelt werden soll. % % Der erste M"archentext in jedem Band (i.e. ,,Der Froschk"onig % oder der eiserne Heinrich`` und ,,Der Arme und der Reiche``) % und der erste Kinderlegendentext (i.e. ,,Der heilige Joseph % im Walde``) sind mit einem Versalsatz geschm"uckt im Orginal. % Bei all den anderen Texten ist jede erste Zeile einger"uckt. % \maerchentitel{Die kluge Else} % 34. %S.173 % Die kluge Else. %S.173 Es war ein Mann, der hatte eine Tochter, die hie"s die %S.173 \emph{kluge Else}. Als sie nun erwachsen war, sprach der Vater: %S.173 {\oq}wir wollen sie heirathen lassen.{\cq} {\oq}Ja, sagte die Mutter, wenn %S.173 nur einer k"ame, der sie haben wollte.{\cq} Endlich kam von weither %S.173 einer, der hie"s \emph{Hans} und hielt um sie an, unter der Bedingung, %S.173 da"s die kluge Else auch recht gescheidt w"are. {\oq}O, sprach %S.173 der Vater, die hat Zwirn im Kopf{\cq} und die Mutter sagte: {\oq}ach, %S.173 die sieht den Wind auf der Gasse laufen und h"ort die Fliegen %S.173 husten.{\cq} {\oq}Ja, sprach der Hans, wenn sie nicht recht gescheidt ist, %S.173 so nehm ich sie nicht.{\cq} Als sie nun zu Tisch sa"sen und gegessen %S.173 hatten, sprach die Mutter: {\oq}Else geh in den Keller und hol %S.173 Bier.{\cq} Da nahm die Else den Krug von der Wand, ging in %S.173 den Keller und klappte unterwegs brav mit dem De{\ck}el, damit %S.173 ihr die Zeit ja nicht lang w"urde. Als sie unten war, holte sie %S.173 ein St"uhlchen und stellte es vors Fa"s, damit sie sich nicht zu %S.173 b"u{\ck}en brauchte und ihrem R"u{\ck}en etwa nicht weh th"ate und unverhofften %S.173 Schaden n"ahme. Dann that sie die Kanne vor sich, %S.173 und drehte den Hahn auf und w"ahrend der Zeit, da"s das Bier %S.173 hinein lief, wollte sie doch ihre Augen nicht m"u"sig lassen, und %S.173 sah oben an die Wand hinauf, und erblickte nach vielem Hin- und %S.173 Herschauen eine Kreuzha{\ck}e gerade "uber sich, welche die Maurer %S.173 da aus Versehen hatten ste{\ck}en lassen. Da fing die kluge Else %S.173 an zu weinen und sprach: {\oq}wenn ich den Hans kriege und wir %S.173 kriegen ein Kind und das ist gro"s und wir schi{\ck}en das Kind %S.174 in den Keller, da"s es hier soll Bier zapfen, so f"allt ihm die %S.174 Kreuzha{\ck}e auf den Kopf und schl"agts todt!{\cq} %S.174 Da blieb sie sitzen, und weinte aus Jammer "uber das bevorstehende %S.174 Ungl"uck. Die oben sa"sen, warteten auf den Trunk, %S.174 aber die kluge Else kam immer nicht. Da sprach die Frau zur %S.174 Magd: {\oq}geh doch hinunter in den Keller und sieh, wo die Else %S.174 bleibt.{\cq} Die Magd ging und fand sie vor dem Fa"s sitzend, und %S.174 laut schreiend. {\oq}Else was weinst du?{\cq} fragte die Magd. {\oq}Ach, %S.174 antwortete sie, soll ich nicht weinen! wenn ich den Hans kriege %S.174 und wir kriegen ein Kind und das ist gro"s und soll hier Trinken %S.174 zapfen, so f"allt ihm vielleicht die Kreuzha{\ck}e auf den Kopf und %S.174 schl"agts todt.{\cq} Da sprach die Magd: {\oq}was haben wir f"ur eine %S.174 kluge Else!{\cq} setzte sich zu ihr und fing auch an, "uber das Ungl"uck %S.174 zu weinen. "Uber eine Weile, als die Magd nicht wiederkam %S.174 und die droben durstig nach dem Trank waren, sprach der Mann %S.174 zum Knecht: {\oq}geh doch hinunter in den Keller und sieh, wo die %S.174 Else und die Magd bleibt.{\cq} Der Knecht ging hinab, da sa"s die %S.174 kluge Else und die Magd und weinten beide zusammen, da fragte %S.174 er: {\oq}was weint ihr denn?{\cq} {\oq}Ach, sprach die Else: soll ich nicht %S.174 weinen! wenn ich den Hans kriege und wir kriegen ein Kind, %S.174 und das ist gro"s und soll hier Trinken zapfen, so f"allt ihm die %S.174 Kreuzha{\ck}e auf den Kopf und schl"agts todt.{\cq} Da sprach der %S.174 Knecht: {\oq}was haben wir f"ur eine kluge Else!{\cq} setzte sich zu ihr %S.174 und fing auch an, laut zu heulen. Oben warteten sie auf den %S.174 Knecht, als er aber immer nicht kam, sprach der Mann zur %S.174 Frau: {\oq}geh doch hinunter in den Keller und sieh, wo die Else %S.175 bleibt.{\cq} Die Frau ging hinab und fand alle drei in Wehklagen %S.175 und fragte nach der Ursache, da erz"ahlte ihr die Else auch, da"s %S.175 ihr zuk"unftiges Kind wohl w"urde von der Kreuzha{\ck}e todtgeschlagen %S.175 werden, wenn es erst gro"s w"are und Bier zapfen sollte, %S.175 und die Kreuzha{\ck}e fiele herab. Da sprach die Mutter gleichfalls: %S.175 {\oq}ach, was haben wir f"ur eine kluge Else!{\cq} setzte sieh hin %S.175 und weinte mit. Der Mann oben wartete auch ein Weilchen, %S.175 als aber seine Frau nicht wieder kam und sein Durst immer st"arker %S.175 ward, sprach er: {\oq}ich mu"s nur selber in den Keller gehn %S.175 und sehen, wo die Else bleibt.{\cq} Als er aber in den Keller kam, %S.175 und alle da bei einander sa"sen und weinten und er die Ursache %S.175 h"orte, da"s das Kind der Else schuld w"are, das sie vielleicht einmal %S.175 zur Welt br"achte und von der Kreuzha{\ck}e k"onnte todtgeschlagen %S.175 werden, wenn es gerade zur Zeit, wo sie herab fiele, %S.175 darunter s"a"se Bier zu zapfen, da rief er: {\oq}was f"ur eine kluge %S.175 Else!{\cq} setzte sich hin und weinte auch mit. Der Br"autigam %S.175 blieb lange oben allein, da niemand wiederkommen wollte, dachte %S.175 er, sie werden unten auf dich warten, du mu"st auch hingehen und %S.175 sehen was sie vorhaben. Als er hinab kam, sa"sen da f"unfe und %S.175 schrien und jammerten ganz erb"armlich, einer immer besser als %S.175 der andere. {\oq}Ei, was f"ur ein Ungl"uck ist denn geschehen?{\cq} %S.175 fragte er. {\oq}Ach, lieber Hans, sprach die Else, wann wir einander %S.175 heirathen und haben ein Kind und es ist gro"s und wir schi{\ck}ens %S.175 vielleicht hierher Trinken zu zapfen, da kann ihm ja die %S.175 Kreuzha{\ck}e die da oben ist ste{\ck}en geblieben, wenn sie herabfallen %S.175 sollte, den Kopf zerschlagen, da"s es liegen bleibt: sollen wir da %S.176 nicht weinen?{\cq} {\oq}Nun sprach Hans, mehr Verstand ist nicht n"othig, %S.176 weil du so eine kluge Else bist, so will ich dich haben,{\cq} %S.176 packte sie bei der Hand und nahm sie mit hinauf und hielt Hochzeit %S.176 mit ihr. %S.176 Als sie der Hans eine Weil hatte, sprach er: {\oq}Frau, ich will %S.176 aus"|gehen arbeiten und uns Geld verdienen, geh du ins Feld und %S.176 schneid das Korn, da"s wir Brot haben.{\cq} {\oq}Ja, mein lieber %S.176 Hans, das will ich thun.{\cq} Nachdem der Hans fort war, kochte %S.176 sie sich einen guten Brei, und nahm ihn mit ins Feld. Als sie %S.176 vor den A{\ck}er kam, sprach sie zu sich selbst: {\oq}was thu ich? Schneid %S.176 ich ehr oder e"s ich ehr? hei! ich will erst essen! {\oq}Nun a"s sie ihren %S.176 Topf mit Brei aus und als sie dick satt war, sprach sie wieder: %S.176 {\oq}was thu ich? schneid ich ehr, oder schlaf ich ehr? hei! ich %S.176 will erst schlafen!{\cq} Da legte sie sich ins Korn und schlief ein. %S.176 Der Hans war l"angst zu Haus, aber die Else wollte nicht kommen, %S.176 da sprach er: {\oq}was hab ich f"ur eine kluge Else, die ist so %S.176 flei"sig, da"s sie nicht einmal nach Haus kommt und i"st.{\cq} Als sie %S.176 aber noch immer aus"|blieb und es Abend ward, ging der Hans %S.176 hinaus und wollte sehen, was sie geschnitten h"atte, aber es war %S.176 nichts geschnitten, sondern sie lag im Korn und schlief. Da eilte %S.176 Hans geschwind heim und holte ein Vogelgarn mit kleinen Schellen, %S.176 und h"angte es um sie herum, und sie schlief noch immer fort. %S.176 Dann lief er heim, setzte sich auf seinen Stuhl und schlo"s die %S.176 Haus"|th"ure zu. Endlich erwachte die kluge Else, wie es schon %S.176 ganz dunkel war und als sie aufstand, rappelte es um sie herum, %S.176 % bei %S.176 bei jedem Schritt den sie that. Da erschrak sie und ward irre, %S.177 ob sie auch wirklich die kluge Else w"are und sprach: {\oq}bin ichs, %S.177 oder bin ichs nicht?{\cq} Sie wu"ste aber nicht, was sie darauf antworten %S.177 sollte und stand eine Zeitlang zweifelhaft, endlich dachte sie: %S.177 {\oq}ich will nach Haus gehen und fragen, ob ichs bin oder nicht, die %S.177 werdens ja wissen.{\cq} Da lief sie vor ihre Haus"|th"ure, die war verschlossen, %S.177 also klopfte sie an das Fenster und rief: {\oq}Hans, ist die %S.177 Else drinnen?{\cq} {\oq}Ja, antwortete der Hans, sie ist drinnen.{\cq} Da %S.177 war sie erschro{\ck}en und sprach: {\oq}Ach Gott! dann bin ichs nicht!{\cq} %S.177 und ging vor eine andere Th"ur, aber als die Leute das Klingeln %S.177 der Schellen h"orten, wollten sie nicht aufmachen und so gings ihr %S.177 "uberall, da lief sie fort zum Dorf hinaus. %S.177 %% %% ============================================================ %% Liste der im Originaltext enthaltenen zu korrigierenden %% W"orter, Interpunktions- und Anf"uhrungszeichen, usw. %% ============================================================ %% Seite 173, Zeile 3 %% [falsch] %% {\oq}wir wollen sie heirathen lassen.{\cq} {\oq}Ja, sagte die Mutter, wenn %S.173 %% [richtig] %% {\oq}wir wollen sie heirathen lassen.{\cq} -- {\oq}Ja{\cq}, sagte die Mutter, {\oq}wenn %S.173 %% %% Seite 173, Zeile 6 %% [falsch] %% da"s die kluge Else auch recht gescheidt w"are. {\oq}O, sprach %S.173 %% [richtig] %% da"s die kluge Else auch recht gescheidt w"are. {\oq}O{\cq}, sprach %S.173 %% %% Seite 173, Zeile 7 %% [falsch] %% der Vater, die hat Zwirn im Kopf{\cq} und die Mutter sagte: {\oq}ach, %S.173 %% [richtig] %% der Vater, {\oq}die hat Zwirn im Kopf{\cq}, und die Mutter sagte: {\oq}ach, %S.173 %% %% Seite 173, Zeile 9 %% [falsch] %% husten.{\cq} {\oq}Ja, sprach der Hans, wenn sie nicht recht gescheidt ist, %S.173 %% [richtig] %% husten.{\cq} -- {\oq}Ja{\cq}, sprach der Hans, {\oq}wenn sie nicht recht gescheidt ist, %S.173 %% %% Seite 174, Zeile 9 %% [falsch] %% laut schreiend. {\oq}Else was weinst du?{\cq} fragte die Magd. {\oq}Ach, %S.174 %% [richtig] %% laut schreiend. {\oq}Else was weinst du?{\cq} fragte die Magd. {\oq}Ach{\cq}, %S.174 %% %% Seite 174, Zeile 10 %% [falsch] %% antwortete sie, soll ich nicht weinen! wenn ich den Hans kriege %S.174 %% [richtig] %% antwortete sie, {\oq}soll ich nicht weinen! wenn ich den Hans kriege %S.174 %% %% Seite 174, Zeile 14 %% [falsch] %% kluge Else!{\cq} setzte sich zu ihr und fing auch an, "uber das Ungl"uck %S.174 %% [richtig] %% kluge Else!{\cq}, setzte sich zu ihr und fing auch an, "uber das Ungl"uck %S.174 %% %% Seite 174, Zeile 20 %% [falsch] %% er: {\oq}was weint ihr denn?{\cq} {\oq}Ach, sprach die Else: soll ich nicht %S.174 %% [richtig] %% er: {\oq}was weint ihr denn?{\cq} -- {\oq}Ach{\cq}, sprach die Else, {\oq}soll ich nicht %S.174 %% %% Seite 174, Zeile 24 %% [falsch] %% Knecht: {\oq}was haben wir f"ur eine kluge Else!{\cq} setzte sich zu ihr %S.174 %% [richtig] %% Knecht: {\oq}was haben wir f"ur eine kluge Else!{\cq}, setzte sich zu ihr %S.174 %% %% Seite 175, Zeile 7 %% [falsch] %% {\oq}ach, was haben wir f"ur eine kluge Else!{\cq} setzte sieh hin %S.175 %% [richtig] %% {\oq}ach, was haben wir f"ur eine kluge Else!{\cq}, setzte sieh hin %S.175 %% %% Seite 175, Zeile 17 %% [falsch] %% Else!{\cq} setzte sich hin und weinte auch mit. Der Br"autigam %S.175 %% [richtig] %% Else!{\cq}, setzte sich hin und weinte auch mit. Der Br"autigam %S.175 %% %% Seite 175, Zeile 23 %% [falsch] %% fragte er. {\oq}Ach, lieber Hans, sprach die Else, wann wir einander %S.175 %% [richtig] %% fragte er. {\oq}Ach, lieber Hans{\cq}, sprach die Else, {\oq}wann wir einander %S.175 %% %% Seite 176, Zeile 2 %% [falsch] %% nicht weinen?{\cq} {\oq}Nun sprach Hans, mehr Verstand ist nicht n"othig, %S.176 %% [richtig] %% nicht weinen?{\cq} -- {\oq}Nun{\cq}, sprach Hans, {\oq}mehr Verstand ist nicht n"othig; %S.176 %% %% Seite 176, Zeile 3 %% [falsch] %% weil du so eine kluge Else bist, so will ich dich haben,{\cq} %S.176 %% [richtig] %% weil du so eine kluge Else bist, so will ich dich haben{\cq}, %S.176 %% %% Seite 176, Zeile 8 %% [falsch] %% schneid das Korn, da"s wir Brot haben.{\cq} {\oq}Ja, mein lieber %S.176 %% [richtig] %% schneid das Korn, da"s wir Brot haben.{\cq} -- {\oq}Ja, mein lieber %S.176 %% %% Seite 176, Zeile 12 %% [falsch] %% ich ehr oder e"s ich ehr? hei! ich will erst essen! {\oq}Nun a"s sie ihren %S.176 %% [richtig] %% ich ehr oder e"s ich ehr? hei! ich will erst essen!{\cq} Nun a"s sie ihren %S.176 %% %% Seite 177, Zeile 8 %% [falsch] %% Else drinnen?{\cq} {\oq}Ja, antwortete der Hans, sie ist drinnen.{\cq} Da %S.177 %% [richtig] %% Else drinnen?{\cq} -- {\oq}Ja{\cq}, antwortete der Hans, {\oq}sie ist drinnen.{\cq} Da %S.177