% @book{bg_khm_1819-1, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen. % {G}esammelt durch die {B}r{\"{u}}der {G}rimm. % {E}rster {B}and. {M}it zwei {K}upfern. % {Z}weite vermehrte und verbesserte {A}uf{"|}lage", % publisher = "Gedruckt und verlegt bei G.\,Reimer", % address = "Berlin, Germany", % year = "1819", % volume = "1", % language = "German", % } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von Y. Tanimoto am 13. Dezember 2002 % und "uberpr"uft von Y. Nagata am 02. Januar 2003 % %%% Besonderheiten f"ur den Fraktursatz: %% "| zur Vermeidung von Ligaturen; %% (Eingabe: e.g. auf"|fressen und Hof"|leute %% statt auffressen und Hofleute) %% "| auch f"ur das sogenannte runde s -- oder Schluss s -- im %% Kompositum (ansonsten wird dieses durch LaTeX -- und khm.sty -- %% von dem langen s richtig unterschieden und gesetzt); %% (Eingabe: e.g. Aus"|gang statt Ausgang) %% {} f"ur das runde s au"ser Komposita; %% (Eingabe: e.g. s{}' statt s') %% {\ck} f"ur ,,ck``, das bei der Silbentrennung am Zeilenende %% in die Form ,,k-k`` umgewandelt werden soll. % % Der erste M"archentext in jedem Band (i.e. ,,Der Froschk"onig % oder der eiserne Heinrich`` und ,,Der Arme und der Reiche``) % und der erste Kinderlegendentext (i.e. ,,Der heilige Joseph % im Walde``) sind mit einem Versalsatz geschm"uckt im Orginal. % Bei all den anderen Texten ist jede erste Zeile einger"uckt. % \maerchentitel{Der R"auberbr"autigam} % 40. %S.206 % Der R"auberbr"autigam. %S.206 Es war einmal ein M"uller, der hatte eine sch"one Tochter, %S.206 als sie nun herangewachsen war, dachte er, wenn ein ordentlicher %S.206 Freier kommt und um sie anh"alt, so will ich sie ihm geben, damit %S.206 sie versorgt wird. Es trug sich zu, da"s einer kam, der sehr %S.206 reich schien, und da der Vater nichts an ihm aus"|zusetzen wu"ste, %S.206 so versprach er ihm seine Tochter; das M"adchen aber hatte ihn %S.206 nicht recht lieb, wie eine Braut ihren Br"autigam lieb haben soll, %S.206 und f"uhlte ein Grauen in seinem Herzen, so oft es ihn ansah, %S.206 oder an ihn dachte. Er sprach zu ihr: {\oq}warum besuchst du mich %S.206 nicht, da du meine Braut bist?{\cq} {\oq}Ich wei"s nicht, wo euer Haus %S.206 ist,{\cq} sagte das M"adchen. {\oq}Drau"sen ists, im gr"unen dunkeln %S.206 Wald,{\cq} antwortete der Br"autigam. Da suchte es Aus"|reden und %S.206 sprach: {\oq}da kann ich den Weg dahin nicht finden.{\cq} Der Br"autigam %S.206 aber sagte: {\oq}bis Sonntag mu"st du hinaus zu mir kommen, %S.206 dazu hab ich schon G"aste eingeladen, und damit du den %S.206 Weg durch den Wald findest, so will ich dir Asche streuen.{\cq} Als %S.206 es nun Sonntag war, und das M"adchen fort gehen sollte, ward %S.206 ihm so Angst, und es steckte sich beide Taschen voll Erbsen und %S.206 Linsen. Es kam zu dem Wald, da fand es die Asche gestreut %S.206 und ging auf dem Weg fort, aber rechts und links warf es bei %S.206 jedem Schritt ein paar Erbsen und Linsen auf die Erde. Nun %S.206 ging es fast den ganzen Tag, bis es zu einem Haus kam, das %S.206 mitten im dunkelsten Walde stand. Es sah niemand darin und %S.206 es war alles still, aber auf einmal rief eine Stimme: %S.207 \begin{verse} {\oq}kehr um, kehr um, du junge Braut, \\ %S.207 du bist in einem M"orderhaus!{\cq} %S.207 \end{verse} Wie es sich umsah, wars ein Vogel, der da in einem Bauer sa"s %S.207 und der noch einmal rief: %S.207 \begin{verse} {\oq}kehr um, kehr um, du junge Braut, \\ %S.207 du bist in einem M"orderhaus.{\cq} %S.207 \end{verse} Nun ging die sch"one Braut weiter aus einer Stube in die andere %S.207 und durchs ganze Haus, aber es war alles leer und keine %S.207 Menschenseele war zu finden. Endlich kam sie auch in den Keller, %S.207 da sa"s eine steinalte Frau. {\oq}K"onnt ihr mir nicht sagen, sprach %S.207 das M"adchen, ob mein Br"autigam hier wohnt.{\cq} -- {\oq}Ach! du liebes %S.207 Kind, antwortete die alte Frau, du bist in eine M"ordergrube %S.207 gekommen; deine Hochzeit soll mit dem Tod seyn, der R"auber %S.207 will dich ums Leben bringen. Siehst du, da hab ich einen gro"sen %S.207 Kessel mit Wasser aufsetzen m"ussen, wenn sie dich haben, zerha{\ck}en %S.207 sie dich und kochen dich darin und wollen dich dann essen. %S.207 Wenn ich dich nicht rette, so bist du verloren!{\cq} %S.207 Darauf versteckte sie das M"adchen hinter ein gro"ses Fa"s %S.207 und sprach: {\oq}reg dich und beweg dich nicht, sonst ists um dich %S.207 geschehen: wann die R"auber schlafen, so wollen wir entfliehen, %S.207 ich habe auch schon l"angst fortgewollt.{\cq} Kaum war das geschehen, %S.207 so kamen die R"auber heim und f"uhrten eine andere Jungfrau %S.207 mit, waren trunken, und h"orten nicht ihr Schreien und Jammern. %S.207 Sie gaben ihr Wein zu trinken, drei Gl"aser, ein Glas %S.207 wei"sen Wein, ein Glas rothen und ein Glas gelben, davon zersprang %S.207 ihr das Herz. Darauf rissen sie ihr die feinen Kleider ab, %S.208 legten sie auf einen Tisch und zerhackten ihren sch"onen Leib in %S.208 St"u{\ck}en, und streuten Salz dar"uber. Da ward der Braut hinter %S.208 dem Fa"s Angst, als m"u"ste sie nun auch sterben. Und einer %S.208 sah, da"s an dem kleinen Finger der Gemordeten ein goldener %S.208 Ring war, und weil er sich nicht gut abziehen lie"s, nahm er ein %S.208 Beil und hieb den Finger ab, aber der Finger sprang in die H"ohe %S.208 und fiel hinter das Fa"s, der Braut gerade in den Schoos. Der %S.208 R"auber nahm ein Licht und suchte darnach, konnte ihn aber nicht %S.208 finden, da sprach ein anderer: {\oq}hast du auch schon hinter dem %S.208 gro"sen Fa"s gesucht?{\cq} {\oq}Ei, rief die alte Frau, kommt und e"st, %S.208 und la"st das Suchen bis Morgen, der Finger lauft euch nicht %S.208 fort.{\cq} %S.208 Da lie"sen die R"auber vom Suchen ab, gingen und a"sen und %S.208 tranken, die Alte aber tr"opfelte ihnen einen Schlaftrunk in den %S.208 Wein, da"s sie sich bald in den Keller hinlegten, schliefen und %S.208 schnarchten. Als die Braut das h"orte, trat sie hinter dem Fa"s %S.208 hervor und mu"ste "uber die Schlafenden hinwegschreiten, die da %S.208 reihenweis lagen, und hatte gro"se Angst, sie m"ogte einen aufwe{\ck}en. %S.208 Aber Gott half ihr, da"s sie gl"ucklich durchkam, und %S.208 die Alte stieg mit ihr hinauf und sie machten sich aus der M"ordergrube %S.208 hinaus. Die gestreute Asche war fortgeweht, aber die %S.208 Erbsen und Linsen hatten gekeimt und waren aufgegangen, und %S.208 zeigten ihnen beim Mondschein den Weg. Da gingen sie die %S.208 ganze Nacht, bis sie Morgens in der M"uhle ankamen. Das M"adchen %S.208 aber erz"ahlte seinem Vater alles, wie es sich zugetragen hatte. %S.208 % Als %S.208 Als nun der Tag kam, wo die Hochzeit sollte gehalten werden, %S.209 erschien der Br"autigam, der M"uller aber lie"s alle seine %S.209 Verwandte und Bekannte einladen. Wie sie bei Tische sa"sen, %S.209 ward einem jedem aufgegeben, etwas zu erz"ahlen. Da sprach %S.209 der Br"autigam zur Braut: {\oq}nun, mein Herz, wei"st du nichts? %S.209 erz"ahl uns auch etwas.{\cq} Sie antwortete: {\oq}so will ich einen %S.209 Traum erz"ahlen. Ich ging durch einen Wald und kam an ein %S.209 Haus, da war keine Menschenseele darin, aber ein Vogel im %S.209 Bauer rief zweimal: %S.209 \begin{verse} {\oq}kehr um, kehr um, du junge Braut, \\ %S.209 du bist in einem M"orderhaus!{\cq} %S.209 \end{verse} mein Schatz, das tr"aumte mir nur. -- Da ging ich durch alle %S.209 Stuben, die waren alle leer, bis ich in den Keller kam, wo eine %S.209 steinalte Frau sa"s. Ich sprach: {\oq}wohnt mein Br"autigam hier?{\cq} %S.209 Sie aber antwortete: {\oq}ach! du liebes Kind, du bist in eine M"ordergrube %S.209 gekommen, der Br"autigam will dich zerha{\ck}en und t"odten, %S.209 und will dich dann kochen und essen.{\cq} -- mein Schatz, das %S.209 tr"aumte mir nur. -- Aber sie versteckte mich hinter ein gro"ses %S.209 Fa"s und kaum war das geschehen, so kamen die R"auber heim %S.209 und schleppten eine Jungfrau mit sich, der gaben sie dreierlei %S.209 Wein zu trinken: wei"sen, rothen und gelben, davon zersprang %S.209 ihr das Herz. -- Mein Schatz, das tr"aumte mir nur. -- Darauf %S.209 zogen sie ihr die feinen Kleider ab, und zerhackten auf einem %S.209 Tisch ihren sch"onen Leib in St"u{\ck}e, und bestreuten sie mit Salz -- %S.209 mein Schatz, das tr"aumte mir nur. -- Und einer von den R"aubern %S.209 sah, da"s an dem Goldfinger noch ein Ring steckte, und weil %S.209 % Kinderm"archen I. O %S.209 er schwer abzuziehen war, nahm er ein Beil und hieb ihn ab, %S.210 aber der Finger sprang in die H"ohe und sprang hinter das gro"se %S.210 Fa"s, und fiel mir gerade in den Schoos und \emph{da ist der Finger %S.210 mit dem Ring!}{\cq} Bei diesen Worten zog sie ihn hervor, %S.210 und zeigte ihn den Anwesenden. %S.210 Der R"auber, als er das sah und h"orte, wurde vor Schre{\ck}en %S.210 kreidewei"s und wollte entfliehen, aber die G"aste hielten ihn fest, %S.210 und "uberlieferten ihn dem Gericht. Da ward er und die ganze %S.210 Bande f"ur ihre Schandthaten gerichtet. %S.210 %% %% ============================================================ %% Liste der im Originaltext enthaltenen zu korrigierenden %% W"orter, Interpunktions- und Anf"uhrungszeichen, usw. %% ============================================================ %% Seite 206, Zeile 2 %% [falsch] %% als sie nun herangewachsen war, dachte er, wenn ein ordentlicher %S.206 %% [richtig] %% als sie nun herangewachsen war, dachte er: {\oq}wenn ein ordentlicher %S.206 %% %% Seite 206, Zeile 4 %% [falsch] %% sie versorgt wird. Es trug sich zu, da"s einer kam, der sehr %S.206 %% [richtig] %% sie versorgt wird.{\cq} Es trug sich zu, da"s einer kam, der sehr %S.206 %% %% Seite 206, Zeile 10 %% [falsch] %% nicht, da du meine Braut bist?{\cq} {\oq}Ich wei"s nicht, wo euer Haus %S.206 %% [richtig] %% nicht, da du meine Braut bist?{\cq} -- {\oq}Ich wei"s nicht, wo euer Haus %S.206 %% %% Seite 206, Zeile 11 %% [falsch] %% ist,{\cq} sagte das M"adchen. {\oq}Drau"sen ists, im gr"unen dunkeln %S.206 %% [richtig] %% ist{\cq}, sagte das M"adchen. {\oq}Drau"sen ists, im gr"unen dunkeln %S.206 %% %% Seite 206, Zeile 12 %% [falsch] %% Wald,{\cq} antwortete der Br"autigam. Da suchte es Aus"|reden und %S.206 %% [richtig] %% Wald{\cq}, antwortete der Br"autigam. Da suchte es Aus"|reden und %S.206 %% %% Seite 207, Zeile 11 %% [falsch] %% da sa"s eine steinalte Frau. {\oq}K"onnt ihr mir nicht sagen, sprach %S.207 %% [richtig] %% da sa"s eine steinalte Frau. {\oq}K"onnt ihr mir nicht sagen{\cq}, sprach %S.207 %% %% Seite 207, Zeile 12 %% [falsch] %% das M"adchen, ob mein Br"autigam hier wohnt.{\cq} {\oq}Ach! du liebes %S.207 %% [richtig] %% das M"adchen, {\oq}ob mein Br"autigam hier wohnt.{\cq} -- {\oq}Ach! du liebes %S.207 %% %% Seite 207, Zeile 13 %% [falsch] %% Kind, antwortete die alte Frau, du bist in eine M"ordergrube %S.207 %% [richtig] %% Kind{\cq}, antwortete die alte Frau, {\oq}du bist in eine M"ordergrube %S.207 %% %% Seite 208, Zeile 11 %% [falsch] %% gro"sen Fa"s gesucht?{\cq} {\oq}Ei, rief die alte Frau, kommt und e"st, %S.208 %% [richtig] %% gro"sen Fa"s gesucht?{\cq} -- {\oq}Ei{\cq}, rief die alte Frau, {\oq}kommt und e"st, %S.208 %% %% Seite 209, Zeile 10 %% [falsch] %% {\oq}kehr um, kehr um, du junge Braut, \\ %S.209 %% [richtig] %% {\oqs}kehr um, kehr um, du junge Braut, \\ %S.209 %% %% Seite 209, Zeile 11 %% [falsch] %% du bist in einem M"orderhaus!{\cq} %S.209 %% [richtig] %% du bist in einem M"orderhaus!{\cqs} %S.209 %% %% Seite 209, Zeile 14 %% [falsch] %% steinalte Frau sa"s. Ich sprach: {\oq}wohnt mein Br"autigam hier?{\cq} %S.209 %% [richtig] %% steinalte Frau sa"s. Ich sprach: {\oqs}wohnt mein Br"autigam hier?{\cqs} %S.209 %% %% Seite 209, Zeile 15 %% [falsch] %% Sie aber antwortete: {\oq}ach! du liebes Kind, du bist in eine M"ordergrube %S.209 %% [richtig] %% Sie aber antwortete: {\oqs}ach! du liebes Kind, du bist in eine M"ordergrube %S.209 %% %% Seite 209, Zeile 17 %% [falsch] %% und will dich dann kochen und essen.{\cq} -- mein Schatz, das %S.209 %% [richtig] %% und will dich dann kochen und essen.{\cqs} -- mein Schatz, das %S.209 %% %% Seite 209, Zeile 24 %% [falsch] %% Tisch ihren sch"onen Leib in St"u{\ck}e, und bestreuten sie mit Salz -- %S.209 %% [richtig] %% Tisch ihren sch"onen Leib in St"u{\ck}e, und bestreuten sie mit Salz. -- %S.209