% @book{bg_khm_1819-1, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen. % {G}esammelt durch die {B}r{\"{u}}der {G}rimm. % {E}rster {B}and. {M}it zwei {K}upfern. % {Z}weite vermehrte und verbesserte {A}uf{"|}lage", % publisher = "Gedruckt und verlegt bei G.\,Reimer", % address = "Berlin, Germany", % year = "1819", % volume = "1", % language = "German", % } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von A. Tokunaga am 12. Dezember 2002 % und "uberpr"uft von Y. Nagata am 03. Januar 2003 % \maerchentitel{Der Gevatter Tod} % 44. %S.215 % Der Gevatter Tod. %S.215 Es hatte ein armer Mann zw"olf Kinder und mu"ste Tag %S.215 und Nacht arbeiten, damit er ihnen nur Brot geben konnte. %S.215 Als nun das dreizehnte zur Welt kam, wu"ste er sich in seiner %S.215 Noth nicht zu helfen, lief hinaus und wollte den ersten, der ihm %S.215 begegnete, zu Gevatter bitten. Der erste, der ihm begegnete, das %S.215 war der liebe Gott, der wu"ste schon, was er auf dem Herzen %S.215 hatte und sprach zu ihm: {\oq}armer Mann, du dauerst mich, ich %S.215 will dein Kind aus der Taufe heben und will f"ur es sorgen, da"s %S.215 es gl"ucklich wird auf Erden.{\cq} Der Mann sprach: {\oq}wer bist du?{\cq} %S.215 {\oq}Ich bin der liebe Gott.{\cq} {\oq}So begehr ich dich nicht zum Gevatter, %S.215 denn du gibst den Reichen und l"assest die Armen hungern.{\cq} %S.215 So sprach der Mann, weil er nicht wu"ste, wie weislich Gott %S.215 Reichthum und Armuth vertheilt; wendete sich ab von dem Herrn %S.215 und ging weiter. Da trat der Teufel zu ihm und sprach: {\oq}was %S.215 suchst du? ich bin der Pathe deines Kinds und will ihm Gold %S.215 geben und alle Lust der Welt.{\cq} Der Mann fragte: {\oq}wer bist %S.215 du?{\cq} {\oq}Ich bin der Teufel;{\cq} {\oq}So begehr ich dich nicht zum %S.215 Gevatter, du betr"ugst und verf"uhrst die Menschen,{\cq} und ging %S.215 weiter. Da kam der Tod auf ihn zu geschritten und sprach: %S.215 {\oq}nimm mich zum Gevatter.{\cq} {\oq}Wer bist du?{\cq} fragte der Mann. %S.216 {\oq}Ich bin der Tod, der alles gleich macht.{\cq} Da sprach der Mann: %S.216 {\oq}du bist der rechte, du holst den Reichen und den Armen ohne %S.216 Unterschied, du sollst mein Gevattersmann seyn.{\cq} Der Tod antwortete: %S.216 {\oq}ich will dein Kind reich und ber"uhmt machen auf der %S.216 Welt, denn wer mich zum Freund hat, dem kanns nicht fehlen.{\cq} %S.216 Sprach der Mann: {\oq}k"unftigen Sonntag ist die Taufe, da stell %S.216 dich zu rechter Zeit ein.{\cq} Der Tod erschien, wie er versprochen %S.216 hatte, und hielt das Kind "uber die Taufe. %S.216 Als der Knabe nun zu Jahren gekommen war, trat zu einer %S.216 Zeit der Pathe ein, nahm ihn mit sich hinaus in den Wald, und %S.216 als sie ganz allein waren, sprach er: {\oq}jetzt sollst du dein Pathengeschenk %S.216 haben. Ich mache dich zu einem ber"uhmten Arzt. Wenn %S.216 du zu einem Kranken gerufen wirst, so will ich dir jedesmal %S.216 erscheinen, stehe ich zu F"u"sen des Kranken, so sprich keck, ich %S.216 will ihn wieder gesund machen, und gieb ihm nur von einem gewissen %S.216 Kraut ein, das ich dir zeigen will, so wird er genesen; %S.216 stehe ich aber zu Haupten des Kranken, so ist er mein und dann %S.216 sprich: {\oq}alle Hilfe ist umsonst, der mu"s sterben.{\cq} Dann zeigte %S.216 ihm der Tod das Kraut und sprach: {\oq}h"ute dich, da"s du es nicht %S.216 gegen meinen Willen gebrauchst.{\cq} %S.216 Es dauerte nicht lange, so war der Arzt in der ganzen Welt %S.216 ber"uhmt. {\oq}Wenn der den Kranken nur ansieht, wei"s er gleich, %S.216 ob er wieder gesund wird oder ob er sterben mu"s,{\cq} so hie"s es %S.216 von ihm und weit und breit kamen die Leute und holten ihn %S.216 und gaben ihm Gold, so viel, als er verlangte, also da"s er bald %S.216 gro"se Reichth"umer besa"s. Nun trug es sich zu, da"s der K"onig %S.217 auch krank ward, da wurde nach ihm geschickt, er sollte sagen, ob %S.217 er sterben m"u"ste. Wie der Arzt nun zu dem Bette trat, sah er %S.217 den Tod zu Haupten des Kranken stehen, und da war f"ur ihn %S.217 kein Kraut mehr gewachsen. Der Arzt aber dachte, vielleicht %S.217 kannst du den Tod "uberlisten, weils dein Herr Pathe ist, wird %S.217 er's so "ubel nicht nehmen, packte den K"onig an und legte ihn %S.217 verkehrt, so da"s der Tod an seine F"u"se zu stehen kam; darauf %S.217 gab er ihm das Kraut ein und der K"onig erholte sich und ward %S.217 wieder gesund. Der Tod aber kam zu dem Arzt, machte ein b"oses, %S.217 finsteres Gesicht und sprach: {\oq}diesmal soll dirs hingehen, %S.217 weil ich dein Pathe bin, aber unterstehst du dich noch einmal %S.217 mich zu betr"ugen, so geht dir's selbst an den Hals.{\cq} Bald darauf %S.217 ward des K"onigs Tochter krank, und niemand konnte ihr %S.217 helfen. Der alte K"onig weinte Tag und Nacht, da"s ihm die %S.217 Augen erblindeten, endlich lie"s er bekannt machen, wer sie vom %S.217 Tod errette, der solle zum Lohn ihr Gemahl werden und die %S.217 Krone erben. Nun kam der Arzt auch, aber der Tod stand zu %S.217 Haupten, doch als er die Sch"onheit der K"onigstochter sah und %S.217 an das Versprechen des K"onigs dachte, so verga"s er alle Warnungen, %S.217 und ob ihn gleich der Tod ganz f"urchterlich anschaute, %S.217 so kehrte er doch die Kranke herum und gab ihr sein Kraut, %S.217 so da"s sich das Leben in ihr neu zu regen anfing. %S.217 Der Tod aber, als er sich zum zweitenmal um sein Eigenthum %S.217 betrogen sah, trat zu dem Arzt und sprach: {\oq}nun folge %S.217 mir,{\cq} packte ihn hart mit seiner eiskalten Hand und f"uhrte ihn %S.217 in eine unterirdische H"ohle, in der viel tausend und tausend Lichter %S.218 in un"ubersehbaren Reihen brannten. Etliche waren gro"s, etliche %S.218 halb, etliche klein; jeden Augenblick verloschen einige und %S.218 brannten neue wieder auf, also da"s Fl"ammchen hin und her zu %S.218 h"upfen schienen. {\oq}Siehst du, sprach der Tod, das sind die Lebenslichter %S.218 der Menschen. Die gro"sen geh"oren Kindern, die halben %S.218 Eheleuten in ihren guten Jahren, die kleinen geh"oren Greisen. %S.218 Doch haben auch Kinder und junge Menschen oft nur ein %S.218 kleines Licht. Ist's abgebrannt, so ist ihr Leben zu Ende und %S.218 sie sind mein Eigenthum.{\cq} Der Arzt sprach: {\oq}zeige mir nun %S.218 auch mein Licht.{\cq} Da deutete der Tod auf ein ganz kleines Endchen, %S.218 das eben auszugehen drohte, und sagte: {\oq}siehst du!{\cq} Da %S.218 erschrak der Arzt und sprach: {\oq}ach, lieber Pathe, z"undet mir ein %S.218 neues an, damit ich meines Lebens erst genie"sen kann, K"onig %S.218 werde und Gemahl der sch"onen K"onigstochter.{\cq} {\oq}Ich kann nicht, %S.218 antwortete der Tod, erst mu"s ein's verl"oschen, eh' ein neues anbrennt.{\cq} %S.218 {\oq}So setzet das alte auf ein neues, das gleich fortbrennt, %S.218 wenn jenes zu Ende ist;{\cq} sprach der Arzt. Da stellte sich der %S.218 Tod an, als wollte er seinen Wunsch erf"ullen, langte ein frisches %S.218 gro"ses Licht herbei, aber beim Unterstecken versah er's, um sich %S.218 zu r"achen, absichtlich und das St"uckchen fiel und verlosch. Da %S.218 sank der Arzt mit um, und war nun selbst in die Hand des Todes %S.218 gefallen. %S.218 %% %% ============================================================ %% Liste der im Originaltext enthaltenen zu korrigierenden %% W"orter, Interpunktions- und Anf"uhrungszeichen, usw. %% ============================================================ %% Seite 215, Zeile 13 %% [falsch] %% {\oq}Ich bin der liebe Gott.{\cq} {\oq}So begehr ich dich nicht zum Gevatter, %S.215 %% [richtig] %% -- {\oq}Ich bin der liebe Gott.{\cq} -- {\oq}So begehr ich dich nicht zum Gevatter, %S.215 %% %% Seite 215, Zeile 20 %% [falsch] %% du?{\cq} {\oq}Ich bin der Teufel;{\cq} {\oq}So begehr ich dich nicht zum %S.215 %% [richtig] %% du?{\cq} -- {\oq}Ich bin der Teufel.{\cq} -- {\oq}So begehr ich dich nicht zum %S.215 %% %% Seite 215, Zeile 21 %% [falsch] %% Gevatter, du betr"ugst und verf"uhrst die Menschen,{\cq} und ging %S.215 %% [richtig] %% Gevatter, du betr"ugst und verf"uhrst die Menschen{\cq}, und ging %S.215 %% %% Seite 216, Zeile 1 %% [falsch] %% {\oq}nimm mich zum Gevatter.{\cq} {\oq}Wer bist du?{\cq} fragte der Mann. %S.216 %% [richtig] %% {\oq}nimm mich zum Gevatter.{\cq} -- {\oq}Wer bist du?{\cq} fragte der Mann. %S.216 %% %% Seite 216, Zeile 15 %% [falsch] %% erscheinen, stehe ich zu F"u"sen des Kranken, so sprich keck, ich %S.216 %% [richtig] %% erscheinen, stehe ich zu F"u"sen des Kranken, so sprich keck, {\oqs}ich %S.216 %% %% Seite 216, Zeile 16 %% [falsch] %% will ihn wieder gesund machen, und gieb ihm nur von einem gewissen %S.216 %% [richtig] %% will ihn wieder gesund machen{\cqs}, und gieb ihm nur von einem gewissen %S.216 %% %% Seite 216, Zeile 18 %% [falsch] %% stehe ich aber zu Haupten des Kranken, so ist er mein und dann %S.216 %% [richtig] %% stehe ich aber zu H"aupten des Kranken, so ist er mein und dann %S.216 %% %% Seite 216, Zeile 19 %% [falsch] %% sprich: {\oq}alle Hilfe ist umsonst, der mu"s sterben.{\cq} Dann zeigte %S.216 %% [richtig] %% sprich: {\oqs}alle Hilfe ist umsonst, der mu"s sterben.{\cqs}{\cq} Dann zeigte %S.216 %% %% Seite 216, Zeile 24 %% [falsch] %% ob er wieder gesund wird oder ob er sterben mu"s,{\cq} so hie"s es %S.216 %% [richtig] %% ob er wieder gesund wird oder ob er sterben mu"s{\cq}, so hie"s es %S.216 %% %% Seite 217, Zeile 4 %% [falsch] %% den Tod zu Haupten des Kranken stehen, und da war f"ur ihn %S.217 %% [richtig] %% den Tod zu H"aupten des Kranken stehen, und da war f"ur ihn %S.217 %% %% Seite 217, Zeile 5 %% [falsch] %% kein Kraut mehr gewachsen. Der Arzt aber dachte, vielleicht %S.217 %% [richtig] %% kein Kraut mehr gewachsen. Der Arzt aber dachte, {\oq}vielleicht %S.217 %% %% Seite 217, Zeile 7 %% [falsch] %% er's so "ubel nicht nehmen, packte den K"onig an und legte ihn %S.217 %% [richtig] %% er's so "ubel nicht nehmen{\cq}, packte den K"onig an und legte ihn %S.217 %% %% Seite 217, Zeile 19 %% [falsch] %% Haupten, doch als er die Sch"onheit der K"onigstochter sah und %S.217 %% [richtig] %% H"aupten, doch als er die Sch"onheit der K"onigstochter sah und %S.217 %% %% Seite 217, Zeile 26 %% [falsch] %% mir,{\cq} packte ihn hart mit seiner eiskalten Hand und f"uhrte ihn %S.217 %% [richtig] %% mir{\cq}, packte ihn hart mit seiner eiskalten Hand und f"uhrte ihn %S.217 %% %% Seite 218, Zeile 4 %% [falsch] %% brannten neue wieder auf, also da"s Fl"ammchen hin und her zu %S.218 %% [richtig] %% brannten neue wieder auf, also da"s die Fl"ammchen hin und her zu %S.218 %% %% Seite 218, Zeile 5 %% [falsch] %% h"upfen schienen. {\oq}Siehst du, sprach der Tod, das sind die Lebenslichter %S.218 %% [richtig] %% h"upfen schienen. {\oq}Siehst du{\cq}, sprach der Tod, {\oq}das sind die Lebenslichter %S.218 %% %% Seite 218, Zeile 15 %% [falsch] %% werde und Gemahl der sch"onen K"onigstochter.{\cq} {\oq}Ich kann nicht, %S.218 %% [richtig] %% werde und Gemahl der sch"onen K"onigstochter.{\cq} -- {\oq}Ich kann nicht{\cq}, %S.218 %% %% Seite 218, Zeile 16 %% [falsch] %% antwortete der Tod, erst mu"s ein's verl"oschen, eh' ein neues anbrennt.{\cq} %S.218 %% [richtig] %% antwortete der Tod, {\oq}erst mu"s ein's verl"oschen, eh' ein neues anbrennt.{\cq} %S.218 %% %% Seite 218, Zeile 17 %% [falsch] %% {\oq}So setzet das alte auf ein neues, das gleich fortbrennt, %S.218 %% [richtig] %% -- {\oq}So setzet das alte auf ein neues, das gleich fortbrennt, %S.218 %% %% Seite 218, Zeile 18 %% [falsch] %% wenn jenes zu Ende ist;{\cq} sprach der Arzt. Da stellte sich der %S.218 %% [richtig] %% wenn jenes zu Ende ist{\cq}, sprach der Arzt. Da stellte sich der %S.218