% @book{bg_khm_1819-1, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen. % {G}esammelt durch die {B}r{\"{u}}der {G}rimm. % {E}rster {B}and. {M}it zwei {K}upfern. % {Z}weite vermehrte und verbesserte {A}uf{"|}lage", % publisher = "Gedruckt und verlegt bei G.\,Reimer", % address = "Berlin, Germany", % year = "1819", % volume = "1", % language = "German", % } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von A. Tokunaga am 13. Dezember 2002 % und "uberpr"uft von Y. Nagata am 04. Januar 2003 % \maerchentitel{Der alte Sultan} % 48. %S.240 % Der alte Sultan. %S.240 Es hatte ein Bauer einen treuen Hund, der Sultan hie"s, %S.240 der war alt geworden, so da"s er nichts mehr fest packen konnte. %S.240 Da stand der Bauer einmal mit seiner Frau im Hofe und sprach: %S.240 {\oq}den alten Sultan schie"s ich morgen todt, der ist zu nichts mehr %S.240 nutz.{\cq} Der Frau that der Hund leid und sie antwortete: {\oq}er %S.240 hat uns so lange Jahre gedient, da"s wir ihm wohl k"onnten das %S.240 Gnadenbrot geben.{\cq} {\oq}Ei was, sprach der Mann, du bist nicht %S.240 recht gescheidt, er hat keinen Zahn mehr im Maul und kein Dieb %S.240 f"urchtet sich vor ihm; hat er uns gedient, so hat er sein gutes %S.240 % Fres- %S.240 Fressen daf"ur gekriegt, jetzt taugt er nichts mehr und da kann er %S.241 abgehn.{\cq} %S.241 Der Hund, der nicht weit davon lag, hatte alles mit angeh"ort, %S.241 erschrak und war traurig, da"s morgen sein letzter Tag seyn %S.241 sollte. Nun hatte er einen guten Freund, das war der Wolf, zu %S.241 dem ging er Abends hinaus in den Wald und erz"ahlte, was ihm %S.241 f"ur ein Schicksal bevorstehe. {\oq}Mach dir keine Sorgen, sprach %S.241 der Wolf, ich wei"s einen guten Rath. Morgen in aller fr"uh geht %S.241 dein Herr mit seiner Frau ins Heu und sie nehmen ihr kleines %S.241 Kind mit. Das legen sie bei der Arbeit hinter die Hecke in den %S.241 Schatten, da leg dich daneben, gleich als wolltest du es bewachen. %S.241 Dann will ich aus dem Wald kommen und das Kind rauben, du %S.241 mu"st mir nachspringen mit allen Kr"aften, als wolltest du mirs %S.241 wieder abjagen. Ich la"s es fallen und du bringst es wieder, dann %S.241 glauben sie, du h"attest es gerettet und sind viel zu dankbar, dir %S.241 etwas zu thun; im Gegentheil, du kommst in v"ollige Gnade und %S.241 es wird dir an nichts fehlen.{\cq} %S.241 Der Anschlag gefiel dem Hund und wie er ausgedacht war, %S.241 so wurde er auch ausgef"uhrt. Der Bauer schrie, wie er den Wolf %S.241 mit seinem Kind durchs Feld laufen sah, als es aber der alte %S.241 Sultan wieder zur"uckbrachte, da war er froh, streichelte ihn und %S.241 sprach: {\oq}dir soll nichts B"oses widerfahren, du sollst das Gnadenbrot %S.241 haben, so lang du lebst.{\cq} Dann sagte er zu seiner Frau: %S.241 {\oq}geh gleich heim und koch dem alten Sultan einen Weckbrei, den %S.241 braucht er nicht zu bei"sen und mein Kopfkissen schenk ich ihm auch %S.241 zu seinem Lager.{\cq} Von nun an hatte es der Sultan so gut, als %S.241 % Kinderm"archen I. Q %S.241 er sichs nur w"unschen konnte. Der Wolf besuchte ihn und freute %S.242 sich, da"s es so wohl gelungen war. {\oq}H"or Landsmann, sprach %S.242 er, du wirst doch ein Aug zudr"ucken, wenn ich deinem Herrn ein %S.242 fettes Schaf wegholen kann. Es wird einem heutzutage schwer, %S.242 sich durchzuschlagen.{\cq} {\oq}Nein, antwortete der hund, meinem %S.242 Herrn bin ich treu, das kann ich nicht zugeben.{\cq} Der Wolf indessen %S.242 meinte, das w"ar kein Ernst und kam in der Nacht, den %S.242 guten Bissen abzuholen; aber der treue Sultan hatte dem Herrn %S.242 alles angezeigt, so da"s dieser in der Scheuer aufpa"ste und dem %S.242 Wolf garstig die Haare k"ammte. Der Wolf mu"ste zwar ausrei"sen, %S.242 rief aber dem Hund noch zu: {\oq}du schlechter Kerl, das soll %S.242 dir nicht hingehen!{\cq} %S.242 Am andern Morgen schickte der Wolf das Schwein und lie"s %S.242 den Hund hinaus in den Wald fordern, da wollten sie ihre Sache %S.242 ausmachen. Der Hund konnte niemand als eine dreibeinige Katze %S.242 zu seinem Beistand bekommen; als sie nun zusammen hinaus gingen, %S.242 humpelte die arme Katze daher und streckte dabei den Schwanz %S.242 vor Schmerzen in die H"ohe. Der Wolf und sein Beistand waren %S.242 schon an Ort und Stelle; aber als sie die Gegenpart daher kommen %S.242 sahen, meinten sie, er f"uhre einen S"abel mit sich, weil sie %S.242 den aufgerichteten Schwanz der Katze daf"ur ansahen, und wenn %S.242 diese so auf drei Beinen h"upfte, dachten sie nicht anders, als sie %S.242 h"obe jedesmal einen Stein auf und wollte damit auf sie werfen. %S.242 Da ward ihnen beiden angst und das wilde Schwein verkroch sich %S.242 ins Laub und der Wolf sprang auf einen Baum. Der Hund und %S.242 die Katze, als sie herangekommen waren, wunderten sich, da"s %S.242 niemand sich sehen lie"s. Das wilde Schwein aber hatte sich im %S.243 Laub nicht ganz verstecken k"onnen, sondern die Ohren standen noch %S.243 hervor. Als die Katze nun umher schaute und das Schwein mit %S.243 den Ohren zwinste, meinte sie, es regte sich da eine Maus, sprang %S.243 drauf los und bi"s herzhaft hinein. Da erhob sich das Schwein %S.243 mit gro"sem Geschrei, sprang fort und rief noch zur"uck: {\oq}dort auf %S.243 dem Baum, da sitzt der Schuldner.{\cq} Der Hund und die Katze %S.243 sahen hinauf und erblickten den Wolf, der mu"ste sich sch"amen, da"s %S.243 er sich so gef"urchtet hatte und von dem Hund den Frieden annehmen. %S.243 %% %% ============================================================ %% Liste der im Originaltext enthaltenen zu korrigierenden %% W"orter, Interpunktions- und Anf"uhrungszeichen, usw. %% ============================================================ %% Seite 240, Zeile 19 %% [falsch] %% Gnadenbrot geben.{\cq} {\oq}Ei was, sprach der Mann, du bist nicht %S.240 %% [richtig] %% Gnadenbrot geben.{\cq} -- {\oq}Ei was{\cq}, sprach der Mann, {\oq}du bist nicht %S.240 %% %% Seite 241, Zeile 7 %% [falsch] %% f"ur ein Schicksal bevorstehe. {\oq}Mach dir keine Sorgen, sprach %S.241 %% [richtig] %% f"ur ein Schicksal bevorstehe. {\oq}Mach dir keine Sorgen{\cq}, sprach %S.241 %% %% Seite 241, Zeile 8 %% [falsch] %% der Wolf, ich wei"s einen guten Rath. Morgen in aller fr"uh geht %S.241 %% [richtig] %% der Wolf, {\oq}ich wei"s einen guten Rath. Morgen in aller fr"uh geht %S.241 %% %% Seite 242, Zeile 2 %% [falsch] %% sich, da"s es so wohl gelungen war. {\oq}H"or Landsmann, sprach %S.242 %% [richtig] %% sich, da"s es so wohl gelungen war. {\oq}H"or Landsmann{\cq}, sprach %S.242 %% %% Seite 242, Zeile 3 %% [falsch] %% er, du wirst doch ein Aug zudr"ucken, wenn ich deinem Herrn ein %S.242 %% [richtig] %% er, {\oq}du wirst doch ein Aug zudr"ucken, wenn ich deinem Herrn ein %S.242 %% %% Seite 242, Zeile 5 %% [falsch] %% sich durchzuschlagen.{\cq} {\oq}Nein, antwortete der hund, meinem %S.242 %% [richtig] %% sich durchzuschlagen.{\cq} -- {\oq}Nein{\cq}, antwortete der hund, {\oq}meinem %S.242