% @book{bg_khm_1819-1, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen. % {G}esammelt durch die {B}r{\"{u}}der {G}rimm. % {E}rster {B}and. {M}it zwei {K}upfern. % {Z}weite vermehrte und verbesserte {A}uf{"|}lage", % publisher = "Gedruckt und verlegt bei G.\,Reimer", % address = "Berlin, Germany", % year = "1819", % volume = "1", % language = "German", % } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von A. Tokunaga am 14. Dezember 2002 % und "uberpr"uft von Y. Nagata am 04. Januar 2003 % \maerchentitel{Dornr"oschen} % 50. %S.249 % Dornr"oschen. %S.249 Vor Zeiten war ein K"onig und eine K"onigin, die sprachen %S.249 jeden Tag: {\oq}ach, wenn wir doch ein Kind h"atten!{\cq} und kriegten %S.249 immer keins. Da trug sich zu, als die K"onigin einmal im Bade %S.249 sa"s, da"s ein Krebs aus dem Wasser ans Land kroch und zu ihr %S.249 sprach: {\oq}dein Wunsch wird erf"ullt und du wirst eine Tochter zur %S.249 Welt birngen.{\cq} Was der Krebs vorausgesagt hatte, das geschah %S.249 und die K"onigin gebar ein so sch"ones M"adchen, da"s der K"onig %S.249 vor Freuden sich nicht zu lassen wu"ste und ein gro"ses Fest anstellte. %S.249 Er lud nicht blos seine Verwandte, Freunde und Bekannte %S.249 sondern auch die weisen Frauen dazu ein, damit sie dem %S.249 Kind hold und gewogen w"urden. Es waren ihrer dreizehn in %S.249 seinem Reich, weil er aber nur zw"olf goldene Teller hatte, von %S.249 welchen sie essen sollten, konnte er eine nicht einladen. Die geladen %S.249 waren, kamen und nachdem das Fest gehalten war, beschenkten %S.249 sie das Kind mit ihren Wundergaben; die eine mit Tugend, %S.250 die andere mit Sch"onheit, die dritte mit Reichthum und so mit %S.250 allem, was Herrliches auf der Welt ist. Als zehn ihre W"unsche %S.250 eben gethan hatten, kam die dreizehnte herein, die nicht eingeladen %S.250 war und sich daf"ur r"achen wollte. Sie rief: {\oq}die K"onigstochter %S.250 soll sich in ihrem f"unfzehnten Jahr an einer Spindel stechen %S.250 und todt hinfallen.{\cq} Da trat die zw"olfte hervor, die noch %S.250 einen Wunsch "ubrig hatte; zwar konnte sie den b"osen Ausspruch %S.250 nicht aufheben, aber sie konnte ihn doch mildern und sprach: {\oq}es %S.250 soll aber kein Tod seyn, sondern ein hundertj"ahriger tiefer Schlaf, %S.250 in den die K"onigstochter f"allt.{\cq} %S.250 Der K"onig hoffte sein liebes Kind noch vor dem Ausspruch zu %S.250 bewahren und lie"s den Befehl ausgehen, da"s alle Spindeln im %S.250 ganzen K"onigreich sollten abgeschafft werden. An dem M"adchen %S.250 aber wurden alle die Gaben der weisen Frauen erf"ullt, denn es %S.250 war so sch"on, sittsam, freundlich und verst"andig, da"s es jedermann, %S.250 der es ansah, lieb haben mu"ste. Es geschah, da"s an dem %S.250 Tage, wo es gerade funfzehn Jahr alt ward, der K"onig und die %S.250 K"onigin nicht zu Haus waren und das Fr"aulein ganz allein im %S.250 Schlo"s zur"uckblieb. Da ging es aller Orten herum, besah Stuben %S.250 und Kammern, wie es Lust hatte und kam endlich auch an %S.250 einen alten Thurm. Es stieg eine enge Treppe hinauf und gelangte %S.250 zu einer kleinen Th"ure. In dem Schlo"s steckte ein gelber %S.250 Schl"ussel und als es umdrehte, sprang die Th"ure auf und sa"s da %S.250 in einem kleinen St"ubchen eine alte Frau und spann emsig ihren %S.250 Flachs. {\oq}Ei du altes M"utterchen, sprach die K"onigstochter, was %S.250 machst du da?{\cq} {\oq}Ich spinne{\cq} sagte die Alte und nickte mit %S.251 dem Kopf.{\cq} {\oq}Wie das Ding herumspringt!{\cq} sprach das Fr"aulein %S.251 und nahm die Spindel und wollte auch spinnen. Kaum hatte %S.251 sie die Spindel anger"uhrt, so ging die Verw"unschung des Zauberweibes %S.251 in Erf"ullung und sie stach sich damit. %S.251 In dem Augenblick aber, wo sie sich gestochen hatte, fiel sie %S.251 auch nieder in einen tiefen Schlaf. Und der K"onig und die K"onigin, %S.251 die eben zur"uckgekommen waren, fingen an mit dem ganzen %S.251 Hofstaat einzuschlafen. Da schliefen auch die Pferde im Stall %S.251 ein, die Hunde im Hof, die Tauben auf dem Dach, die Fliegen %S.251 an der Wand, ja, das Feuer, das auf dem Heerde flackerte, %S.251 ward still und schlief ein und der Braten h"orte auf zu brutzeln %S.251 und der Koch, der den K"uchenjungen, weil er etwas versehen %S.251 hatte, in den Haaren ziehen wollte, lie"s ihn los und schlief %S.251 und alles was lebendigen Othem hat, ward still und schlief. %S.251 Um das Schlo"s aber begann eine Dornenhecke zu wachsen, %S.251 die jedes Jahr h"oher ward und endlich das ganze Schlo"s so umzog %S.251 und dr"uber hinaus wuchs, da"s gar nichts mehr, selbst nicht %S.251 die Fahnen auf den D"achern, zu sehen war. Es ging aber die %S.251 Sage in dem Land von dem sch"onen, schlafenden Dornr"oschen, %S.251 denn so wurde die K"onigstochter genannt, also da"s von Zeit zu %S.251 Zeit K"onigss"ohne kamen und durch die Hecke in das Schlo"s dringen %S.251 wollten. Es war ihnen aber nicht m"oglich, denn die Dornen %S.251 hielten sich gleichsam wie an H"anden zusammen und sie blieben %S.251 darin h"angen und starben j"ammerlich. Nach langen, langen %S.251 Jahren kam wieder ein K"onigssohn durch das Land, dem erz"ahlte %S.251 ein alter Mann von der Dornhecke, es solle ein Schlo"s dahinter %S.252 stehen, in welchem ein wundersch"ones K"onigsfr"aulein, Dornr"oschen %S.252 genannt, schlafe mit dem ganzen Hofstaat. Er erz"ahlte auch, %S.252 da"s er von seinem Gro"svater geh"ort, wie viele K"onigss"ohne gekommen %S.252 w"aren, um durch die Dornenhecke zu dringen, aber darin %S.252 h"angen geblieben und eines traurigen Todes gestorben. Da sprach %S.252 der J"ungling: {\oq}das soll mich nicht abschrecken, ich will hindurch %S.252 und das sch"one Dornr"oschen sehen.{\cq} Der Alte mogte ihm abrathen, %S.252 wie er wollte, er h"orte gar nicht darauf. %S.252 Nun waren aber gerade an dem Tag, wo der K"onigssohn %S.252 kam, die hundert Jahre verflossen. Und als er sich der Dornhecke %S.252 n"aherte, waren es lauter gro"se, sch"one Blumen, die thaten %S.252 sich von selbst aus einander, da"s er unbesch"adigt hindurch ging; %S.252 hinter ihm aber thaten sie sich wieder als eine Hecke zusammen. %S.252 Er kam ins Schlo"s, da lagen im Hof die Pferde und scheckigen %S.252 Jagdhunde und schliefen, auf dem Dache sa"sen die Tauben und %S.252 hatten das K"opfchen unter den Fl"ugel gesteckt. Und als er ins %S.252 Haus kam, schliefen die Fliegen an der Wand, der Koch in der %S.252 K"uche hielt noch die Hand, als wollte er den Jungen anpacken %S.252 und die Magd sa"s vor dem schwarzen Huhn, das sollte gerupft %S.252 werden. Da ging er weiter und sah den ganzen Hofstaat da liegen %S.252 und schlafen und oben dr"uber den K"onig und die K"onigin. %S.252 Da ging er noch weiter und alles war so still, da"s einer seinen %S.252 Athem h"oren konnte, und endlich kam er zu dem Thurm und "offnete %S.252 die Th"ure zu der kleinen Stube, in welcher Dornr"oschen %S.252 schlief. Da lag es und war so sch"on, da"s er die Augen nicht abwenden %S.252 konnte und er b"uckte sich und gab ihm einen Ku"s. Wie %S.253 er ihm den Ku"s gegeben, schlug Dornr"oschen die Augen auf, erwachte %S.253 und sah ihn freundlich an. Da gingen sie zusammen herab %S.253 und der K"onig erwachte und die K"onigin und der ganze Hofstaat %S.253 und sahen einander mit gro"sen Augen an. Und die Pferde im %S.253 Hof standen auf und r"uttelten sich, die Jagdhunde sprangen und %S.253 wedelten; die Tauben auf dem Dach zogen das K"opfchen unterm %S.253 Fl"ugel hervor, sahen umher und flogen ins Feld; die Fliegen an %S.253 den W"anden krochen weiter; das Feuer in der K"uche erhob sich, %S.253 flackerte und kochte das Essen und der Braten brutzelte fort; der %S.253 Koch gab dem Jungen eine Ohrfeige, da"s er schrie und die Magd %S.253 rupfte das Huhn fertig. Und da wurde die Hochzeit des K"onigssohns %S.253 mit dem Dornr"oschen in aller Pracht gefeiert und sie lebten %S.253 vergn"ugt bis an ihr Ende. %S.253 %% %% ============================================================ %% Liste der im Originaltext enthaltenen zu korrigierenden %% W"orter, Interpunktions- und Anf"uhrungszeichen, usw. %% ============================================================ %% Seite 250, Zeile 18 %% [falsch] %% Tage, wo es gerade funfzehn Jahr alt ward, der K"onig und die %S.250 %% [richtig] %% Tage, wo es gerade f"unfzehn Jahr alt ward, der K"onig und die %S.250 %% %% Seite 250, Zeile 26 %% [falsch] %% Flachs. {\oq}Ei du altes M"utterchen, sprach die K"onigstochter, was %S.250 %% [richtig] %% Flachs. {\oq}Ei du altes M"utterchen{\cq}, sprach die K"onigstochter, {\oq}was %S.250 %% %% Seite 251, Zeile 1 %% [falsch] %% machst du da?{\cq} {\oq}Ich spinne{\cq} sagte die Alte und nickte mit %S.251 %% [richtig] %% machst du da?{\cq} -- {\oq}Ich spinne{\cq}, sagte die Alte und nickte mit %S.251 %% %% Seite 251, Zeile 2 %% [falsch] %% dem Kopf.{\cq} {\oq}Wie das Ding herumspringt!{\cq} sprach das Fr"aulein %S.251 %% [richtig] %% dem Kopf. {\oq}Wie das Ding herumspringt!{\cq}, sprach das Fr"aulein %S.251