% @book{bg_khm_1819-1, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen. % {G}esammelt durch die {B}r{\"{u}}der {G}rimm. % {E}rster {B}and. {M}it zwei {K}upfern. % {Z}weite vermehrte und verbesserte {A}uf{"|}lage", % publisher = "Gedruckt und verlegt bei G.\,Reimer", % address = "Berlin, Germany", % year = "1819", % volume = "1", % language = "German", % } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von A. Tokunaga am 20. Dezember 2002 % und "uberpr"uft von Y. Nagata am 05. Januar 2003 % %%% Besonderheiten f"ur den Fraktursatz: %% "| zur Vermeidung von Ligaturen; %% (Eingabe: e.g. auf"|fressen und Hof"|leute %% statt auffressen und Hofleute) %% "| auch f"ur das sogenannte runde s -- oder Schluss s -- im %% Kompositum (ansonsten wird dieses durch LaTeX -- und khm.sty -- %% von dem langen s richtig unterschieden und gesetzt); %% (Eingabe: e.g. Aus"|gang statt Ausgang) %% {} f"ur das runde s au"ser Komposita; %% (Eingabe: e.g. s{}' statt s') %% {\ck} f"ur ,,ck``, das bei der Silbentrennung am Zeilenende %% in die Form ,,k-k`` umgewandelt werden soll. % % Der erste M"archentext in jedem Band (i.e. ,,Der Froschk"onig % oder der eiserne Heinrich`` und ,,Der Arme und der Reiche``) % und der erste Kinderlegendentext (i.e. ,,Der heilige Joseph % im Walde``) sind mit einem Versalsatz geschm"uckt im Orginal. % Bei all den anderen Texten ist jede erste Zeile einger"uckt. % \maerchentitel{Rumpelstilzchen} % 55. %S.280 % Rumpelstilzchen. %S.280 Es war einmal ein M"uller, der war arm, aber er hatte eine %S.280 sch"one Tochter. Nun traf es sich, da"s er mit dem K"onig zu sprechen %S.280 kam und zu ihm sagte: {\oq}ich habe eine Tochter, die kann %S.280 Stroh zu Gold spinnen.{\cq} Dem K"onig, der das Gold lieb hatte, %S.280 gefiel die Kunst gar wohl und er befahl, die M"ullers"|tochter sollte %S.280 als"|bald vor ihn gebracht werden. Dann f"uhrte er sie in eine %S.280 Kammer, die ganz voll Stroh war, gab ihr Rad und Haspel, %S.280 und sprach: {\oq}wenn du diese Nacht durch bis morgen fr"uh dieses %S.280 Stroh nicht zu Gold versponnen hast, so mu"st du sterben.{\cq} Darauf %S.280 ward die Kammer verschlossen und sie blieb allein darin. %S.280 Da sa"s nun die arme M"ullers"|tochter und wu"ste um ihr Leben %S.280 kein Rath, denn sie verstand gar nichts davon, wie das Stroh %S.280 zu Gold zu spinnen war und ihre Angst ward immer gr"o"ser, da"s %S.280 sie zu weinen anfing. Da ging auf einmal die Th"ure auf und %S.280 trat ein kleines M"annchen herein und sprach: {\oq}guten Abend, %S.280 Jungfer M"ullerin, warum weint sie so sehr?{\cq} {\oq}Ach! antwortete %S.280 das M"adchen, ich soll Stroh zu Gold spinnen und verstehe es %S.280 nicht.{\cq} Sprach das M"annchen: {\oq}was gibst du mir, wenn ich %S.280 dirs spinne?{\cq} {\oq}Mein Hals"|band,{\cq} sagte das M"adchen. Das %S.280 M"annchen nahm das Hals"|band, setzte sich vor das R"adchen und %S.280 schnurr! schnurr! schnurr! dreimal gezogen, war die Spule voll. %S.280 Dann steckte es eine andere auf und schnurr! schnurr! schnurr! %S.280 dreimal gezogen, war auch die zweite voll, und so gings fort bis %S.280 zum Morgen, da war alles Stroh versponnen und alle Spulen %S.281 voll Gold. Als der K"onig kam und nachsah, da erstaunte er und %S.281 freute sich, aber sein Herz wurde nur noch begieriger und er lie"s %S.281 die M"ullers"|tochter in eine andere Kummer voll Stroh bringen, %S.281 die noch viel gr"o"ser war und befahl ihr, das auch in einer Nacht %S.281 zu spinnen, wenn ihr das Leben lieb w"are. Das M"adchen wu"ste %S.281 sich nicht zu helfen und weinte, da ging abermals die Th"ure auf %S.281 und das kleine M"annchen kam und sprach: {\oq}was giebst du mir, %S.281 wenn ich dir das Stroh zu Gold spinne?{\cq} {\oq}Meinen Ring von %S.281 der Hand,{\cq} antwortete das M"adchen. Das M"annchen nahm den %S.281 Ring und fing wieder an zu schnurren mit dem Rade, und hatte %S.281 bis zum Morgen alles Stroh zu gl"anzendem Gold gesponnen. %S.281 Der K"onig freute sich "uber die Ma"sen bei dem Anblick des Goldes, %S.281 war aber noch nicht satt, sondern lie"s die M"ullers"|tochter in %S.281 eine noch gr"o"sere Kammer voll Stroh bringen und sprach: {\oq}die %S.281 mu"st du noch in dieser Nacht verspinnen, wann dir das gelingt, %S.281 sollst du meine Gemahlin werden;{\cq} denn, dachte er, eine reichere %S.281 Frau kannst du auf der Welt nicht haben. Als das M"adchen allein %S.281 war, kam das M"annlein zum drittenmal wieder und sprach: %S.281 {\oq}was giebst du mir, wenn ich dir noch dies"|mal das Stroh spinne?{\cq} %S.281 {\oq}Ich habe nichts mehr,{\cq} antwortete das M"adchen. {\oq}So versprich %S.281 mir, wann du K"onigin wirst, dein erstes Kind.{\cq} Wer %S.281 wei"s, wie das noch geht, dachte die M"ullers"|tochter und wu"ste %S.281 sich auch in der Noth nicht anders zu helfen, so da"s sie es dem %S.281 M"annchen versprach und das M"annchen spann noch einmal das %S.281 Stroh zu Gold. Und als am Morgen der K"onig kam und alles %S.281 fand, wie er gew"unscht hatte, so hielt er Hochzeit mit ihr und %S.282 die sch"one M"ullers"|tochter ward eine K"onigin. %S.282 "Uber ein Jahr brachte sie ein sch"ones Kind zur Welt und %S.282 dachte gar nicht mehr an das M"annchen, da trat es in ihre Kammer %S.282 und forderte was ihm versprochen war. Die K"onigin erschrak %S.282 und bot dem M"annchen alle Reichth"umer des K"onigreichs an, wenn %S.282 es ihr das Kind lassen wollte, aber das M"annchen sprach: {\oq}nein, %S.282 etwas Lebendes ist mir lieber, als alle Sch"atze der Welt.{\cq} Da %S.282 fing die K"onigin so an zu jammern und zu weinen, da"s es das %S.282 M"annchen doch dauerte und es sprach: {\oq}drei Tage will ich dir %S.282 Zeit lassen, wenn du bis dahin meinen Namen wei"st, so sollst %S.282 du dein Kind behalten.{\cq} %S.282 Nun dachte die K"onigin die ganze Nacht "uber an alle Namen, %S.282 die sie jemals geh"ort hatte, und schickte einen Boten aus "uber %S.282 Land, der sollte sich erkundigen weit und breit nach neuen Namen. %S.282 Als am andern Tag das M"annchen kam, fing sie mit Caspar, %S.282 Melchior und Balzer an und sagte alle die sie wu"ste, nach der %S.282 Reihe her, aber bei jedem sprach das M"annlein: {\oq}so hei"s ich %S.282 nicht.{\cq} Den zweiten Tag lie"s sie herumfragen bei allen Leuten %S.282 und legte dem M"annlein alle die ungew"ohnlichsten und seltsamsten %S.282 vor, als: Rippenbiest, Hammels"|wade, Schn"urbein, aber es blieb %S.282 dabei: {\oq}so hei"s ich nicht.{\cq} Den dritten Tag kam der Bote wieder %S.282 zur"uck und erz"ahlte: {\oq}neue Namen habe ich keinen einzigen %S.282 finden k"onnen, aber wie ich an einen hohen Berg um die Walde{\ck}e %S.282 kam, wo Fuchs und Has sich gute Nacht sagen, so sah ich da %S.282 ein kleines Haus und vor dem Haus brannte ein Feuer und um %S.282 das Feuer sprang ein gar zu l"acherliches M"annchen, h"upfte auf %S.283 einem Bein und schrie: %S.283 \begin{verse} heute back ich, morgen brau ich, \\ %S.283 "ubermorgen hol ich der Frau K"onigin ihr Kind; \\ %S.283 ach, wie gut ist, da"s niemand wei"s, \\ %S.283 da"s ich Rumpelstilzchen hei"s!{\cq} %S.283 \end{verse} Wie die K"onigin das h"orte, war sie ganz froh und als bald das %S.283 M"annlein kam und sprach: {\oq}nun, Frau K"onigin, wie hei"s ich?{\cq} %S.283 da fragte sie erst: {\oq}hei"sest du Cunz?{\cq} {\oq}Nein.{\cq} {\oq}Hei"sest du %S.283 Heinz?{\cq} {\oq}Nein.{\cq} %S.283 \begin{verse} {\oq}Hei"st du etwa Rumpelstilzchen?{\cq} %S.283 \end{verse} {\oq}Das hat dir der Teufel gesagt! Das hat dir der Teufel gesagt!{\cq} %S.283 schrie das M"annlein und stie"s mit dem rechten Fu"s vor Zorn so %S.283 tief in die Erde, da"s es bis an den Leib hineinfuhr, dann packte %S.283 es in einer Wuth den linken Fu"s mit beiden H"anden und ri"s sich %S.283 mitten entzwei. %S.283 %% %% ============================================================ %% Liste der im Originaltext enthaltenen zu korrigierenden %% W"orter, Interpunktions- und Anf"uhrungszeichen, usw. %% ============================================================ %% Seite 280, Zeile 12 %% [falsch] %% kein Rath, denn sie verstand gar nichts davon, wie das Stroh %S.280 %% [richtig] %% keinen Rath, denn sie verstand gar nichts davon, wie das Stroh %S.280 %% %% Seite 280, Zeile 16 %% [falsch] %% Jungfer M"ullerin, warum weint sie so sehr?{\cq} {\oq}Ach! antwortete %S.280 %% [richtig] %% Jungfer M"ullerin, warum weint sie so sehr?{\cq} -- {\oq}Ach!{\cq}, antwortete %S.280 %% %% Seite 280, Zeile 17 %% [falsch] %% das M"adchen, ich soll Stroh zu Gold spinnen und verstehe es %S.280 %% [richtig] %% das M"adchen, {\oq}ich soll Stroh zu Gold spinnen und verstehe es %S.280 %% %% Seite 280, Zeile 19 %% [falsch] %% dirs spinne?{\cq} {\oq}Mein Hals"|band,{\cq} sagte das M"adchen. Das %S.280 %% [richtig] %% dirs spinne?{\cq} -- {\oq}Mein Hals"|band{\cq}, sagte das M"adchen. Das %S.280 %% %% Seite 281, Zeile 4 %% [falsch] %% die M"ullers"|tochter in eine andere Kummer voll Stroh bringen, %S.281 %% [richtig] %% die M"ullers"|tochter in eine andere Kammer voll Stroh bringen, %S.281 %% %% Seite 281, Zeile 9 %% [falsch] %% wenn ich dir das Stroh zu Gold spinne?{\cq} {\oq}Meinen Ring von %S.281 %% [richtig] %% wenn ich dir das Stroh zu Gold spinne?{\cq} -- {\oq}Meinen Ring von %S.281 %% %% Seite 281, Zeile 10 %% [falsch] %% der Hand,{\cq} antwortete das M"adchen. Das M"annchen nahm den %S.281 %% [richtig] %% der Hand{\cq}, antwortete das M"adchen. Das M"annchen nahm den %S.281 %% %% Seite 281, Zeile 17 %% [falsch] %% sollst du meine Gemahlin werden;{\cq} denn, dachte er, eine reichere %S.281 %% [richtig] %% sollst du meine Gemahlin werden.{\cq} -- {\oq}Denn{\cq}, dachte er, {\oq}eine reichere %S.281 %% %% Seite 281, Zeile 18 %% [falsch] %% Frau kannst du auf der Welt nicht haben. Als das M"adchen allein %S.281 %% [richtig] %% Frau kannst du auf der Welt nicht haben{\cq}. Als das M"adchen allein %S.281 %% %% Seite 281, Zeile 21 %% [falsch] %% {\oq}Ich habe nichts mehr,{\cq} antwortete das M"adchen. {\oq}So versprich %S.281 %% [richtig] %% -- {\oq}Ich habe nichts mehr{\cq}, antwortete das M"adchen. {\oq}So versprich %S.281 %% %% Seite 281, Zeile 22 %% [falsch] %% mir, wann du K"onigin wirst, dein erstes Kind.{\cq} Wer %S.281 %% [richtig] %% mir, wann du K"onigin wirst, dein erstes Kind.{\cq} -- {\oq}Wer %S.281 %% %% Seite 281, Zeile 23 %% [falsch] %% wei"s, wie das noch geht, dachte die M"ullers"|tochter und wu"ste %S.281 %% [richtig] %% wei"s, wie das noch geht{\cq}, dachte die M"ullers"|tochter und wu"ste %S.281 %% %% Seite 283, Zeile 3 %% [falsch] %% heute back ich, morgen brau ich, \\ %S.283 %% [richtig] %% {\oq}heute back ich, morgen brau ich, \\ %S.283 %% %% Seite 283, Zeile 9 %% [falsch] %% da fragte sie erst: {\oq}hei"sest du Cunz?{\cq} {\oq}Nein.{\cq} {\oq}Hei"sest du %S.283 %% [richtig] %% da fragte sie erst: {\oq}hei"sest du Cunz?{\cq} -- {\oq}Nein.{\cq} -- {\oq}Hei"sest du %S.283 %% %% Seite 283, Zeile 10 %% [falsch] %% Heinz?{\cq} {\oq}Nein.{\cq} %S.283 %% [richtig] %% Heinz?{\cq} -- {\oq}Nein.{\cq} -- %S.283