% @book{bg_khm_1819-1, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen. % {G}esammelt durch die {B}r{\"{u}}der {G}rimm. % {E}rster {B}and. {M}it zwei {K}upfern. % {Z}weite vermehrte und verbesserte {A}uf{"|}lage", % publisher = "Gedruckt und verlegt bei G.\,Reimer", % address = "Berlin, Germany", % year = "1819", % volume = "1", % language = "German", % } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von A. Tokunaga am 24. Dezember 2002 % und "uberpr"uft von Y. Nagata am 13. Januar 2003 % \maerchentitel{Die zw"olf J"ager} % 67. %S.365 % Die zw"olf J"ager. %S.365 Es war einmal ein K"onigssohn, der hatte eine Braut, und %S.365 hatte sie sehr lieb. Als er nun bei ihr sa"s und ganz vergn"ugt %S.365 war, da kam die Nachricht, da"s sein Vater todt krank l"age und %S.365 ihn noch vor seinem Ende zu sehen verlangte. Da sprach er zu %S.365 seiner Liebsten: {\oq}ich mu"s nun fort und mu"s dich verlassen, da %S.365 geb ich dir einen Ring zu meinem Andenken. Wann ich K"onig %S.365 bin, komm ich wieder und hol dich heim.{\cq} Da ritt er fort, und %S.365 als er bei seinem Vater anlangte, so war dieser sterbenskrank und %S.365 dem Tode nah. Er sprach aber zu ihm: {\oq}liebster Sohn, ich habe %S.365 dich vor meinem Ende noch einmal sehen wollen, versprich mir %S.365 nach meinem Willen dich zu verheirathen.{\cq} und nannte ihm eine %S.365 gewisse K"onigstochter, die sollte seine Gemahlin werden. Der %S.365 Sohn war so betr"ubt, da"s er sich gar nicht bedachte, sondern sprach: %S.365 {\oq}ja, lieber Vater, was Ihr Wille ist, soll geschehen,{\cq} und darauf %S.365 schlo"s der K"onig die Augen und starb. %S.365 Als nun der Sohn zum K"onig ausgerufen und die Trauerzeit %S.365 verflossen war, mu"ste er das Versprechen halten, da"s er seinem %S.365 Vater gegeben hatte und lie"s um die K"onigstochter werben, %S.365 und sie wurde ihm auch zugesagt. Da h"orte das seine erste Braut %S.365 und gr"amte sich "uber die Untreue so sehr, da"s sie fast verging. %S.365 Da sprach ihr Vater zu ihr: {\oq}liebstes Kind, warum bist du so %S.365 traurig? was du w"unschest, das soll doch geschehen.{\cq} Sie bedachte %S.365 sich einen Augenblick, dann sprach sie: {\oq}lieber Vater, ich %S.365 w"unsche mir elf M"adchen, von Angesicht, Gestalt und Wuchs mir %S.366 v"ollig gleich{\cq} Sprach der K"onig: {\oq}wenns m"oglich ist, solls erf"ullt %S.366 werden,{\cq} und lie"s in seinem ganzen Reich so lange suchen, %S.366 bis elf Jungfrauen gefunden waren, seiner Tochter von Angesicht, %S.366 Gestalt und Wuchs v"ollig gleich. %S.366 Als sie zu der K"onigstochter kamen, lie"s diese zw"olf J"agerkleider %S.366 machen, eins wie das andere, und die elf Jungfrauen %S.366 mu"sten die J"agerkleider anziehen und sie selber zog das zw"olfte %S.366 an. Und darauf nahm sie Abschied von ihrem Vater und ritt mit %S.366 ihnen fort, und ritt an den Hof ihres ehemaligen Br"autigams, %S.366 den sie so sehr liebte. Da fragte sie an, ob er J"ager brauche! %S.366 und ob er sie alle zusammen nicht in seinen Dienst nehmen wollte. %S.366 Der K"onig sah sie an und erkannte sie nicht, weil es aber so %S.366 sch"one Leute waren, sprach er ja, er wollte sie gerne nehmen, und %S.366 da waren sie die zw"olf J"ager des K"onigs. %S.366 Der K"onig aber hatte einen L"owen, das war ein wunderliches %S.366 Thier, denn er wu"ste alles Verborgene und Heimliche. Es %S.366 trug sich zu, da"s er eines Abends zum K"onig sprach: {\oq}du meinst %S.366 du h"attest da zw"olf J"ager?{\cq} {\oq}Ja, sagte der K"onig, zw"olf J"ager %S.366 sinds.{\cq} Sprach der L"owe weiter: {\oq}du irrst dich, das sind %S.366 zw"olf M"adchen.{\cq} Antwortete der K"onig: {\oq}das ist nimmermehr %S.366 wahr, wie willst du mir das beweisen?{\cq} {\oq}O la"s nur Erbsen %S.366 in dein Vorzimmer streuen, antwortete der L"owe, da wirst du's %S.366 gleich sehen, M"anner haben einen festen Tritt, wenn die dar"uber %S.366 hingehen, regt sich keine, aber M"adchen, die trippeln und trappeln %S.366 und schlurfeln und die Erbsen rollen.{\cq} Dem K"onig gefiel %S.367 der Rath wohl, und er lie"s die Erbsen streuen. %S.367 Es war aber ein Diener des K"onigs, der war den J"agern %S.367 gut und wie er h"orte, da"s sie sollten auf die Probe gestellt werden, %S.367 ging er hin und erz"ahlte ihnen alles wieder und sprach: %S.367 der L"owe will dem K"onig weis machen, ihr w"art M"adchen. Da %S.367 dankte ihm die K"onigstochter und sprach hernach zu ihren Jungfrauen: %S.367 {\oq}thut euch Gewalt an, und tretet fest auf die Erbsen.{\cq} %S.367 Als nun der K"onig am andern Morgen die zw"olf J"ager zu sich %S.367 rufen lie"s, und sie kamen ins Vorzimmer, wo die Erbsen lagen, %S.367 so traten sie so fest darauf, und hatten einen so sichern starken %S.367 Gang, da"s auch nicht eine rollte, oder sich bewegte. Da gingen %S.367 sie wieder fort, und der K"onig sprach zum L"owen: {\oq}du hast mich %S.367 belogen, sie gehen ja wie M"anner.{\cq} Antwortete der L"owe: {\oq}sie %S.367 habens gewu"st, da"s sie sollten auf die Probe gestellt werden, und %S.367 haben sich Gewalt angethan. La"s nur einmal zw"olf Spinnr"ader %S.367 ins Vorzimmer bringen, so werden sie herzukommen und werden %S.367 sich daran freuen, und das thut kein Mann.{\cq} Dem K"onig gefiel %S.367 der Rath, und er er lie"s die Spinnr"ader ins Vorzimmer %S.367 stellen. %S.367 Der Diener aber, ders redlich mit den J"agern meinte, ging %S.367 hin und entdeckte ihnen den Anschlag. Da sprach die K"onigstochter, %S.367 als sie allein waren, zu ihren elf M"adchen: {\oq}thut euch Gewalt %S.367 an, und blickt nicht einmal nach den Spinnr"adern.{\cq} Wie %S.367 nun der K"onig am andern Morgen seine zw"olf J"ager rufen lie"s, %S.367 so kamen sie durch das Vorzimmer und sahen die Spinnr"ader gar %S.367 nicht an. Da sprach der K"onig wiederum zum L"owen: {\oq}du hast %S.368 mich belogen, es sind M"anner, denn sie haben die Spinnr"ader %S.368 nicht angesehen.{\cq} Der L"owe antwortete: {\oq}sie habens gewu"st, %S.368 da"s sie sollten auf die Probe gestellt werden, und haben sich Gewalt %S.368 angethan.{\cq} Sprach der K"onig: {\oq}ich glaube dir nun nicht %S.368 mehr.{\cq} %S.368 Die zw"olf J"ager aber folgten dem K"onig best"andig zur %S.368 Jagd und er hatte sie je l"anger, je lieber. Nun geschah es, da"s, %S.368 als sie einmal auf der Jagd waren, die Nachricht kam, die Braut %S.368 des K"onigs w"are im Anzug. Wie die rechte Braut das h"orte, %S.368 that ihrs so weh, da"s es ihr fast das Herz abstie"s, und sie ohnm"achtig %S.368 auf die Erde fiel. Der K"onig meinte, seinem lieben J"ager %S.368 sey etwas begegnet, lief herzu und wollte ihm helfen und %S.368 zog ihm den Handschuh aus. Und da erblickte er den Ring, den %S.368 er seiner ersten Braut gegeben, und wie er ihr recht ins Gesicht %S.368 sah, erkannte er sie. Da ward sein Herz so ger"uhrt, da"s er sie %S.368 k"u"ste, und als sie die Augen aufschlug, sprach er: {\oq}du bist mein %S.368 und ich bin dein, und kein Mensch auf der Welt kann das "andern.{\cq} %S.368 Zu der andern Braut aber schickte er einen Boten und %S.368 lie"s sie bitten in ihr Reich zur"uckzukehren, denn er habe schon eine %S.368 Gemahlin, und wer einen alten Schl"ussel wiedergefunden habe, %S.368 brauche den neuen nicht. Darauf ward die Hochzeit gefeiert und %S.368 der L"owe kam wieder in Gnade, weil er doch die Wahrheit gesagt %S.368 hatte. %S.368 % 68 %S.368 %% %% ============================================================ %% Liste der im Originaltext enthaltenen zu korrigierenden %% W"orter, Interpunktions- und Anf"uhrungszeichen, usw. %% ============================================================ %% Seite 365, Zeile 11 %% [falsch] %% nach meinem Willen dich zu verheirathen.{\cq} und nannte ihm eine %S.365 %% [richtig] %% nach meinem Willen dich zu verheirathen{\cq}, und nannte ihm eine %S.365 %% %% Seite 365, Zeile 14 %% [falsch] %% {\oq}ja, lieber Vater, was Ihr Wille ist, soll geschehen,{\cq} und darauf %S.365 %% [richtig] %% {\oq}ja, lieber Vater, was Ihr Wille ist, soll geschehen{\cq}, und darauf %S.365 %% %% Seite 366, Zeile 2 %% [falsch] %% v"ollig gleich{\cq} Sprach der K"onig: {\oq}wenns m"oglich ist, solls erf"ullt %S.366 %% [richtig] %% v"ollig gleich.{\cq} Sprach der K"onig: {\oq}wenns m"oglich ist, solls erf"ullt %S.366 %% %% Seite 366, Zeile 3 %% [falsch] %% werden,{\cq} und lie"s in seinem ganzen Reich so lange suchen, %S.366 %% [richtig] %% werden{\cq}, und lie"s in seinem ganzen Reich so lange suchen, %S.366 %% %% Seite 366, Zeile 11 %% [falsch] %% den sie so sehr liebte. Da fragte sie an, ob er J"ager brauche! %S.366 %% [richtig] %% den sie so sehr liebte. Da fragte sie an, ob er J"ager brauche, %S.366 %% %% Seite 366, Zeile 13 %% [falsch] %% Der K"onig sah sie an und erkannte sie nicht, weil es aber so %S.366 %% [richtig] %% Der K"onig sah sie an und erkannte sie nicht; weil es aber so %S.366 %% %% Seite 366, Zeile 19 %% [falsch] %% du h"attest da zw"olf J"ager?{\cq} {\oq}Ja, sagte der K"onig, zw"olf J"ager %S.366 %% [richtig] %% du h"attest da zw"olf J"ager?{\cq} -- {\oq}Ja{\cq}, sagte der K"onig, {\oq}zw"olf J"ager %S.366 %% %% Seite 366, Zeile 22 %% [falsch] %% wahr, wie willst du mir das beweisen?{\cq} {\oq}O la"s nur Erbsen %S.366 %% [richtig] %% wahr, wie willst du mir das beweisen?{\cq} -- {\oq}O la"s nur Erbsen %S.366 %% %% Seite 366, Zeile 23 %% [falsch] %% in dein Vorzimmer streuen, antwortete der L"owe, da wirst du's %S.366 %% [richtig] %% in dein Vorzimmer streuen{\cq}, antwortete der L"owe, {\oq}da wirst du's %S.366 %% %% Seite 367, Zeile 6 %% [falsch] %% der L"owe will dem K"onig weis machen, ihr w"art M"adchen. Da %S.367 %% [richtig] %% {\oq}der L"owe will dem K"onig weis machen, ihr w"art M"adchen.{\cq} Da %S.367 %% %% Seite 367, Zeile 19 %% [falsch] %% der Rath, und er er lie"s die Spinnr"ader ins Vorzimmer %S.367 %% [richtig] %% der Rath, und er lie"s die Spinnr"ader ins Vorzimmer %S.367