% @book{bg_khm_1819-2, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen. % {G}esammelt durch die {B}r{\"{u}}der {G}rimm. % {Z}weiter {B}and. {M}it zwei {K}upfern. % {Z}weite vermehrte und verbesserte {A}uf{"|}lage", % publisher = "Gedruckt und verlegt bei G.\,Reimer", % address = "Berlin, Germany", % year = "1819", % volume = "2", % language = "German", % } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von Y. Tanimoto am 16. Januar 2003 % und "uberpr"uft von Y. Nagata am 27. Januar 2003 % \maerchentitel{Die kluge Bauerntochter} % 94. %S.53 % Die kluge Bauerntochter. %S.53 Es war einmal ein armer Bauer, der hatte kein Land, nur %S.53 ein kleines H"auschen und eine alleinige Tochter, da sprach die %S.53 Tochter: {\oq}wir sollten den Herrn K"onig um ein St"uckchen Rottland %S.53 bitten.{\cq} Da der K"onig ihre Armuth h"orte, schenkte er ihnen %S.53 auch ein Eckchen Rasen, den hackte sie und ihr Vater um, %S.53 und wollten ein wenig Korn und der Art Frucht darauf s"aen; und %S.53 als sie ihn beinah herum hatten, da fanden sie in der Erde einen %S.54 M"orsel von purem Gold. {\oq}H"or', sagte der Vater zu dem M"adchen, %S.54 weil unser Herr K"onig so gn"adig ist gewesen und hat uns %S.54 diesen Acker geschenkt, so m"ussen wir ihm den M"orsel wiedergeben.{\cq}%S.54 Die Tochter aber wollt' es nicht bewilligen und sagte: %S.54 {\oq}Vater, wenn wir den M"orsel haben und haben den St"o"ser nicht, %S.54 dann m"ussen wir auch den St"o"ser schaffen, darum schweigt lieber %S.54 still.{\cq} Er wollt' ihr aber nicht gehorchen, nahm den M"orsel und %S.54 trug ihn zum Herrn K"onig und sagte, den h"att' er gefunden in %S.54 der Heide. Der K"onig nahm den M"orsel und fragte, ob er nichts %S.54 mehr gefunden? nein, sprach der Bauer, da sagte der K"onig: %S.54 {\oq}er sollte nun auch den St"o"ser herbeischaffen.{\cq} Der Bauer sprach, %S.54 den h"atten sie nicht gefunden; aber das half ihm soviel, als h"att' %S.54 er's in den Wind gesagt, er ward in's Gef"angni"s gesetzt und sollte %S.54 so lange da sitzen, bis er den St"o"ser herbeigeschafft h"atte. Die %S.54 Bedienten mu"sten ihm t"aglich Wasser und Brot bringen, was %S.54 man so in dem Gef"angni"s kriegt, da h"orten sie, wie der Mann %S.54 als fort schrie: {\oq}ach! h"att' ich meiner Tochter geh"ort! ach! ach! %S.54 h"att' ich meiner Tochter geh"ort!{\cq} Da gingen die Bedienten zum %S.54 K"onig und sprachen das, wie der Gefangene als fort schrie: {\oq}ach! %S.54 h"att' ich doch meiner Tochter geh"ort!{\cq} und wollte nicht essen und %S.54 nicht trinken. Da befahl er den Bedienten, sie sollten ihn vor %S.54 ihn bringen und da fragte der Herr K"onig, warum er also fort %S.54 schreie: {\oq}ach! h"att' ich meiner Tochter geh"ort!{\cq} {\oq}Was hat eure %S.54 Tochter denn gesagt?{\cq} -- {\oq}Ja, sie hat gesprochen, ich sollt' den %S.54 M"orsel nicht bringen, sonst m"u"st' ich auch den St"o"ser schaffen.{\cq} %S.54 {\oq}Habt ihr dann so eine kluge Tochter, so la"st sie einmal herkommen.{\cq} %S.55 Also mu"ste sie vor den K"onig kommen; der fragte %S.55 sie, ob sie dann so klug w"are? und sagte, er wollt' ihr ein R"athsel %S.55 aufgeben, wann sie das treffen k"onnte, dann wollt' er sie %S.55 heirathen. Da sprach sie ja, sie wollts errathen. Da sagte der %S.55 K"onig: {\oq}komm zu mir nicht gekleidet, nicht nackend, nicht geritten, %S.55 nicht gefahren, nicht in dem Weg, nicht au"ser dem Weg, %S.55 und wenn du das kannst, will ich dich heirathen.{\cq} Da ging sie %S.55 hin, und zog sich aus splinter nackend, da war sie nicht gekleidet, %S.55 und nahm ein gro"ses Fischgarn und setzte sich hinein und wickelte %S.55 sich hinein, da war sie nicht nackend, und borgte einen Esel f"urs %S.55 Geld und band dem Esel das Fischgarn an den Schwanz, daran %S.55 er sie fortschleppen mu"ste, und war das nicht geritten und nicht %S.55 gefahren, und mu"ste sie der Esel in der Fahrglei"se schleppen, so %S.55 da"s sie nur mit der gro"sen Zehe auf die Erde kam, und war das %S.55 nicht in dem Weg und nicht au"ser dem Weg. Und wie sie so %S.55 daher kam, sagte der K"onig, sie h"atte das R"athsel getroffen und %S.55 sey alles erf"ullt. Da lie"s er ihren Vater los aus dem Gef"angni"s %S.55 und nahm sie bei sich als seine Gemahlin und befahl ihr das %S.55 ganze k"onigliche Gut an. %S.55 Nun waren etliche Jahre herum, als der Herr K"onig einmal %S.55 auf die Parade zog, da trug es sich zu, da"s Bauern mit ihren %S.55 Wagen vor dem Schlo"s hielten, die hatten Holz verkauft; etliche %S.55 mit Ochsen und etliche mit Pferden. Da war ein Bauer, der %S.55 hatte drei Pferde, davon kriegte eins ein junges F"ullchen, das %S.55 lief weg und legte sich an einen Wagen, wo zwei Ochsen davor %S.55 waren, mittendrein. Als nun die Bauern zusammen kamen, fingen %S.56 sie an sich zu zanken, schmei"sen und l"armen und der Ochsenbauer %S.56 wollte das F"ullchen behalten und sagte, die Ochsen h"atten's %S.56 gehabt, und der andere sagte, nein, seine Pferde h"atten's gehabt %S.56 und es w"ar' sein. Der Zank kam vor den K"onig und der %S.56 that den Ausspruch: wo das F"ullen gelegen h"atte, da sollt' es %S.56 bleiben, und also bekam's der Ochsenbauer, dem's doch nicht geh"orte. %S.56 Da ging der andere weg, weinte und lamentirte "uber sein %S.56 F"ullchen; nun so hatte er geh"ort, wie da"s die Frau K"onigin so %S.56 gn"adig sey, weil sie auch von armen Bauersleuten gekommen %S.56 w"are, ging zu ihr und bat sie, ob sie ihm nicht helfen k"onnte, %S.56 da"s er sein F"ullchen wieder bek"ame. Sagte sie: {\oq}ja, wenn ihr %S.56 mir versprecht, da"s ihr mich nicht verrathen wollt, will ich's euch %S.56 sagen: morgen fr"uh, wenn der K"onig auf der Wachtparade ist, %S.56 so stellt euch hin mitten in die Stra"se, wo er vorbei kommen %S.56 mu"s, nehmt ein gro"ses Fischgarn und thut als fischtet ihr, und %S.56 fischt also fort und sch"uttet es aus, als wenn ihr's voll h"attet,{\cq} %S.56 und sagte ihm auch, was er antworten sollte, wenn er vom K"onig %S.56 gefragt w"urde. Also stand der Bauer am andern Tag da, %S.56 und fischte auf einem trockenen Platz; wie der K"onig vorbei kam %S.56 und das sah, schickte er seinen Laufer hin, der sollte fragen, was %S.56 der n"arrische Mann vorhabe. Da gab er zur Antwort: {\oq}ich %S.56 fische.{\cq} Fragte der Laufer, wie er fischen k"onnte, es w"ar' ja %S.56 kein Wasser da. Sagte der Bauer: {\oq}so gut als zwei Ochsen k"onnen %S.56 ein F"ullen kriegen, so gut kann ich auch auf dem trockenen %S.56 Platz fischen.{\cq} Da ging der Laufer hin und brachte dem K"onig %S.56 die Antwort, da lie"s er den Bauer vor sich kommen und sagte %S.57 ihm, das h"atte er nicht von sich, von wem er das h"atte? und %S.57 sollt's gleich bekennen. Der Bauer aber wollt's nicht thun und %S.57 sagte immer, Gott bewahr! er h"att' es von sich. Sie banden ihn %S.57 aber auf ein Gebund Stroh und schlugen und drangsalten ihn so %S.57 lange, bis er's bekannte, da"s er's von der Frau K"onigin h"atte. %S.57 Als der K"onig nach Haus kam, sagte er zu seiner Frau: {\oq}warum %S.57 bist du so falsch mit mir, ich will dich nicht mehr zur Gemahlin, %S.57 deine Zeit ist um, geh wieder hin, woher du kommen bist, in %S.57 dein Bauernh"auschen.{\cq} Doch erlaubte er ihr eins: sie sollte sich %S.57 das Liebste und Beste mitnehmen, was sie w"u"ste und das sollte %S.57 ihr Abschied seyn. Sie sagte: {\oq}ja lieber Mann, wenn du's so %S.57 befiehlst, will ich es auch thun,{\cq} und fiel "uber ihn her und k"u"ste %S.57 ihn und sprach, sie wollte Abschied von ihm nehmen. Dann lie"s %S.57 sie einen starken Schlaftrunk kommen, Abschied mit ihm zu trinken, %S.57 der K"onig that einen gro"sen Zug, sie aber trank nur ein %S.57 wenig, da gerieth er bald in einen tiefen Schlaf. Und als sie %S.57 das sah, rief sie einen Bedienten und nahm ein sch"ones wei"ses %S.57 Linnentuch und schlug ihn da hinein, und die Bedienten mu"sten %S.57 ihn in einen Wagen vor der Th"ure tragen und fuhr sie ihn heim %S.57 in ihr H"auschen. Da legte sie ihn auf ihr Bettchen, und er %S.57 schlief Tag und Nacht in einem fort, und als er aufwachte, sah %S.57 er sich um und sagte: {\oq}ach Gott! wo bin ich denn?{\cq} rief seinen %S.57 Bedienten, aber es war keiner da. Endlich kam seine Frau vor's %S.57 Bett und sagte: {\oq}lieber Herr K"onig, ihr habt mir befohlen, ich %S.57 sollte das Liebste und Beste aus dem Schlo"s mitnehmen, nun hab' %S.57 ich nichts Besseres und Lieberes als dich, da hab' ich dich mitgenommen.{\cq} %S.58 Der K"onig sagte: {\oq}liebe Frau, du sollst mein seyn %S.58 und ich dein,{\cq} und nahm sie wieder mit ins k"onigliche Schlo"s %S.58 und lie"s sich auf's neue mit ihr verm"ahlen und werden sie ja %S.58 wohl noch auf heutigen Tag leben. %S.58 %% %% ============================================================ %% Liste der im Originaltext enthaltenen zu korrigierenden %% W"orter, Interpunktions- und Anf"uhrungszeichen, usw. %% ============================================================ %% Seite 54, Zeile 2 %% [falsch] %% M"orsel von purem Gold. {\oq}H"or', sagte der Vater zu dem M"adchen, %S.54 %% [richtig] %% M"orsel von purem Gold. {\oq}H"or'{\cq}, sagte der Vater zu dem M"adchen, %S.54 %% %% Seite 54, Zeile 3 %% [falsch] %% weil unser Herr K"onig so gn"adig ist gewesen und hat uns %S.54 %% [richtig] %% {\oq}weil unser Herr K"onig so gn"adig ist gewesen und hat uns %S.54 %% %% Seite 54, Zeile 11 %% [falsch] %% mehr gefunden? nein, sprach der Bauer, da sagte der K"onig: %S.54 %% [richtig] %% mehr gefunden? {\oq}Nein{\cq}, sprach der Bauer; da sagte der K"onig, %S.54 %% %% Seite 54, Zeile 12 %% [falsch] %% {\oq}er sollte nun auch den St"o"ser herbeischaffen.{\cq} Der Bauer sprach, %S.54 %% [richtig] %% er sollte nun auch den St"o"ser herbeischaffen. Der Bauer sprach, %S.54 %% %% Seite 54, Zeile 21 %% [falsch] %% h"att' ich doch meiner Tochter geh"ort!{\cq} und wollte nicht essen und %S.54 %% [richtig] %% h"att' ich doch meiner Tochter geh"ort!{\cq}, und wollte nicht essen und %S.54 %% %% Seite 54, Zeile 24 %% [falsch] %% schreie: {\oq}ach! h"att' ich meiner Tochter geh"ort!{\cq} {\oq}Was hat eure %S.54 %% [richtig] %% schreie: {\oq}ach! h"att' ich meiner Tochter geh"ort!{\cq} -- {\oq}Was hat eure %S.54 %% %% Seite 55, Zeile 1 %% [falsch] %% {\oq}Habt ihr dann so eine kluge Tochter, so la"st sie einmal herkommen.{\cq} %S.55 %% [richtig] %% -- {\oq}Habt ihr dann so eine kluge Tochter, so la"st sie einmal herkommen.{\cq} %S.55 %% %% Seite 56, Zeile 17 %% [falsch] %% fischt also fort und sch"uttet es aus, als wenn ihr's voll h"attet,{\cq} %S.56 %% [richtig] %% fischt also fort und sch"uttet es aus, als wenn ihr's voll h"attet{\cq}, %S.56 %% %% Seite 57, Zeile 13 %% [falsch] %% befiehlst, will ich es auch thun,{\cq} und fiel "uber ihn her und k"u"ste %S.57 %% [richtig] %% befiehlst, will ich es auch thun{\cq}, und fiel "uber ihn her und k"u"ste %S.57 %% %% Seite 57, Zeile 23 %% [falsch] %% er sich um und sagte: {\oq}ach Gott! wo bin ich denn?{\cq} rief seinen %S.57 %% [richtig] %% er sich um und sagte: {\oq}ach Gott! wo bin ich denn?{\cq}, rief seinen %S.57 %% %% Seite 58, Zeile 3 %% [falsch] %% und ich dein,{\cq} und nahm sie wieder mit ins k"onigliche Schlo"s %S.58 %% [richtig] %% und ich dein{\cq}, und nahm sie wieder mit ins k"onigliche Schlo"s %S.58