% @book{bg_khm_1819-2, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen. % {G}esammelt durch die {B}r{\"{u}}der {G}rimm. % {Z}weiter {B}and. {M}it zwei {K}upfern. % {Z}weite vermehrte und verbesserte {A}uf{"|}lage", % publisher = "Gedruckt und verlegt bei G.\,Reimer", % address = "Berlin, Germany", % year = "1819", % volume = "2", % language = "German", % } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von A. Tokunaga am 17. Januar 2003 % und "uberpr"uft von Y. Nagata am 02. Februar 2003 % \maerchentitel{Des Teufels ru"siger Bruder} % 100. %S.84 % Des Teufels ru"siger Bruder. %S.84 Ein abgedankter Soldat hatte nichts zu leben und wu"ste sich %S.84 nicht mehr zu helfen. Da ging er hinaus in den Wald und als %S.84 er ein Weilchen gegangen war, begegnete ihm ein kleines M"annchen, %S.84 das war aber der Teufel. Das M"annchen sagte zu ihm: %S.84 {\oq}was fehlt dir? du siehst ja so tr"ubselig aus.{\cq} Da sprach der %S.85 Soldat: {\oq}ich habe Hunger und kein Geld.{\cq} Der Teufel sagte: %S.85 {\oq}willst du dich bei mir vermiethen und mein Knecht seyn, so %S.85 sollst du f"ur dein Lebtag genug haben; sieben Jahre sollst du mir %S.85 dienen, dann bist du wieder frei, aber eins sag ich dir, du darfst %S.85 dich nicht waschen, nicht k"ammen, nicht schnippen, keine N"agel %S.85 und Haare abschneiden und kein Wasser aus den Augen wischen.{\cq} %S.85 Der Soldat sprach: {\oq}wohlan so solls seyn!{\cq} und ging mit dem %S.85 M"annchen fort, das f"uhrte ihn nun geradeswegs in die H"olle %S.85 hinein. Da sagte es ihm, was er zu thun habe: er m"u"ste das %S.85 Feuer sch"uren unter den Kesseln, wo die H"ollenbraten drin s"a"sen, %S.85 das Haus rein halten, den Kehrdreck hinter die Th"ure tragen %S.85 und "uberall auf Ordnung sehen, aber guckt' er ein einziges Mal %S.85 in die Kessel hinein, so sollt's ihm schlimm gehen. Der Soldat %S.85 sprach: {\oq}es ist gut, ich will's schon besorgen.{\cq} Da ging nun %S.85 der alte Teufel wieder hinaus auf seine Wanderung und der %S.85 Soldat trat seinen Dienst an, legte Feuer zu, kehrte und trug %S.85 den Kehrdreck hinter die Th"ure; wie der alte Teufel wieder kam, %S.85 war er zufrieden und ging zum zweitenmal fort. Der Soldat %S.85 schaute sich nun einmal recht um, da standen die Kessel rings %S.85 herum in der H"olle und war ein gewaltiges Feuer darunter, und %S.85 es kochte und brutzelte darin. Da h"att' er f"ur sein Leben gern %S.85 hineingeschaut, es war ihm aber so streng verboten; endlich konnt' %S.85 er sich nicht mehr anhalten, ging herbei und hob vom ersten %S.85 Kessel ein klein Bischen den Deckel auf und guckte hinein. Da %S.85 sah er seinen ehemaligen Unteroffizier darin sitzen: {\oq}aha! Vogel, %S.85 sprach er, treff' ich dich hier! du hast mich gehabt, jetzt hab' ich %S.86 dich!{\cq} lie"s geschwind den Deckel fallen, sch"urte das Feuer und %S.86 legte noch frisch zu. Darnach ging er zum zweiten Kessel, hob %S.86 ihn auch ein wenig auf und guckte, da sa"s sein F"ahndrich darin: %S.86 {\oq}aha! Vogel, treff' ich dich hier, du hast mich gehabt, jetzt hab' %S.86 ich dich,{\cq} machte den Deckel wieder zu und trug noch einen Klotz %S.86 herbei, der sollt' ihm erst recht hei"s machen. Nun wollt' er auch %S.86 sehen, wer im dritten Kessel s"a"se, da war's gar sein General: %S.86 {\oq}aha! Vogel, treff' ich dich hier! du hast mich gehabt, jetzt hab' %S.86 ich dich!{\cq} holte den Blasbalg und lie"s das H"ollenfeuer recht unter %S.86 ihm flackern. Also that er sieben Jahr seinen Dienst in der %S.86 H"olle, wusch sich nicht, k"ammte sich nicht, schnippte sich nicht, %S.86 schnitt sich die N"agel und Haare nicht, und wischte sich kein Wasser %S.86 aus den Augen, und die sieben Jahr waren ihm so kurz, da"s %S.86 er meinte, es w"ar' nur ein halb Jahr gewesen. Wie nun die %S.86 Zeit vollends herum war, kam der Teufel und sagte: {\oq}nun, %S.86 Hans, was hast du gemacht?{\cq} -- {\oq}Ich hab' das Feuer unter %S.86 den Kesseln gesch"urt, ich hab' gekehrt und den Kehrdreck hinter %S.86 die Th"ure getragen.{\cq} -- {\oq}Aber du hast auch in die Kessel geguckt; %S.86 dein Gl"uck ist, da"s du noch Holz zugelegt hast, sonst war dein %S.86 Leben verloren; jetzt ist deine Zeit herum, willst du wieder heim?{\cq} %S.86 {\oq}Ja, sagte der Soldat, ich wollt' auch gern sehen, was mein %S.86 Vater daheim macht.{\cq} Sprach der Teufel: {\oq}damit du deinen %S.86 verdienten Lohn kriegst, geh' und raff' dir deinen Ranzen voll %S.86 Kehrdreck und nimm's mit nach Haus, du sollst auch gehen ungewaschen %S.86 und ungek"ammt, mit langen Haaren am Kopf und am %S.86 Bart, mit ungeschnittenen N"ageln und mit tr"uben Augen, und %S.87 wenn du gefragt wirst, woher du k"amst, sollst du sagen: aus der %S.87 H"olle; und wenn du gefragt wirst, wer du w"arst, sollst du sagen: %S.87 des Teufels ru"siger Bruder und mein K"onig auch.{\cq} Der Soldat %S.87 schwieg still und that was der Teufel sagte, aber er war mit %S.87 seinem Lohn gar nicht zufrieden. %S.87 Wie er nun wieder auf die Welt kam und im Wald war, %S.87 hob er seinen Ranzen vom R"ucken und wollt' ihn aussch"utten; %S.87 wie er ihn aber "offnete, so war der Kehrdreck pures Gold geworden. %S.87 Als er das sah, war er vergn"ugt und ging in die Stadt %S.87 hinein. Vor dem Wirthshaus stand der Wirth und wie er ihn %S.87 herankommen sah, erschrak er, weil Hans so entsetzlich aussah, %S.87 "arger als eine Vogelscheu, und rief ihn an: {\oq}woher kommst du?{\cq} %S.87 -- {\oq}Aus der H"olle.{\cq} -- {\oq}Wer bist du?{\cq} -- {\oq}Des Teufels sein %S.87 ru"siger Bruder, und mein K"onig auch.{\cq} Nun wollte der Wirth %S.87 ihn nicht einlassen, wie er ihm aber das Gold zeigte, ging er und %S.87 klinkte dem Hans selber die Th"ure auf. Da lie"s er sich die beste %S.87 Stube geben, k"ostlich aufwarten, a"s und trank sich satt, wusch %S.87 sich aber nicht und k"ammte sich nicht, wie ihm der Teufel gehei"sen %S.87 hatte, und legte sich endlich schlafen. Dem Wirth aber war der %S.87 Ranzen voll Gold vor den Augen und lie"s ihm keine Ruh, bis er %S.87 in der Nacht hinschlich und ihn wegstahl. %S.87 Wie nun Hans am andern Morgen aufstand, dem Wirth bezahlen %S.87 und weiter gehen wollte, da war sein Ranzen weg. Er %S.87 fa"ste sich aber kurz, dachte, du bist ohne Schuld ungl"ucklich gewesen, %S.87 und kehrte wieder um, geradezu in die H"olle; da klagte er %S.87 es dem alten Teufel und bat ihn um H"ulfe. Der Teufel sagte: %S.88 {\oq}setz dich, ich will dich waschen, k"ammen, schnippen, die Haare %S.88 und N"agel schneiden und die Augen auswischen,{\cq} und als er fertig %S.88 mit ihm war, gab er ihm den Ranzen wieder voll Kehrdreck %S.88 und sprach: {\oq}geh hin und sag' dem Wirth, er sollt' dir dein Gold %S.88 wieder herausgeben, sonst wollt' ich kommen und ihn abholen an %S.88 deinen Platz.{\cq} Hans ging hinauf und sprach zum Wirth: {\oq}du %S.88 hast mein Gold gestohlen, gibst du's nicht wieder, so kommst du %S.88 in die H"olle an meinen Platz und sollst aussehen wie ich.{\cq} Da %S.88 gab ihm der Wirth das Gold und noch mehr dazu und bat ihn %S.88 nur still davon zu seyn, und Hans war nun ein reicher Mann. %S.88 Hans machte sich auf den Weg heim zu seinem Vater, kaufte %S.88 sich einen schlechten Linnenkittel auf den Leib, ging herum und %S.88 machte Musik, denn das hatte er bei dem Teufel in der H"olle gelernt. %S.88 Es war aber ein alter K"onig im Land, vor dem mu"st er %S.88 spielen, und der gerieth dar"uber in solche Freude, da"s er dem %S.88 Hans seine "alteste Tochter zur Ehe versprach. Als die aber h"orte, %S.88 da"s sie so einen gemeinen Kerl im wei"sen Kittel heirathen sollte, %S.88 sprach sie: {\oq}eh ich das th"at, wollt' ich lieber in's tiefste Wasser %S.88 gehen.{\cq} Da gab ihm der K"onig die j"ungste, die wollt's ihrem %S.88 Vater zu Liebe gern thun, und also bekam des Teufels ru"siger %S.88 Bruder die K"onigstochter, und als der alte K"onig gestorben war, %S.88 auch das ganze Reich. %S.88 %% %% ============================================================ %% Liste der im Originaltext enthaltenen zu korrigierenden %% W"orter, Interpunktions- und Anf"uhrungszeichen, usw. %% ============================================================ %% Seite 85, Zeile 8 %% [falsch] %% Der Soldat sprach: {\oq}wohlan so solls seyn!{\cq} und ging mit dem %S.85 %% [richtig] %% Der Soldat sprach: {\oq}wohlan so solls seyn!{\cq}, und ging mit dem %S.85 %% %% Seite 85, Zeile 26 %% [falsch] %% sah er seinen ehemaligen Unteroffizier darin sitzen: {\oq}aha! Vogel, %S.85 %% [richtig] %% sah er seinen ehemaligen Unteroffizier darin sitzen: {\oq}aha! Vogel{\cq}, %S.85 %% %% Seite 86, Zeile 1 %% [falsch] %% sprach er, treff' ich dich hier! du hast mich gehabt, jetzt hab' ich %S.86 %% [richtig] %% sprach er, {\oq}treff' ich dich hier! du hast mich gehabt, jetzt hab' ich %S.86 %% %% Seite 86, Zeile 2 %% [falsch] %% dich!{\cq} lie"s geschwind den Deckel fallen, sch"urte das Feuer und %S.86 %% [richtig] %% dich!{\cq}, lie"s geschwind den Deckel fallen, sch"urte das Feuer und %S.86 %% %% Seite 86, Zeile 6 %% [falsch] %% ich dich,{\cq} machte den Deckel wieder zu und trug noch einen Klotz %S.86 %% [richtig] %% ich dich{\cq}, machte den Deckel wieder zu und trug noch einen Klotz %S.86 %% %% Seite 86, Zeile 10 %% [falsch] %% ich dich!{\cq} holte den Blasbalg und lie"s das H"ollenfeuer recht unter %S.86 %% [richtig] %% ich dich!{\cq}, holte den Blasbalg und lie"s das H"ollenfeuer recht unter %S.86 %% %% Seite 86, Zeile 11 %% [falsch] %% ihm flackern. Also that er sieben Jahr seinen Dienst in der %S.86 %% [richtig] %% ihm flackern. Also that er sieben Jahre seinen Dienst in der %S.86 %% %% Seite 86, Zeile 22 %% [falsch] %% {\oq}Ja, sagte der Soldat, ich wollt' auch gern sehen, was mein %S.86 %% [richtig] %% -- {\oq}Ja{\cq}, sagte der Soldat, {\oq}ich wollt' auch gern sehen, was mein %S.86 %% %% Seite 88, Zeile 3 %% [falsch] %% und N"agel schneiden und die Augen auswischen,{\cq} und als er fertig %S.88 %% [richtig] %% und N"agel schneiden und die Augen auswischen{\cq}, und als er fertig %S.88