% @book{bg_khm_1819-2, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen. % {G}esammelt durch die {B}r{\"{u}}der {G}rimm. % {Z}weiter {B}and. {M}it zwei {K}upfern. % {Z}weite vermehrte und verbesserte {A}uf{"|}lage", % publisher = "Gedruckt und verlegt bei G.\,Reimer", % address = "Berlin, Germany", % year = "1819", % volume = "2", % language = "German", % } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von A. Tokunaga am 20. Januar 2003 % und "uberpr"uft von Y. Nagata am 03. Februar 2003 % %%% Besonderheiten f"ur den Fraktursatz: %% "| zur Vermeidung von Ligaturen; %% (Eingabe: e.g. auf"|fressen und Hof"|leute %% statt auffressen und Hofleute) %% "| auch f"ur das sogenannte runde s -- oder Schluss s -- im %% Kompositum (ansonsten wird dieses durch LaTeX -- und khm.sty -- %% von dem langen s richtig unterschieden und gesetzt); %% (Eingabe: e.g. Aus"|gang statt Ausgang) %% {} f"ur das runde s au"ser Komposita; %% (Eingabe: e.g. s{}' statt s') %% {\ck} f"ur ,,ck``, das bei der Silbentrennung am Zeilenende %% in die Form ,,k-k`` umgewandelt werden soll. % % Der erste M"archentext in jedem Band (i.e. ,,Der Froschk"onig % oder der eiserne Heinrich`` und ,,Der Arme und der Reiche``) % und der erste Kinderlegendentext (i.e. ,,Der heilige Joseph % im Walde``) sind mit einem Versalsatz geschm"uckt im Orginal. % Bei all den anderen Texten ist jede erste Zeile einger"uckt. % \maerchentitel{Die treuen Thiere} % 104. %S.97 % Die treuen Thiere. %S.97 Es war einmal ein Mann, der hatte gar nicht viel Geld, %S.97 und mit dem wenigen das ihm "ubrig blieb, zog er in die weite %S.97 Welt. Da kam er in ein Dorf, wo die Jungen zusammen liefen, %S.97 schrien und l"armten. {\oq}Was habt ihr vor, ihr Jungen?{\cq} fragte %S.97 der Mann. {\oq}Ei, antworteten sie, da haben wir eine Maus, die %S.97 mu"s uns tanzen, seht einmal, was das f"ur ein Spa"s ist! wie %S.97 die herumtrippelt!{\cq} Den Mann aber dauerte das arme Thierchen %S.97 und er sprach: {\oq}la"st die Maus laufen, ihr Jungen, ich %S.97 will euch auch Geld geben.{\cq} Da gab er ihnen Geld und sie lie"sen %S.97 die Maus gehen, die lief, was sie konnte, in ein Loch hinein. %S.97 Der Mann ging fort und kam in ein anderes Dorf, da hatten %S.97 die Jungen einen Affen, der mu"ste tanzen und Purzelb"aume %S.97 machen, und sie lachten dar"uber und lie"sen dem Thier keine Ruh. %S.97 Da gab ihnen der Mann auch Geld, damit sie den Affen los"|lie"sen. %S.97 Darnach kam der Mann in ein drittes Dorf, da hatten %S.97 die Jungen einen B"aren und lie"sen ihn tanzen, und wenn er dazu %S.97 brummte, war's ihnen eben recht. Da kaufte ihn der Mann %S.97 auch los, und der B"ar war froh, da"s er wieder auf seine vier %S.97 Beine kam und trabte fort. %S.97 Der Mann aber hatte nun sein Bis"|chen "ubriges Geld aus"|gegeben %S.97 und keinen rothen Heller mehr in der Tasche. Da sprach %S.97 er zu sich selber: {\oq}der K"onig hat so viel in seiner Schatzkammer, %S.97 was er nicht braucht, Hungers kannst du nicht sterben, du willst %S.97 % Kinderm"archen II. G %S.97 da etwas nehmen, und wenn du wieder zu Geld kommst, kannst %S.98 du's ja wieder hineinlegen.{\cq} Also machte er sich "uber die Schatzkammer, %S.98 und nahm sich ein wenig davon, allein beim Heraus"|schleichen %S.98 ward er von den Leuten des K"onigs erwischt. Sie sagten, %S.98 er w"are ein Dieb und f"uhrten ihn vor Gericht, da ward er %S.98 verurtheilt, da"s er in einem Kasten sollte aufs Wasser gesetzt %S.98 werden. Der Kastende{\ck}el war voll L"ocher, damit Luft hinein %S.98 konnte, auch ward ihm ein Krug Wasser und ein Laib Brot mit %S.98 hinein gegeben. Wie er nun so auf dem Wasser schwamm und %S.98 recht in Angst war, h"ort er was krabbeln am Schlo"s, nagen und %S.98 schnauben, auf einmal springt das Schlo"s selber auf und der De{\ck}el %S.98 in die H"oh', und stehen da Maus, Affe und B"ar, die hatten's %S.98 gethan; weil er ihnen geholfen, wollten sie ihm wieder helfen. %S.98 Nun wu"sten sie aber nicht, was sie noch weiter thun sollten %S.98 und rathschlagten mit einander, indem kam ein wei"ser Stein auf %S.98 dem Wasser daher geschwommen, der sah aus wie ein rundes Ei. %S.98 Da sagte der B"ar: {\oq}der kommt zu rechter Zeit, das ist ein %S.98 Wunderstein, wem der eigen ist, der kann sich w"unschen, wozu %S.98 er nur Lust hat.{\cq} Da fing der Mann den Stein, und wie er %S.98 ihn in der Hand hielt, w"unschte er sich ein Schlo"s mit Garten %S.98 und Marstall, und kaum hatte er den Wunsch gesagt, so sa"s er %S.98 in dem Schlo"s mit dem Garten und dem Marstall, und war alles %S.98 so sch"on und pr"achtig, da"s er sich nicht genug verwundern %S.98 konnte. %S.98 Nach einer Zeit zogen Kauf"|leute des Wegs vorbei. {\oq}Seh %S.98 einmal einer, riefen sie, was da f"ur ein herrliches Schlo"s steht, %S.98 und das letztemal wie wir vorbeikamen, lag da noch schlechter %S.99 Sand.{\cq} Weil sie nun neugierig waren, gingen sie hinein und %S.99 erkundigten sich bei dem Mann, wie er alles so geschwind h"atte %S.99 bauen k"onnen. Da sprach er: {\oq}das hab' ich nicht gethan, sondern %S.99 mein Wunderstein.{\cq} -- {\oq}Was ist das f"ur ein Stein?{\cq} %S.99 fragten sie. Da ging er hin und holte ihn und zeigte ihn den %S.99 Kauf"|leuten. Die hatten gro"se Lust dazu und fragten, ob er %S.99 nicht zu erhandeln w"are, auch boten sie ihm alle ihre sch"onen %S.99 Waaren daf"ur. Dem Manne stachen die Waaren in die Augen, %S.99 und weil das Herz unbest"andig ist, lie"s er sich beth"oren, und %S.99 meinte, die sch"onen Waaren seyen mehr werth, als sein Wunderstein %S.99 und gab ihn hin. Kaum aber hatte er ihn aus den H"anden %S.99 gegeben, da war auch alles Gl"uck dahin und er sa"s auf einmal %S.99 wieder in dem verschlossenen Kasten auf dem Flu"s mit einem Krug %S.99 Wasser und einem Laib Brot. Die treuen Thiere, Maus, Affe %S.99 und B"ar, wie sie sein Ungl"uck sahen, kamen wieder und wollten %S.99 ihm helfen, aber sie konnten nicht einmal das Schlo"s aufsprengen, %S.99 weil's viel fester war, als das erstemal. Da sprach der B"ar: %S.99 {\oq}wir m"ussen den Wunderstein wieder schaffen, oder es ist alles %S.99 umsonst.{\cq} Weil nun die Kauf"|leute in dem Schlo"s noch wohnten, %S.99 gingen die Thiere mit einander hin, und wie sie nah dabei kamen, %S.99 sagte der B"ar: {\oq}Maus geh hin und guck durch's Schl"usselloch %S.99 und sieh, was anzufangen ist, du bist klein, dich merkt kein %S.99 Mensch.{\cq} Die Maus war willig, kam aber wieder und sagte: %S.99 {\oq}es geht nicht, ich hab' hinein geguckt, der Stein h"angt unter %S.99 dem Spiegel an einem rothen B"andchen und h"uben und dr"uben %S.99 % G 2 %S.99 sitzen ein paar gro"se Katzen mit feurigen Augen, die sollen ihn %S.100 bewachen.{\cq} Da sagten die andern: {\oq}geh nur wieder hinein und %S.100 wart' bis der Herr im Bett liegt und schl"aft, dann schleich dich %S.100 durch ein Loch hinein und kriech auf's Bett und zwick' ihn an der %S.100 Nase und bei"s ihm seine Haare ab.{\cq} Die Maus ging wieder %S.100 hinein, und that wie die andern gesagt hatten, und der Herr %S.100 wachte auf, rieb sich die Nase, war "argerlich und sprach: {\oq}die %S.100 Katzen taugen nichts, sie lassen mir die M"ause die Haare vom %S.100 Kopf abbei"sen{\cq} und jagte sie alle beide fort. Da hatte die Maus %S.100 gewonnen Spiel. %S.100 Wie nun der Herr die andere Nacht wieder eingeschlafen war, %S.100 machte sich die Maus hinein, knuperte und nagte an dem rothen %S.100 Band, woran der Stein hing, so lang, bis es entzwei war und %S.100 herunterfiel, dann schleifte sie's bis zu der Haus"|th"ur. Das ward %S.100 aber der armen kleinen Maus recht sauer, und sie sprach zum %S.100 Affen, der schon auf der Lauer stand: {\oq}nimm du nun deine %S.100 Pfote und hol's ganz heraus!{\cq} Das war dem Affen ein Leichtes, %S.100 der trug den Stein und sie gingen so mit einander bis zum %S.100 Flu"s; da sagte der Affe: {\oq}wie sollen wir aber nun zu dem Kasten %S.100 kommen?{\cq} Der B"ar sagte: {\oq}das ist bald geschehen, ich %S.100 geh' ins Wasser und schwimme, Affe, setz du dich auf meinen %S.100 R"u{\ck}en, halt dich aber mit deinen H"anden fest und nimm den %S.100 Stein ins Maul; M"aus"|chen, du kannst dich in mein rechtes Ohr %S.100 setzen.{\cq} Also thaten sie und schwammen den Flu"s hinab. Nach %S.100 einer Zeit war's dem B"aren so still, fing an zu schwatzen und %S.100 agte: {\oq}h"or' Affe, wir sind doch brave Cameraden, was meinst %S.100 du?{\cq} -- Der Affe aber antwortete nicht und schwieg still. {\oq}Ei! %S.101 sagte der B"ar, willst du mir keine Antwort geben? das ist ein %S.101 schlechter Kerl, der nicht antwortet!{\cq} Wie der Affe das h"ort, %S.101 thut er das Maul auf, l"a"st den Stein ins Wasser fallen und %S.101 sagt: {\oq}ich konnt' ja nicht antworten, ich hatte den Stein im Mund, %S.101 jetzt ist er fort, daran bist du allein Schuld.{\cq} {\oq}Sey nur ruhig, %S.101 sagte der B"ar, wir wollen schon etwas erdenken.{\cq} Da berathschlagten %S.101 sie sich und riefen die Laubfr"osche, Unken und alles Ungeziefer, %S.101 das im Wasser lebt, zusammen und sagten: {\oq}es kommt %S.101 ein gewaltiger Feind, macht, da"s ihr viele Steine zusammenschafft, %S.101 so wollen wir euch eine Mauer bauen und euch sch"utzen.{\cq} %S.101 Da erschraken die Thiere und brachten Steine von allen Seiten %S.101 herbeigeschleppt, endlich kam auch ein alter, di{\ck}er Quackfrosch %S.101 recht aus dem Grund herauf gerudert und hatte das rothe Band %S.101 mit dem Wunderstein im Mund. Wie der B"ar das sah, war er %S.101 vergn"ugt: {\oq}da haben wir, was wir wollen,{\cq} nahm dem Frosch %S.101 seine Last ab, sagte den Thieren, es sey schon gut und machte %S.101 einen kurzen Abschied. Darauf fuhren die drei hinab zu dem %S.101 Mann im Kasten, sprengten den De{\ck}el mit H"ulfe des Steins %S.101 und kamen noch zu rechter Zeit, denn er hatte das Brot schon %S.101 aufgezehrt und das Wasser getrunken und war schon halb verschmachtet. %S.101 Wie er aber den Stein in die H"ande bekam, da %S.101 w"unscht' er sich wieder frisch und gesund und in sein sch"ones Schlo"s %S.101 mit dem Garten und Marstall und lebte vergn"ugt und die drei %S.101 Thiere blieben bei ihm und hatten's gut ihr lebelang. %S.101 %% %% ============================================================ %% Liste der im Originaltext enthaltenen zu korrigierenden %% W"orter, Interpunktions- und Anf"uhrungszeichen, usw. %% ============================================================ %% Seite 97, Zeile 4 %% [falsch] %% schrien und l"armten. {\oq}Was habt ihr vor, ihr Jungen?{\cq} fragte %S.97 %% [richtig] %% schrien und l"armten. {\oq}Was habt ihr vor, ihr Jungen?{\cq}, fragte %S.97 %% %% Seite 97, Zeile 5 %% [falsch] %% der Mann. {\oq}Ei, antworteten sie, da haben wir eine Maus, die %S.97 %% [richtig] %% der Mann. {\oq}Ei{\cq}, antworteten sie, {\oq}da haben wir eine Maus, die %S.97 %% %% Seite 98, Zeile 26 %% [falsch] %% einmal einer, riefen sie, was da f"ur ein herrliches Schlo"s steht, %S.98 %% [richtig] %% einmal einer{\cq}, riefen sie, {\oq}was da f"ur ein herrliches Schlo"s steht, %S.98 %% %% Seite 99, Zeile 5 %% [falsch] %% mein Wunderstein.{\cq} -- {\oq}Was ist das f"ur ein Stein?{\cq} %S.99 %% [richtig] %% mein Wunderstein.{\cq} -- {\oq}Was ist das f"ur ein Stein?{\cq}, %S.99 %% %% Seite 100, Zeile 9 %% [falsch] %% Kopf abbei"sen{\cq} und jagte sie alle beide fort. Da hatte die Maus %S.100 %% [richtig] %% Kopf abbei"sen{\cq}, und jagte sie alle beide fort. Da hatte die Maus %S.100 %% %% Seite 100, Zeile 26 %% [falsch] %% agte: {\oq}h"or' Affe, wir sind doch brave Cameraden, was meinst %S.100 %% [richtig] %% sagte: {\oq}h"or' Affe, wir sind doch brave Cameraden, was meinst %S.100 %% %% Seite 101, Zeile 1 %% [falsch] %% du?{\cq} -- Der Affe aber antwortete nicht und schwieg still. {\oq}Ei! %S.101 %% [richtig] %% du?{\cq} -- Der Affe aber antwortete nicht und schwieg still. {\oq}Ei!{\cq}, %S.101 %% %% Seite 101, Zeile 2 %% [falsch] %% sagte der B"ar, willst du mir keine Antwort geben? das ist ein %S.101 %% [richtig] %% sagte der B"ar, {\oq}willst du mir keine Antwort geben? das ist ein %S.101 %% %% Seite 101, Zeile 6 %% [falsch] %% jetzt ist er fort, daran bist du allein Schuld.{\cq} {\oq}Sey nur ruhig, %S.101 %% [richtig] %% jetzt ist er fort, daran bist du allein Schuld.{\cq} -- {\oq}Sey nur ruhig{\cq}, %S.101 %% %% Seite 101, Zeile 7 %% [falsch] %% sagte der B"ar, wir wollen schon etwas erdenken.{\cq} Da berathschlagten %S.101 %% [richtig] %% sagte der B"ar, {\oq}wir wollen schon etwas erdenken.{\cq} Da berathschlagten %S.101 %% %% Seite 101, Zeile 16 %% [falsch] %% vergn"ugt: {\oq}da haben wir, was wir wollen,{\cq} nahm dem Frosch %S.101 %% [richtig] %% vergn"ugt: {\oq}da haben wir, was wir wollen{\cq}, nahm dem Frosch %S.101