% @book{bg_khm_1819-2, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen. % {G}esammelt durch die {B}r{\"{u}}der {G}rimm. % {Z}weiter {B}and. {M}it zwei {K}upfern. % {Z}weite vermehrte und verbesserte {A}uf{"|}lage", % publisher = "Gedruckt und verlegt bei G.\,Reimer", % address = "Berlin, Germany", % year = "1819", % volume = "2", % language = "German", % } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von A. Tokunaga am 20. Januar 2003 % und "uberpr"uft von Y. Nagata am 04. Februar 2003 % %%% Besonderheiten f"ur den Fraktursatz: %% "| zur Vermeidung von Ligaturen; %% (Eingabe: e.g. auf"|fressen und Hof"|leute %% statt auffressen und Hofleute) %% "| auch f"ur das sogenannte runde s -- oder Schluss s -- im %% Kompositum (ansonsten wird dieses durch LaTeX -- und khm.sty -- %% von dem langen s richtig unterschieden und gesetzt); %% (Eingabe: e.g. Aus"|gang statt Ausgang) %% {} f"ur das runde s au"ser Komposita; %% (Eingabe: e.g. s{}' statt s') %% {\ck} f"ur ,,ck``, das bei der Silbentrennung am Zeilenende %% in die Form ,,k-k`` umgewandelt werden soll. % % Der erste M"archentext in jedem Band (i.e. ,,Der Froschk"onig % oder der eiserne Heinrich`` und ,,Der Arme und der Reiche``) % und der erste Kinderlegendentext (i.e. ,,Der heilige Joseph % im Walde``) sind mit einem Versalsatz geschm"uckt im Orginal. % Bei all den anderen Texten ist jede erste Zeile einger"uckt. % \maerchentitel{Die Kr"ahen} % 107. %S.107 % Die Kr"ahen. %S.107 Es hatte ein rechtschaffener Soldat etwas Geld verdient und %S.107 zusammengespart, weil er flei"sig war und es nicht, wie die andern, %S.107 in den Wirths"|h"ausern durchbrachte. Nun waren zwei von %S.107 seinen Kameraden, die hatten eigentlich ein falsches Herz und %S.107 wollten ihn um sein Geld bringen; sie stellten sich aber "au"serlich %S.107 ganz freundschaftlich an. Auf eine Zeit sprachen sie zu ihm: {\oq}h"or', %S.107 was sollen wir hier in der Stadt liegen, wir sind ja eingeschlossen %S.107 darin, als w"aren wir Gefangene, und gar einer wie du, der %S.107 k"onnt' sich daheim was ordentliches verdienen und vergn"ugt leben.{\cq} %S.107 Mit solchen Reden setzten sie ihm auch so lange zu, bis er endlich %S.107 einwilligte und mit ihnen aus"|rei"sen wollte; die zwei andern hatten %S.107 aber nichts anders im Sinn, als ihm drau"sen sein Geld abzunehmen. %S.107 Wie sie nun ein St"uck Wegs fortgegangen waren, %S.107 sagten die zwei: {\oq}wir m"ussen uns da rechts einschlagen, wenn %S.107 wir an die Gr"anze kommen wollen.{\cq} -- {\oq}Ei! Gott bewahre, da %S.107 gehts gerade wieder in die Stadt zur"uck, links m"ussen wir weiter.{\cq} %S.107 -- {\oq}Was! willst du dich mausig machen?{\cq} riefen die zwei, %S.107 drangen auf ihn ein, schlugen ihn, bis er niederfiel, und nahmen %S.108 ihm sein Geld aus den Taschen; das war aber noch nicht genug, %S.108 sie stachen ihm auch die Augen aus, schleppten ihn zum Galgen %S.108 und banden ihn daran fest. Da lie"sen sie ihn, und gingen mit %S.108 dem gestohlenen Geld in die Stadt zur"uck. %S.108 Der arme Blinde wu"ste aber nicht, an welchem schlechten Ort %S.108 er war, f"uhlte um sich und merkte, da"s er unter einem Balken %S.108 Holz sa"s. Da meinte er, es w"are ein Kreutz, sprach: {\oq}es ist %S.108 doch gut von ihnen, da"s sie mich wenigstens unter ein Kreutz gebunden %S.108 haben, Gott ist bei mir,{\cq} und fing an recht zu Gott zu %S.108 beten. Wie es ungef"ahr Nacht werden mochte, h"orte er etwas %S.108 flattern; das waren aber drei Kr"ahen, die lie"sen sich auf dem %S.108 Balken nieder. Darnach h"orte er, wie eine sprach: {\oq}Schwester, %S.108 was bringt ihr Gutes? ja, wenn die Menschen w"u"sten, was wir %S.108 wissen! die K"onigs"|tochter ist krank und der alte K"onig hat sie %S.108 demjenigen versprochen, der sie heilt, das kann aber keiner, denn %S.108 sie wird nur gesund, wenn die Kr"ote in dem Teich dort zu Asche %S.108 verbrannt wird und sie die Asche trinkt.{\cq} Da sprach die zweite: %S.108 {\oq}ja, wenn die Menschen w"u"sten, was wir wissen! heute Nacht %S.108 f"allt ein Thau vom Himmel, so wunderbar und heilsam, wer %S.108 blind ist und bestreicht seine Augen damit, der erh"alt sein Gesicht %S.108 wieder.{\cq} Da sprach auch die dritte, {\oq}ja, wenn die Menschen %S.108 w"u"sten, was wir wissen! Die Kr"ote hilft nur einem und der %S.108 Thau hilft nur wenigen, aber in der Stadt ist gro"se Noth, da %S.108 sind alle Brunnen vertrocknet und niemand wei"s, da"s der gro"se %S.108 viere{\ck}ige Stein auf dem Markt mu"s weggenommen und darunter %S.108 gegraben werden, dort quillt das sch"onste Wasser.{\cq} Wie die %S.109 drei Kr"ahen das gesagt hatten, h"orte er es wieder flattern und %S.109 sie flogen da fort! er aber machte sich allm"alig von seinen Banden %S.109 los, und dann b"uckte er sich und brach ein paar Gr"aserchen %S.109 ab und bestrich seine Augen mit dem Thau, der darauf gefallen %S.109 war. Als"|bald ward er wieder sehend und waren Mond und Sterne %S.109 am Himmel und sah er, da"s er neben dem Galgen stand. Darnach %S.109 suchte er Scherben, und sammelte von dem k"ostlichen Thau, %S.109 so viel er zusammen bringen konnte und wie das geschehen war, %S.109 ging er zum Teich, grub das Wasser davon ab und holte die %S.109 Kr"ote heraus, und dann verbrannte er sie zu Asche und ging damit %S.109 an des K"onigs Hof. Da lie"s er nun die K"onigs"|tochter von %S.109 der Asche einnehmen und als sie gesund war, verlangte er sie, %S.109 wie es versprochen war, zur Gemahlin. Dem K"onig aber gefiel %S.109 er nicht, weil er so schlechte Kleider an hatte, und er sprach, wer %S.109 seine Tochter haben wollte, der m"u"ste der Stadt erst Wasser verschaffen %S.109 und damit hoffte er ihn los zu werden. Er aber ging %S.109 hin, hie"s den Leuten den viere{\ck}igen Stein auf dem Markt wegheben %S.109 und darunter nach Wasser graben. Das thaten sie auch %S.109 und kamen bald zu einer sch"onen Quelle, da war Wasser zum "Uberflu"s; %S.109 der K"onig aber konnte ihm nun seine Tochter nicht l"anger %S.109 abschlagen und er wurde mit ihr verm"ahlt und lebten sie in %S.109 einer vergn"ugten Ehe. %S.109 Auf eine Zeit, als er durch's Feld spaziren ging, begegneten %S.109 ihm seine beiden ehemaligen Kameraden, die so treulos an ihm %S.109 gehandelt hatten. Sie kannten ihn nicht, er aber erkannte sie %S.109 gleich, ging auf sie zu und sprach: {\oq}seht, das ist euer ehemaliger %S.110 Kamerad, dem ihr so sch"andlich die Augen aus"|gestochen habt, aber %S.110 der liebe Gott hat mir's zum Gl"uck gedeihen lassen.{\cq} Da fielen %S.110 sie ihm zu F"u"sen und baten um Gnade, und weil er ein gutes %S.110 Herz hatte, erbarmte er sich ihrer und nahm sie mit sich, gab ihnen %S.110 auch Nahrung und Kleider. Er erz"ahlte ihnen darnach, wie %S.110 es ihm ergangen und wie er zu diesen Ehren gekommen w"are; als %S.110 die zwei das vernahmen, hatten sie keine Ruhe und wollten auch %S.110 eine Nacht sich unter den Galgen setzen, ob sie vielleicht auch etwas %S.110 Gutes h"orten. Wie sie nun unter dem Galgen sa"sen, flatterte %S.110 auch bald etwas "uber ihren H"auptern und kamen die drei %S.110 Kr"ahen. Die eine sprach zur andern: {\oq}h"ort Schwestern, es mu"s %S.110 uns jemand behorcht haben, denn die Prinzessin ist gesund, die %S.110 Kr"ote ist fort aus dem Teich, ein Blinder ist sehend geworden %S.110 und in der Stadt haben sie einen frischen Brunnen gegraben, %S.110 kommt, la"st uns suchen, vielleicht finden wir ihn.{\cq} Da flatterten %S.110 sie herab und fanden die beiden und eh sie sich helfen konnten, %S.110 sa"sen sie ihnen auf den K"opfen und hackten ihnen die Augen %S.110 aus und hackten weiter so lange ins Gesicht, bis sie ganz todt %S.110 waren. Da blieben sie liegen unter dem Galgen. Als sie nun in %S.110 ein paar Tagen nicht wieder kamen, dachte ihr ehemaliger Kamerad, %S.110 wo m"ogen die zwei herumirren und ging hinaus, sie zu %S.110 suchen. Da fand er aber nichts mehr, als ihre Gebeine, die trug %S.110 er vom Galgen weg und legte sie in ein Grab. %S.110 %% %% ============================================================ %% Liste der im Originaltext enthaltenen zu korrigierenden %% W"orter, Interpunktions- und Anf"uhrungszeichen, usw. %% ============================================================ %% Seite 107, Zeile 22 %% [falsch] %% -- {\oq}Was! willst du dich mausig machen?{\cq} riefen die zwei, %S.107 %% [richtig] %% -- {\oq}Was! willst du dich mausig machen?{\cq}, riefen die zwei, %S.107 %% %% Seite 108, Zeile 10 %% [falsch] %% haben, Gott ist bei mir,{\cq} und fing an recht zu Gott zu %S.108 %% [richtig] %% haben, Gott ist bei mir{\cq}, und fing an recht zu Gott zu %S.108 %% %% Seite 108, Zeile 22 %% [falsch] %% wieder.{\cq} Da sprach auch die dritte, {\oq}ja, wenn die Menschen %S.108 %% [richtig] %% wieder.{\cq} Da sprach auch die dritte: {\oq}ja, wenn die Menschen %S.108