% @book{bg_khm_1819-2, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen. % {G}esammelt durch die {B}r{\"{u}}der {G}rimm. % {Z}weiter {B}and. {M}it zwei {K}upfern. % {Z}weite vermehrte und verbesserte {A}uf{"|}lage", % publisher = "Gedruckt und verlegt bei G.\,Reimer", % address = "Berlin, Germany", % year = "1819", % volume = "2", % language = "German", % } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von Y. Tanimoto am 20. Januar 2003 % und "uberpr"uft von Y. Nagata am 05. Februar 2003 % \maerchentitel{Hans mein Igel} % 108. %S.111 % Hans mein Igel. %S.111 Es war ein reicher Bauer, der hatte mit seiner Frau keine %S.111 Kinder; "ofters wenn er mit den andern Bauern in die Stadt %S.111 ging, spotteten sie ihn und fragten, warum er keine Kinder h"atte. %S.111 Da ward er einmal zornig und als er nach Haus kam, sprach er: %S.111 {\oq}ich will ein Kind haben und sollt's ein Igel seyn.{\cq} Da kriegte %S.111 seine Frau ein Kind, das war oben ein Igel und unten ein Junge, %S.111 und als sie das Kind sah, erschrak sie und sprach: {\oq}siehst du, %S.111 du hast uns verw"unscht!{\cq} Da sprach der Mann: {\oq}was kann %S.111 das alles helfen, getauft mu"s der Junge werden, aber wir k"onnen %S.111 keinen Gevatter dazu nehmen.{\cq} Die Frau sprach: {\oq}wir %S.111 k"onnen ihn auch nicht anders taufen als \emph{Hans mein Igel}.{\cq} %S.111 Als er getauft war, sagte der Pfarrer: {\oq}der kann wegen seiner %S.111 Stacheln in kein ordentlich Bett kommen.{\cq} Da ward hinter dem %S.111 Ofen ein wenig Stroh zurecht gemacht und Hans mein Igel darauf %S.111 gelegt. Er konnte auch an der Mutter nicht trinken, denn %S.111 er h"atte sie mit seinen Stacheln gestochen. So lag er da hinter %S.111 dem Ofen acht Jahre und sein Vater war ihn m"ude, und dachte, %S.111 wenn er nur st"urbe; aber er starb nicht, sondern blieb da liegen. %S.111 Nun trug es sich zu, da"s in der Stadt ein Markt war und der %S.111 Bauer wollte darauf gehen, da fragte er seine Frau, was er ihr %S.111 sollte mitbringen. {\oq}Ein wenig Fleisch und ein paar Wecke, was %S.111 zum Haushalt geh"ort,{\cq} sprach sie. Darauf fragte er die Magd, %S.111 die wollte ein paar Toffel und Zwickelstr"umpfe, endlich sagte er %S.111 auch: {\oq}Hans mein Igel, was willst du denn haben?{\cq} -- {\oq}V"aterchen, %S.112 sprach er, bringt mir doch einen Dudelsack mit.{\cq} Wie %S.112 nun der Bauer wieder nach Haus kam, gab er der Frau, was %S.112 er ihr mitgebracht hatte, Fleisch und Wecke, dann gab er der %S.112 Magd die Toffeln und die Zwickelstr"umpfe, endlich ging er hinter %S.112 den Ofen und gab dem Hans mein Igel den Dudelsack. Und wie %S.112 Hans mein Igel den hatte, sprach er: {\oq}V"aterchen, geht doch vor %S.112 die Schmiede und la"st mir meinen G"okelhahn beschlagen, dann %S.112 will ich fortreiten und will nimmermehr wiederkommen.{\cq} Da %S.112 war der Vater froh, da"s er ihn los werden sollte, und lie"s ihm %S.112 den Hahn beschlagen und als er fertig war, setzte sich Hans mein %S.112 Igel darauf, ritt fort, nahm auch Schweine und Esel mit, die %S.112 wollt' er drau"sen im Walde h"uten. Im Wald aber mu"ste der %S.112 Hahn mit ihm auf einen hohen Baum fliegen, da sa"s er und %S.112 h"utete die Esel und Schweine, und sa"s lange Jahre bis die Heerde %S.112 ganz gro"s war, und wu"ste sein Vater nichts von ihm. Wenn er %S.112 aber auf dem Baum sa"s, blies er seinen Dudelsack und machte %S.112 Musik, die war sehr sch"on. Einmal kam ein K"onig vorbeigefahren, %S.112 der hatte sich verirrt und h"orte die Musik; da verwunderte %S.112 er sich dar"uber und schickte seinen Bedienten hin, er sollte sich %S.112 einmal umgucken, wo die Musik herk"ame. Der guckte sich um, %S.112 sah aber nichts, als ein kleines Thier auf dem Baum oben sitzen, %S.112 das war wie ein G"ockelhahn, auf dem ein Igel sa"s und machte %S.112 die Musik. Da sprach der K"onig zum Bedienten, er sollte fragen, %S.112 warum es da s"a"se und ob es nicht w"u"ste, wo der Weg in sein %S.112 K"onigreich ging. Da stieg Hans mein Igel vom Baum und %S.112 % sprach, %S.112 sprach, er wollte den Weg zeigen, wenn der K"onig ihm wollte %S.113 verschreiben und versprechen, was ihm zuerst begegnete am k"oniglichen %S.113 Hofe, wenn er nach Haus k"ame. Da dachte der K"onig, %S.113 das kannst du leicht thun, Hans mein Igel versteht's doch nicht %S.113 und kannst schreiben was du willst. Da nahm der K"onig Feder %S.113 und Dinte und schrieb etwas auf, und als es geschehen war, zeigte %S.113 Hans mein Igel ihm den Weg und er kam gl"ucklich nach Haus. %S.113 Seine Tochter aber, wie sie ihn von weitem sah, war so voll %S.113 Freuden, da"s sie ihm entgegen ging und ihn k"u"ste. Er gedachte %S.113 an Hans mein Igel und erz"ahlte ihr, wie es ihm gegangen w"are, %S.113 und da"s er an ein wunderliches Thier, das auf einem Hahn geritten %S.113 und sch"one Musik gemacht, h"atte verschreiben sollen, was %S.113 ihm daheim zuerst begegnen w"urde; er h"atte aber geschrieben, es %S.113 sollt's nicht haben, denn Hans mein Igel k"onnt es doch nicht %S.113 lesen. Dar"uber war die Prinzessin froh und sagte, das w"are gut, %S.113 denn sie w"are doch nimmermehr hingegangen. %S.113 Hans mein Igel aber h"utete die Esel und Schweine, war %S.113 immer lustig und sa"s auf dem Baum und blies auf seinem Dudelsack. %S.113 Nun geschah es, da"s ein anderer K"onig gefahren kam %S.113 mit seinen Bedienten und Laufern und hatte sich verirrt und %S.113 wu"ste nicht wieder nach Haus zu kommen, weil der Wald so gro"s %S.113 war. Da h"orte er gleichfalls die sch"one Musik von weitem und %S.113 sprach zu seinem Laufer, was das wohl w"are, er sollt' einmal %S.113 zusehen, woher es k"ame. Da ging der Laufer hin unter den %S.113 Baum und sah den G"ockelhahn sitzen und Hans mein Igel oben %S.113 drauf. Der Laufer fragte ihn, was er da oben vorh"atte. {\oq}Ich %S.113 % Kinderm"archen II. H %S.113 h"ute meine Esel und Schweine; was ist euer Begehren?{\cq} Der %S.114 Laufer sagte, sie h"atten sich verirrt und k"onnten nicht wieder in's %S.114 K"onigreich, ob er ihnen den Weg nicht zeigen wollte. Da stieg %S.114 Hans mein Igel mit dem Hahn vom Baum herunter und sagte %S.114 zu dem alten K"onig, er wollt' ihm den Weg zeigen, wenn er %S.114 ihm zu eigen geben wollte, was ihm zu Haus vor seinem k"oniglichen %S.114 Schlosse das erste begegnen w"urde. Der K"onig sagte ja %S.114 und unterschrieb sich dem Hans mein Igel, er sollt' es haben. %S.114 Als das geschehen war, ritt er auf dem G"ockelhahn voraus und %S.114 zeigte ihm den Weg und gelangte er gl"ucklich wieder in sein K"onigreich. %S.114 Wie er auf den Hof kam, war gro"se Freude dar"uber; %S.114 nun hatte er eine einzige Tochter, die war sehr sch"on, die kam %S.114 ihm entgegen, fiel ihm um den Hals und k"u"ste ihn und freute %S.114 sich, da"s ihr alter Vater wieder kam. Sie fragte ihn auch, wo %S.114 er so lang in der Welt gewesen w"are, da erz"ahlte er ihr, er %S.114 h"atte sich verirrt und w"ar' beinahe gar nicht wieder gekommen, %S.114 aber als er durch einen gro"sen Wald gefahren, h"atte einer halb %S.114 wie ein Igel, halb wie ein Mensch, rittlings auf einem Hahn %S.114 in einem hohen Baum gesessen und sch"one Musik gemacht, der %S.114 h"atte ihm fortgeholfen und den Weg gezeigt, daf"ur aber er ihm %S.114 versprochen, was ihm am k"oniglichen Hofe zuerst begegnete, und %S.114 das w"are sie, und das th"ate ihm nun so leid. Da versprach sie %S.114 ihm aber, sie wollte gern mit ihm gehen, wann er k"ame, ihrem %S.114 alten Vater zu Liebe. %S.114 Hans mein Igel aber h"utete seine Schweine und die Schweine %S.114 bekamen wieder Schweine und diese wieder und wurden ihrer so %S.114 viel, da"s der ganze Wald voll war. Da lie"s Hans mein Igel %S.115 seinem Vater sagen, sie sollten alle St"alle im Dorf ledig machen %S.115 und r"aumen, er k"ame mit einer so gro"sen Heerde Schweine, da"s %S.115 jeder schlachten sollte, der nur schlachten k"onnte. Da war sein %S.115 Vater betr"ubt, als er das h"orte, denn er dachte, Hans mein %S.115 Igel w"are schon lang' gestorben. Hans mein Igel aber setzte sich %S.115 auf seinen G"ockelhahn, trieb die Schweine vor sich her ins Dorf %S.115 und lie"s schlachten; hu! da war ein Gemetzel und ein Hacken, %S.115 da"s man's zwei Stunden weit h"oren konnte. Darnach sagte %S.115 Hans mein Igel: {\oq}V"aterchen, la"st mir meinen G"ockelhahn noch %S.115 einmal vor der Schmiede beschlagen, dann reit' ich fort und komm' %S.115 mein Lebtag nicht wieder.{\cq} Da lie"s der Vater den G"ockelhahn %S.115 beschlagen und war froh, da"s Hans mein Igel nicht wieder kommen %S.115 wollte. %S.115 Hans mein Igel ritt fort in das erste K"onigreich, da hatte %S.115 der K"onig befohlen, wenn einer k"ame auf einem Hahn geritten %S.115 und h"atte einen Dudelsack bei sich, dann sollten alle auf ihn schie"sen, %S.115 hauen und stechen, damit er nicht in's Schlo"s k"ame. Als %S.115 nun Hans mein Igel daher geritten kam, drangen sie mit den %S.115 Bajonetten auf ihn ein, er aber gab dem Hahn die Sporn, flog %S.115 auf, "uber das Thor hin vor des K"onigs Fenster, setzte sich da %S.115 und rief ihm zu: {\oq}sollt' ihm geben, was er versprochen h"atte, %S.115 sonst so wollt' er ihm und seiner Tochter das Leben nehmen.{\cq} %S.115 Da gab der K"onig seiner Tochter gute Worte, sie m"ochte zu ihm %S.115 hinaus gehen, damit sie ihm und sich das Leben rettete. Da zog %S.115 sie sich wei"s an und ihr Vater gab ihr einen Wagen mit sechs %S.115 % H 2 %S.115 Pferden und herrliche Bedienten, Geld und Gut; sie setzte sich %S.116 ein und Hans mein Igel mit seinem Hahn und Dudelsack neben %S.116 sie, dann nahmen sie Abschied und zogen fort und der K"onig %S.116 dachte, er kriegte sie nicht wieder zu sehen. Es ging aber anders %S.116 als er dachte, denn als sie ein St"uck Wegs von der Stadt waren, %S.116 da zog sie Hans mein Igel aus und stach sie mit seiner Igelhaut %S.116 bis sie ganz blutig war, sagte: {\oq}das ist der Lohn f"ur eure %S.116 Falschheit, geh' hin, ich will dich nicht,{\cq} und jagte sie damit %S.116 nach Haus und war sie beschimpft ihr Lebtag. %S.116 Hans mein Igel aber ritt weiter auf seinem G"ockelhahn und %S.116 mit seinem Dudelsack nach dem zweiten K"onigreich, wo er dem %S.116 K"onig auch den Weg gezeigt hatte. Der aber hatte bestellt, wenn %S.116 einer k"am', wie Hans mein Igel, sollten sie das Gewehr vor %S.116 ihm pr"asentiren, ihn frei hereinf"uhren, Vivat rufen und ihn ins %S.116 k"onigliche Schlo"s bringen. Wie ihn nun die Prinzessin sah, war %S.116 sie erschrocken, weil er doch gar so wunderlich aussah, sie dachte %S.116 aber, es w"are nicht anders, sie h"atte es ihrem Vater versprochen. %S.116 Da ward Hans mein Igel von ihr bewillkommt, mu"ste mit an %S.116 die k"onigliche Tafel gehen und sie setzte sich zu seiner Seite und %S.116 sie a"sen und tranken. Wie's nun Abend ward, da"s sie wollten %S.116 schlafen gehen, da f"urchtete sie sich sehr vor seinen Stacheln, er %S.116 aber sprach, sie sollte sich nicht f"urchten, es gesch"ah ihr kein Leid, %S.116 und sagte zu dem alten K"onig, er sollte vier Mann bestellen, die %S.116 sollten wachen vor der Kammerth"ure und ein gro"ses Feuer anmachen, %S.116 und wann er in die Kammer eingehe und sich ins Bett %S.116 legen wolle, w"urde er aus seiner Igelshaut herauskriechen und sie %S.116 vor dem Bett liegen lassen; dann sollten die M"anner hurtig herbeispringen %S.117 und sie in's Feuer werfen, auch dabei bleiben, bis sie %S.117 vom Feuer verzehrt w"are. Wie die Glocke nun elfe schlug, da %S.117 ging er in die Kammer und streifte die Igelshaut ab, und lie"s %S.117 sie vor dem Bett liegen, da kamen die M"anner und holten sie %S.117 geschwind und warfen sie ins Feuer, und als sie das Feuer verzehrt %S.117 hatte, da war er erl"ost und lag da im Bett ganz als ein %S.117 Mensch gestaltet, aber er war kohlschwarz wie gebrannt. Der %S.117 K"onig schickte zu seinem Arzt, der wusch ihn mit guten Salben %S.117 und balsamirte ihn, da ward er wei"s und war ein sch"oner junger %S.117 Herr. Wie das die Prinzessin sah, war sie froh, und sie stiegen %S.117 auf mit Freuden, a"sen und tranken und ward die Verm"ahlung %S.117 gehalten, und Hans mein Igel bekam das K"onigreich von dem %S.117 alten K"onig. %S.117 Wie etliche Jahre herum waren, fuhr er mit seiner Gemahlin %S.117 zu seinem Vater und sagte, er w"are sein Sohn, der Vater %S.117 aber sprach, er h"atte keinen, er h"atte nur einen gehabt, der w"ar' %S.117 aber wie ein Igel mit Stacheln geboren worden und in die Welt %S.117 gegangen. Da gab er sich zu erkennen, und der alte Vater freute %S.117 sich und ging mit ihm in sein K"onigreich. %S.117 %% %% ============================================================ %% Liste der im Originaltext enthaltenen zu korrigierenden %% W"orter, Interpunktions- und Anf"uhrungszeichen, usw. %% ============================================================ %% Seite 111, Zeile 22 %% [falsch] %% zum Haushalt geh"ort,{\cq} sprach sie. Darauf fragte er die Magd, %S.111 %% [richtig] %% zum Haushalt geh"ort{\cq}, sprach sie. Darauf fragte er die Magd, %S.111 %% %% Seite 112, Zeile 1 %% [falsch] %% auch: {\oq}Hans mein Igel, was willst du denn haben?{\cq} -- {\oq}V"aterchen, %S.112 %% [richtig] %% auch: {\oq}Hans mein Igel, was willst du denn haben?{\cq} -- {\oq}V"aterchen{\cq}, %S.112 %% %% Seite 112, Zeile 2 %% [falsch] %% sprach er, bringt mir doch einen Dudelsack mit.{\cq} Wie %S.112 %% [richtig] %% sprach er, {\oq}bringt mir doch einen Dudelsack mit.{\cq} Wie %S.112 %% %% Seite 112, Zeile 8 %% [falsch] %% die Schmiede und la"st mir meinen G"okelhahn beschlagen, dann %S.112 %% [richtig] %% die Schmiede und la"st mir meinen G"ockelhahn beschlagen, dann %S.112 %% %% Seite 115, Zeile 22 %% [falsch] %% und rief ihm zu: {\oq}sollt' ihm geben, was er versprochen h"atte, %S.115 %% [richtig] %% und rief ihm zu: sollt' ihm geben, was er versprochen h"atte, %S.115 %% %% Seite 115, Zeile 23 %% [falsch] %% sonst so wollt' er ihm und seiner Tochter das Leben nehmen.{\cq} %S.115 %% [richtig] %% sonst so wollt' er ihm und seiner Tochter das Leben nehmen. %S.115 %% %% Seite 116, Zeile 8 %% [falsch] %% Falschheit, geh' hin, ich will dich nicht,{\cq} und jagte sie damit %S.116 %% [richtig] %% Falschheit, geh' hin, ich will dich nicht{\cq}, und jagte sie damit %S.116