% @book{bg_khm_1819-2, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen. % {G}esammelt durch die {B}r{\"{u}}der {G}rimm. % {Z}weiter {B}and. {M}it zwei {K}upfern. % {Z}weite vermehrte und verbesserte {A}uf{"|}lage", % publisher = "Gedruckt und verlegt bei G.\,Reimer", % address = "Berlin, Germany", % year = "1819", % volume = "2", % language = "German", % } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von A. Tokunaga am 22. Januar 2003 % und "uberpr"uft von Y. Nagata am 07. Februar 2003 % %%% Besonderheiten f"ur den Fraktursatz: %% "| zur Vermeidung von Ligaturen; %% (Eingabe: e.g. auf"|fressen und Hof"|leute %% statt auffressen und Hofleute) %% "| auch f"ur das sogenannte runde s -- oder Schluss s -- im %% Kompositum (ansonsten wird dieses durch LaTeX -- und khm.sty -- %% von dem langen s richtig unterschieden und gesetzt); %% (Eingabe: e.g. Aus"|gang statt Ausgang) %% {} f"ur das runde s au"ser Komposita; %% (Eingabe: e.g. s{}' statt s') %% {\ck} f"ur ,,ck``, das bei der Silbentrennung am Zeilenende %% in die Form ,,k-k`` umgewandelt werden soll. % % Der erste M"archentext in jedem Band (i.e. ,,Der Froschk"onig % oder der eiserne Heinrich`` und ,,Der Arme und der Reiche``) % und der erste Kinderlegendentext (i.e. ,,Der heilige Joseph % im Walde``) sind mit einem Versalsatz geschm"uckt im Orginal. % Bei all den anderen Texten ist jede erste Zeile einger"uckt. % \maerchentitel{Vom klugen Schneiderlein} % 114. %S.142 % Vom klugen Schneiderlein. %S.142 Es war einmal eine Prinzessin gewaltig stolz; kam ein Freier, %S.142 so gab sie ihm etwas zu rathen auf, und wenn er's nicht errathen %S.142 konnte, so ward er mit Spott fortgeschickt. Sie lie"s auch %S.142 bekannt machen, wer's erriethe, sollte sich mit ihr verm"ahlen und %S.142 m"ochte kommen, wer da wollte. Nun fanden sich auch drei Schneider %S.142 zusammen, davon meinten die zwei "altesten, sie h"atten so %S.142 manchen feinen Stich gethan, und h"atten's getroffen, da k"onnt's %S.142 ihnen nicht fehlen, sie m"u"sten's wohl auch hier treffen; der dritte %S.142 aber war ein kleines unn"utzes Ding, das nicht einmal sein Handwerk %S.142 verstand. Da sprachen die zwei zu ihm: {\oq}bleib nur zu %S.142 Haus, du wirst mit deinem Bis"|chen Verstand auch nicht weit %S.142 kommen;{\cq} das Schneiderlein lie"s sich aber nicht irre machen und %S.142 sagte, es h"atte einmal seinen Kopf darauf gesetzt und wollte sich %S.142 schon helfen, und ging dahin, als w"ar' die ganze Welt sein. %S.142 Da meldeten sie sich alle drei bei der Prinzessin und sagten, %S.142 sie sollte ihnen ihr R"athsel vorlegen; es w"aren die rechten Leute %S.142 angekommen, die h"atten einen feinen Verstand, den k"onnte man %S.143 wohl in eine Nadel f"adeln. Da sprach die Prinzessin: {\oq}ich habe %S.143 zweierlei Haar auf dem Kopf, von was f"ur Farben ist das?{\cq} %S.143 {\oq}Wenn's weiter nichts ist, sagte der erste, es wird schwarz und %S.143 wei"s seyn, wie K"ummel und Salz.{\cq} Die Prinzessin sprach: %S.143 {\oq}falsch gerathen; antworte der zweite.{\cq} Da sagte der zweite: %S.143 {\oq}ist's nicht schwarz und wei"s, so ist's braun und roth, wie meines %S.143 Vaters Bratenrock.{\cq} {\oq}Falsch gerathen, sagte die Prinzessin, %S.143 antworte der dritte, dem seh ich's an, der wei"s es sicherlich.{\cq} %S.143 Da trat das Schneiderlein hervor und sprach: {\oq}die Prinzessin %S.143 hat ein silbernes und ein goldenes Haar auf dem Kopf, und %S.143 das sind die zweierlei Farben.{\cq} Wie die Prinzessin das h"orte, %S.143 ward sie bla"s und w"are vor Schre{\ck}en beinah hingefallen, denn %S.143 das Schneiderlein hatte es getroffen, und sie hatte sicher geglaubt, %S.143 das w"urde kein Mensch auf der Welt heraus"|bringen. Als ihr %S.143 das Herz wiederkam, sprach sie: {\oq}damit hast du mich noch nicht %S.143 gewonnen, du mu"st noch eins thun; unten im Stall liegt ein %S.143 B"ar, bei dem sollst du die Nacht zubringen, wenn ich dann morgen %S.143 aufstehe und du bist noch lebendig, so sollst du mich heirathen.{\cq} %S.143 Sie dachte aber, damit wollte sie das Schneiderlein los %S.143 werden, denn der B"ar hatte noch keinen Menschen lebendig gelassen, %S.143 der ihm unter die Tatzen gekommen war. Das Schneiderlein %S.143 sprach vergn"ugt: {\oq}das will ich auch noch vollbringen.{\cq} %S.143 Als nun der Abend kam, ward mein Schneiderlein hinunter %S.143 zum B"aren gebracht; der B"ar wollt' auch gleich auf es los und %S.143 ihm mit seiner Tatze einen guten Willkommen geben. {\oq}Sachte, %S.143 sachte, sprach das Schneiderlein, ich kann dich noch dispen (zur %S.144 Ruh bringen).{\cq} Da holte es, als h"att' es keine Sorgen, Welsche-N"usse %S.144 aus der Tasche, bi"s sie auf und a"s die Kerne; wie %S.144 der B"ar das sah, kriegte er Lust und wollte auch N"usse haben. %S.144 Das Schneiderlein griff in die Tasche und reichte ihm eine Hand %S.144 voll; es waren aber keine N"usse, sondern Wa{\ck}ersteine. Der B"ar %S.144 steckte sie ins Maul, er konnt' aber nichts aufbei"sen, er mogte %S.144 dr"u{\ck}en wie er wollte. {\oq}Ei, dachte er, was bist du f"ur ein dummer %S.144 Klotz, du kannst nicht einmal die N"usse aufbei"sen{\cq} und sprach %S.144 zum Schneiderlein: {\oq}mein, bei"s mir die N"usse auf.{\cq} {\oq}Da siehst %S.144 du was du f"ur ein Kerl bist, sprach das Schneiderlein, hast so %S.144 ein gro"s Maul und kannst die kleine Nu"s nicht aufbei"sen.{\cq} Da %S.144 nahm es die Steine, war hurtig, steckte daf"ur eine Nu"s in den %S.144 Mund und knack! war sie entzwei. {\oq}Ich mu"s das Ding noch %S.144 einmal probiren, sprach der B"ar, wenn ich's so ansehe, ich mein', %S.144 ich m"u"st's k"onnen.{\cq} Da gab ihm das Schneiderlein wieder die %S.144 Wa{\ck}ersteine, und der B"ar arbeitete und bi"s aus allen Leibes"|kr"aften %S.144 hinein; Gott geb, er h"atte sie aufgebracht! Wie das vorbei %S.144 war, holte das Schneiderlein eine Violine unter dem Rock %S.144 hervor und spielte sich ein St"uckchen darauf. Als der B"ar das %S.144 h"orte, konnt' er es nicht lassen und fing an zu tanzen, und als %S.144 er ein Weilchen getanzt hatte, gefiel ihm das Ding so wohl, da"s %S.144 er zum Schneiderlein sprach: {\oq}h"or, ist das Geigen schwer?{\cq} %S.144 {\oq}Ei gar nicht, siehst du, mit der Linken leg ich die Finger auf %S.144 und mit der Rechten streich ich mit dem Bogen drauf los, da %S.144 gehts lustig, hopsasa vivallalera!{\cq} {\oq}Willst du mir's lehren? %S.144 % sprach %S.144 sprach der B"ar, so geigen, das m"ogt' ich auch verstehen, damit %S.145 ich tanzen k"onnte, wann ich Lust h"atte.{\cq} -- {\oq}Von Herzen gern, %S.145 sagte das Schneiderlein, wenn du's lernen willst, aber weis einmal %S.145 deine Tatzen her, die sind gewaltig lang, ich mu"s dir erst %S.145 die N"agel ein wenig abschneiden.{\cq} Da holte es einen Schraubstock %S.145 und der B"ar legte seine Tatzen darauf, das Schneiderlein %S.145 aber schraubte sie fest und sprach: {\oq}nun warte bis ich wiederkomme %S.145 mit der Scheere;{\cq} lie"s den B"ar brummen, so viel er %S.145 wollte, legte sich in die E{\ck}e auf ein Bund Stroh und schlief ein. %S.145 Die Prinzessin, als sie am Abend den B"aren so gewaltig %S.145 brummen h"orte, glaubte nicht anders, als der freute sich recht %S.145 und mit dem Schneider w"ar's jetzt vorbei. Am Morgen stand sie %S.145 auch recht vergn"ugt auf, wie sie aber nach dem Stall guckt, so %S.145 steht das Schneiderlein ganz munter davor und ist gesund wie ein %S.145 Fisch im Wasser. Da konnte sie nun kein Wort mehr dagegen %S.145 sagen, weil sie's "offentlich versprochen hatte, und der K"onig lie"s %S.145 einen Wagen kommen, darin mu"ste sie mit dem Schneiderlein zur %S.145 Kirche fahren und sollte sie da verm"ahlt werden. Wie sie nun %S.145 eingestiegen waren, gingen die beiden andern Schneider, die falsch %S.145 waren und ihm sein Gl"uck nicht g"onnten, in den Stall und schraubten %S.145 den B"aren los, der war nun voller Wuth und rennte hinter %S.145 dem Wagen her. Die Prinzessin aber h"orte ihn schnauben, da %S.145 ward ihr Angst und sie sagte: {\oq}ach! der B"ar ist hinter uns und %S.145 will dich holen.{\cq} Das Schneiderlein war bei der Hand, stellte %S.145 sich auf den Kopf, streckte die Beine zum Fenster hinaus und rief: %S.145 {\oq}siehst du den Schraubstock; wann du nicht gehst, so sollst du %S.145 % Kinderm"archen II. K %S.145 wieder hinein.{\cq} Wie der B"ar das sah, drehte er um und lief %S.146 fort. Mein Schneiderlein fuhr da ruhig in die Kirche und die %S.146 Prinzessin ward ihm an die Hand getraut und lebte mit ihr vergn"ugt %S.146 wie eine Heidlerche. Wers nicht glaubt, bezahlt einen %S.146 Thaler. %S.146 %% %% ============================================================ %% Liste der im Originaltext enthaltenen zu korrigierenden %% W"orter, Interpunktions- und Anf"uhrungszeichen, usw. %% ============================================================ %% Seite 142, Zeile 18 %% [falsch] %% kommen;{\cq} das Schneiderlein lie"s sich aber nicht irre machen und %S.142 %% [richtig] %% kommen{\cq}; das Schneiderlein lie"s sich aber nicht irre machen und %S.142 %% %% Seite 143, Zeile 4 %% [falsch] %% {\oq}Wenn's weiter nichts ist, sagte der erste, es wird schwarz und %S.143 %% [richtig] %% -- {\oq}Wenn's weiter nichts ist{\cq}, sagte der erste, {\oq}es wird schwarz und %S.143 %% %% Seite 143, Zeile 8 %% [falsch] %% Vaters Bratenrock.{\cq} {\oq}Falsch gerathen, sagte die Prinzessin, %S.143 %% [richtig] %% Vaters Bratenrock.{\cq} -- {\oq}Falsch gerathen{\cq}, sagte die Prinzessin, %S.143 %% %% Seite 143, Zeile 9 %% [falsch] %% antworte der dritte, dem seh ich's an, der wei"s es sicherlich.{\cq} %S.143 %% [richtig] %% {\cq}antworte der dritte, dem seh ich's an, der wei"s es sicherlich.{\cq} %S.143 %% %% Seite 144, Zeile 1 %% [falsch] %% sachte, sprach das Schneiderlein, ich kann dich noch dispen (zur %S.144 %% [richtig] %% sachte{\cq}, sprach das Schneiderlein, {\oq}ich kann dich noch dispen (zur %S.144 %% %% Seite 144, Zeile 8 %% [falsch] %% dr"u{\ck}en wie er wollte. {\oq}Ei, dachte er, was bist du f"ur ein dummer %S.144 %% [richtig] %% dr"u{\ck}en wie er wollte. {\oq}Ei{\cq}, dachte er, {\oq}was bist du f"ur ein dummer %S.144 %% %% Seite 144, Zeile 9 %% [falsch] %% Klotz, du kannst nicht einmal die N"usse aufbei"sen{\cq} und sprach %S.144 %% [richtig] %% Klotz, du kannst nicht einmal die N"usse aufbei"sen{\cq}, und sprach %S.144 %% %% Seite 144, Zeile 10 %% [falsch] %% zum Schneiderlein: {\oq}Mein, bei"s mir die N"usse auf.{\cq} {\oq}Da siehst %S.144 %% [richtig] %% zum Schneiderlein: {\oq}Mein, bei"s mir die N"usse auf.{\cq} -- {\oq}Da siehst %S.144 %% %% Seite 144, Zeile 11 %% [falsch] %% du was du f"ur ein Kerl bist, sprach das Schneiderlein, hast so %S.144 %% [richtig] %% du was du f"ur ein Kerl bist{\cq}, sprach das Schneiderlein, {\oq}hast so %S.144 %% %% Seite 144, Zeile 15 %% [falsch] %% einmal probiren, sprach der B"ar, wenn ich's so ansehe, ich mein', %S.144 %% [richtig] %% einmal probiren{\cq}, sprach der B"ar, {\oq}wenn ich's so ansehe, ich mein', %S.144 %% %% Seite 144, Zeile 24 %% [falsch] %% {\oq}Ei gar nicht, siehst du, mit der Linken leg ich die Finger auf %S.144 %% [richtig] %% --{\oq}Ei gar nicht, siehst du, mit der Linken leg ich die Finger auf %S.144 %% %% Seite 144, Zeile 26 %% [falsch] %% gehts lustig, hopsasa vivallalera!{\cq} {\oq}Willst du mir's lehren? %S.144 %% [richtig] %% gehts lustig, hopsasa vivallalera!{\cq} -- {\oq}Willst du mir's lehren?{\cq}, %S.144 %% %% Seite 145, Zeile 1 %% [falsch] %% sprach der B"ar, so geigen, das m"ogt' ich auch verstehen, damit %S.145 %% [richtig] %% sprach der B"ar, {\oq}so geigen, das m"ogt' ich auch verstehen, damit %S.145 %% %% Seite 145, Zeile 2 %% [falsch] %% ich tanzen k"onnte, wann ich Lust h"atte.{\cq} -- {\oq}Von Herzen gern, %S.145 %% [richtig] %% ich tanzen k"onnte, wann ich Lust h"atte.{\cq} -- {\oq}Von Herzen gern{\cq}, %S.145 %% %% Seite 145, Zeile 3 %% [falsch] %% sagte das Schneiderlein, wenn du's lernen willst, aber weis einmal %S.145 %% [richtig] %% sagte das Schneiderlein, {\oq}wenn du's lernen willst, aber weis einmal %S.145 %% %% Seite 145, Zeile 8 %% [falsch] %% mit der Scheere;{\cq} lie"s den B"ar brummen, so viel er %S.145 %% [richtig] %% mit der Scheere{\cq}; lie"s den B"aren brummen, so viel er %S.145 %% %% Seite 145, Zeile 26 %% [falsch] %% {\oq}siehst du den Schraubstock; wann du nicht gehst, so sollst du %S.145 %% [richtig] %% {\oq}siehst du den Schraubstock? wann du nicht gehst, so sollst du %S.145