% @book{bg_khm_1819-2, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen. % {G}esammelt durch die {B}r{\"{u}}der {G}rimm. % {Z}weiter {B}and. {M}it zwei {K}upfern. % {Z}weite vermehrte und verbesserte {A}uf{"|}lage", % publisher = "Gedruckt und verlegt bei G.\,Reimer", % address = "Berlin, Germany", % year = "1819", % volume = "2", % language = "German", % } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von A. Tokunaga am 24. Januar 2003 % und "uberpr"uft von Y. Nagata am 07. Februar 2003 % %%% Besonderheiten f"ur den Fraktursatz: %% "| zur Vermeidung von Ligaturen; %% (Eingabe: e.g. auf"|fressen und Hof"|leute %% statt auffressen und Hofleute) %% "| auch f"ur das sogenannte runde s -- oder Schluss s -- im %% Kompositum (ansonsten wird dieses durch LaTeX -- und khm.sty -- %% von dem langen s richtig unterschieden und gesetzt); %% (Eingabe: e.g. Aus"|gang statt Ausgang) %% {} f"ur das runde s au"ser Komposita; %% (Eingabe: e.g. s{}' statt s') %% {\ck} f"ur ,,ck``, das bei der Silbentrennung am Zeilenende %% in die Form ,,k-k`` umgewandelt werden soll. % % Der erste M"archentext in jedem Band (i.e. ,,Der Froschk"onig % oder der eiserne Heinrich`` und ,,Der Arme und der Reiche``) % und der erste Kinderlegendentext (i.e. ,,Der heilige Joseph % im Walde``) sind mit einem Versalsatz geschm"uckt im Orginal. % Bei all den anderen Texten ist jede erste Zeile einger"uckt. % \maerchentitel{Die drei Feldscherer} % 118. %S.153 % Die drei Feldscherer. %S.153 Drei Feldscherer reisten in der Welt, meinten ihre Kunst aus"|gelernt %S.153 zu haben und kamen in ein Wirths"|haus, wo sie "ubernachten %S.153 wollten. Der Wirth fragte, wo sie her w"aren und hinaus %S.153 wollten? {\oq}Sie z"ogen auf ihre Kunst in der Welt herum.{\cq} -- %S.153 {\oq}Ei, sprach der Wirth, zeigt mir doch einmal, was ihr k"onnt.{\cq} %S.153 Sprach der erste: er wollte seine Hand abschneiden und morgen %S.153 fr"uh wieder anheilen; der zweite sprach: er wollte sein Herz aus"|rei"sen %S.153 und morgen fr"uh wieder anheilen; der dritte sprach: er %S.153 wollte seine Augen aus"|stechen und morgen fr"uh wieder einheilen. %S.153 Sie hatten aber eine Salbe, was sie damit bestrichen, das heilte %S.153 zusammen, und das Fl"aschchen, wo sie drin war, trugen sie best"andig %S.153 bei sich. Da schnitten sie Hand, Herz und Auge vom %S.153 Leibe, wie sie gesagt hatten, legten's zusammen auf einen Teller %S.153 und gaben's dem Wirth, der Wirth gab's einem M"adchen, das %S.153 sollt's in den Schrank stellen und wohl aufheben. Das M"adchen %S.153 aber hatte einen heimlichen Schatz, der war ein Soldat; wie nun %S.153 der Wirth, die drei Feldscherer und alle Leute im Haus schliefen, %S.153 kam der und wollte was zu essen haben. Da schlo"s das M"adchen %S.153 den Schrank auf und holte ihm etwas, und "uber der gro"sen Liebe %S.153 verga"s es die Schrankth"ure zuzumachen, setzte sich zum Liebsten %S.153 an Tisch, und sie sprachen mit einander. Wie es so vergn"ugt sa"s %S.153 und an kein Ungl"uck dachte, kam die Katze hereingeschlichen, fand %S.153 den Schrank offen, und nahm die Hand, das Herz und die Augen %S.153 der drei Feldscherer und lief damit hinaus. Als nun der Soldat %S.154 gegessen hatte und das M"adchen das Ger"ath aufheben und den %S.154 Schrank zuschlie"sen wollte, da sah sie wohl, da"s der Teller, den %S.154 ihr der Wirth aufzuheben gegeben hatte, ledig war. Da sagte %S.154 es erschro{\ck}en zu seinem Schatz: {\oq}ach! was will ich armes M"adchen %S.154 anfangen! Die Hand ist fort, das Herz und die Augen sind %S.154 auch fort, wie wird mir's morgen fr"uh ergehen!{\cq} Da sprach er: %S.154 {\oq}sey still, ich will dir davon helfen, gib mir nur ein scharfes %S.154 Messer; es h"angt ein Dieb am Galgen, dem will ich die Hand %S.154 abschneiden, welche Hand war's denn?{\cq} -- {\oq}Die rechte.{\cq} Da %S.154 gab ihm das M"adchen ein scharf Messer und er ging hin, schnitt %S.154 dem armen S"under die rechte Hand ab, und brachte sie. Darauf %S.154 packte er die Katze und stach ihr die Augen aus; nun fehlte nur %S.154 noch das Herz. {\oq}Habt ihr nicht geschlachtet und Schweinefleisch %S.154 im Keller?{\cq} {\oq}Ja,{\cq} sagte das M"adchen. {\oq}Nun, das ist gut,{\cq} %S.154 sagte der Soldat, ging hinunter und holte ein Schweineherz und %S.154 gab's dem M"adchen. Das that alles wieder auf den Teller und %S.154 stellte es in den Schrank, und als ihr Liebster darauf Abschied %S.154 genommen hatte, legte es sich ruhig ins Bett. %S.154 Morgens, als die Feldscherer aufstanden, sagten sie dem M"adchen, %S.154 es sollte ihnen den Teller holen, darauf Hand, Herz und %S.154 Augen l"agen. Da brachte es ihn aus dem Schrank, und der erste %S.154 hielt sich die Diebs"|hand an, bestrich sie mit seiner Salbe, als"|bald %S.154 war sie ihm angewachsen. Der zweite nahm die Katzenaugen und %S.154 heilte sie ein; der dritte machte das Schweineherz fest. Der %S.154 Wirth aber stand dabei, bewunderte ihre Kunst und sagte, dergleichen %S.154 h"atte er noch nicht gesehen, er wollt' sie bei Jedermann %S.155 r"uhmen und empfehlen. Darauf bezahlten sie ihre Zeche und reisten %S.155 weiter. %S.155 Wie sie so dahin gingen, so blieb der mit dem Schweineherzen %S.155 gar nicht bei ihnen, sondern wo eine E{\ck}e war, lief er hin, %S.155 schn"uffelte darin herum, wie Schweine thun. Die andern wollten %S.155 ihn an dem Rockschlippen zur"uckhalten, aber das half nichts, er %S.155 ri"s sich los und lief hin, wo der dickste Dreck lag. Der zweite %S.155 stellte sich auch wunderlich an, rieb die Augen und sagte zu dem %S.155 andern: {\oq}Camerad, was ist das? das sind meine Augen nicht, %S.155 ich sehe ja nichts, leit' mich doch eines, da"s ich nicht falle.{\cq} Da %S.155 gingen sie mit M"uhe fort bis zum Abend und sie zu einer andern %S.155 Herberge kamen. Sie traten zusammen in die Wirths"|stube, da %S.155 sa"s in einer E{\ck}e ein reicher Herr vorm Tisch und z"ahlte Geld. %S.155 Der mit der Diebs"|hand ging um ihn herum, zuckt' ein paarmal, %S.155 endlich wie der Herr sich umwendete, griff er in den Haufen hinein %S.155 und nahm eine Hand voll Geld heraus. Der eine sah's und %S.155 sprach: {\oq}Camerad, was machst du? stehlen darfst du nicht, sch"am' %S.155 dich!{\cq} {\oq}Ei, sagte er, was kann ich daf"ur, es zuckt mir in der %S.155 Hand, ich mu"s zugreifen, ich mag wollen oder nicht.{\cq} Sie legten %S.155 sich darnach schlafen, wie sie da liegen, ist's so finster, da"s %S.155 man keine Hand vor den Augen sehen kann. Auf einmal erwachte %S.155 der mit den Katzenaugen, we{\ck}te die andern und sprach: {\oq}Br"uder, %S.155 schaut einmal auf, seht ihr die wei"sen M"aus"|chen, die da herumlaufen?{\cq} %S.155 Die zwei richteten sich auf, konnten aber nichts sehen. %S.155 Da sprach er: {\oq}es ist mit uns nicht richtig, wir haben das Unsrige %S.155 nicht wieder gekriegt, wir m"ussen zur"uck zu dem Wirth, der %S.156 hat uns betrogen.{\cq} Also machten sie sich am andern Morgen %S.156 dahin auf und sagten dem Wirth, sie h"atten ihr richtig Werk %S.156 nicht wieder kriegt, der eine h"atte eine Diebs"|hand, der zweite %S.156 Katzenaugen und der dritte ein Schweineherz. Der Wirth sprach, %S.156 da m"u"ste das M"adchen Schuld daran seyn und wollte es rufen, %S.156 aber wie das die drei hatte kommen sehen, war es zum Hinterpf"ortchen %S.156 fortgelaufen und kam nicht wieder. Da sprachen die %S.156 drei, er sollte ihnen viel Geld geben, sonst lie"sen sie ihm den rothen %S.156 Hahn "uber's Haus fliegen; da gab er, was er hatte und %S.156 nur aufbringen konnte, und die drei zogen damit fort; es war %S.156 f"ur ihr Lebtag genug, sie h"atten aber doch lieber ihr richtig Werk %S.156 gehabt. %S.156 %% %% ============================================================ %% Liste der im Originaltext enthaltenen zu korrigierenden %% W"orter, Interpunktions- und Anf"uhrungszeichen, usw. %% ============================================================ %% Seite 153, Zeile 4 %% [falsch] %% wollten? {\oq}Sie z"ogen auf ihre Kunst in der Welt herum.{\cq} -- %S.153 %% [richtig] %% wollten? Sie z"ogen auf ihre Kunst in der Welt herum. -- %S.153 %% %% Seite 153, Zeile 5 %% [falsch] %% {\oq}Ei, sprach der Wirth, zeigt mir doch einmal, was ihr k"onnt.{\cq} %S.153 %% [richtig] %% {\oq}Ei{\cq}, sprach der Wirth, {\oq}zeigt mir doch einmal, was ihr k"onnt.{\cq} %S.153 %% %% Seite 153, Zeile 21 %% [falsch] %% an Tisch, und sie sprachen mit einander. Wie es so vergn"ugt sa"s %S.153 %% [richtig] %% an Tisch, und sie sprachen miteinander. Wie es so vergn"ugt sa"s %S.153 %% %% Seite 154, Zeile 15 %% [falsch] %% im Keller?{\cq} {\oq}Ja,{\cq} sagte das M"adchen. {\oq}Nun, das ist gut,{\cq} %S.154 %% [richtig] %% im Keller?{\cq} -- {\oq}Ja{\cq}, sagte das M"adchen. {\oq}Nun, das ist gut{\cq}, %S.154 %% %% Seite 155, Zeile 11 %% [falsch] %% ich sehe ja nichts, leit' mich doch eines, da"s ich nicht falle.{\cq} Da %S.155 %% [richtig] %% ich sehe ja nichts, leit' mich doch einer, da"s ich nicht falle.{\cq} Da %S.155 %% %% Seite 155, Zeile 12 %% [falsch] %% gingen sie mit M"uhe fort bis zum Abend und sie zu einer andern %S.155 %% [richtig] %% gingen sie mit M"uhe fort bis zum Abend, wo sie zu einer andern %S.155 %% %% Seite 155, Zeile 19 %% [falsch] %% dich!{\cq} {\oq}Ei, sagte er, was kann ich daf"ur, es zuckt mir in der %S.155 %% [richtig] %% dich!{\cq} -- {\oq}Ei{\cq}, sagte er, {\oq}was kann ich daf"ur, es zuckt mir in der %S.155