% @book{bg_khm_1819-2, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen. % {G}esammelt durch die {B}r{\"{u}}der {G}rimm. % {Z}weiter {B}and. {M}it zwei {K}upfern. % {Z}weite vermehrte und verbesserte {A}uf{"|}lage", % publisher = "Gedruckt und verlegt bei G.\,Reimer", % address = "Berlin, Germany", % year = "1819", % volume = "2", % language = "German", % } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von A. Tokunaga am 23. Januar 2003 % und "uberpr"uft von Y. Nagata am 08. Februar 2003 % %%% Besonderheiten f"ur den Fraktursatz: %% "| zur Vermeidung von Ligaturen; %% (Eingabe: e.g. auf"|fressen und Hof"|leute %% statt auffressen und Hofleute) %% "| auch f"ur das sogenannte runde s -- oder Schluss s -- im %% Kompositum (ansonsten wird dieses durch LaTeX -- und khm.sty -- %% von dem langen s richtig unterschieden und gesetzt); %% (Eingabe: e.g. Aus"|gang statt Ausgang) %% {} f"ur das runde s au"ser Komposita; %% (Eingabe: e.g. s{}' statt s') %% {\ck} f"ur ,,ck``, das bei der Silbentrennung am Zeilenende %% in die Form ,,k-k`` umgewandelt werden soll. % % Der erste M"archentext in jedem Band (i.e. ,,Der Froschk"onig % oder der eiserne Heinrich`` und ,,Der Arme und der Reiche``) % und der erste Kinderlegendentext (i.e. ,,Der heilige Joseph % im Walde``) sind mit einem Versalsatz geschm"uckt im Orginal. % Bei all den anderen Texten ist jede erste Zeile einger"uckt. % \maerchentitel{Die sieben Schwaben} % 119. %S.156 % Die sieben Schwaben. %S.156 Einmal waren sieben Schwaben beisammen; der erste war der %S.156 Herr Schulz, der zweite der Jackli, der dritte der Marli, der %S.156 vierte der Jergli, der f"unfte der Michal, der sechste der Hans, %S.156 der siebente der Veitli; die hatten sich alle siebene vorgenommen %S.156 die Welt zu durchziehen, Abentheuer zu suchen und gro"se Thaten %S.156 zu vollbringen. Damit sie aber auch mit bewaffneter Hand und %S.156 sicher gingen, sahen sie's f"ur gut an, da"s sie sich zwar nur einen %S.156 einzigen, aber recht starken und langen Spie"s machen lie"sen. Diesen %S.156 Spie"s fa"sten sie alle siebene zusammen an, vornen ging der %S.156 k"uhnste und m"annlichste, das mu"ste der Herr Schulz seyn, und %S.157 dann folgten die andern nach der Reihe und der Veitli war der %S.157 letzte. %S.157 Nun geschah es, da"s als sie im Heumonat eines Tags einen %S.157 weiten Weg gegangen, auch noch ein gut St"uck bis in das Dorf %S.157 hatten, wo sie "uber Nacht bleiben mu"sten, in der D"ammerung %S.157 auf einer Wiese ein gro"ser Ro"sk"afer oder eine Hornisse nicht weit %S.157 von ihnen hinter einer Staude vorbeiflog und feindlich brummelte. %S.157 Der Herr Schulz erschrak, da"s er fast den Spie"s h"atte fallen %S.157 lassen und ihm der Angstschwei"s am ganzen Leibe aus"|brach; {\oq}horcht! %S.157 horcht! rief er seinen Gesellen, Gott! ich h"ore eine Trommel!{\cq} %S.157 Der Jackli, der hinter ihm den Spie"s hielt und dem ich wei"s %S.157 nicht was f"ur ein Geruch in die Nase kam, sprach: {\oq}etwas ist %S.157 ohne Zweifel vorhanden, denn ich schmeck das Pulver und den %S.157 Zundstrick!{\cq} Bei diesen Worten hub der Herr Schulz an, die %S.157 Flucht zu ergreifen und sprang im Hui "uber einen Zaun, weil %S.157 er aber gerade auf die Zinken eines Rechen sprang, der vom Heumachen %S.157 da liegen geblieben war, so fuhr ihm der Stiel ins Gesicht %S.157 und gab ihm einen ungewaschenen Schlag. {\oq}O wey! o wey! %S.157 schrie der Herr Schulz, nimm mich gefangen, ich ergeb mich! ich %S.157 ergeb mich!{\cq} die andern sechs h"upften auch alle einer "uber den %S.157 andern herzu und schrien: {\oq}giebst du dich, so geb ich mich auch! %S.157 giebst du dich, so geb ich mich auch!{\cq} Endlich, wie kein Feind %S.157 da war, der sie binden und fortf"uhren wollte, merkten sie, da"s %S.157 sie betrogen waren, und damit die Geschichte nicht unter die Leute %S.157 k"ame und sie nicht damit genarrt und gespottet w"urden, verschwuren %S.157 sie unter einander so lang davon still zu schweigen, bis %S.158 einer das Maul aufth"at. %S.158 Hierauf zogen sie weiter. Die zweite Gef"ahrlichkeit, die sie %S.158 erlebten, kann aber mit der ersten nicht verglichen werden; denn %S.158 nach etlichen Tagen trug sie ihr Weg durch ein Brachfeld, da sa"s %S.158 ein Haas in der Sonne und schlief, streckte die Ohren in die H"ohe %S.158 und hatte die gro"sen, gl"asernen Augen starr aufstehen. Da erschraken %S.158 sie bei dem Anblick des grausamen und wilden Thieres %S.158 ins"|gesammt und hielten Rath, was zu thun das wenigst gef"ahrliche %S.158 w"are. Denn so sie fliehen wollten, war zu besorgen, das %S.158 Ungeheuer setzte ihnen nach und verschl"ang sie alle mit Haut und %S.158 Haar. Also sprachen sie: {\oq}wir m"ussen einen gro"sen und gef"ahrlichen %S.158 Kampf wagen! Frisch gewagt ist halb gewonnen!{\cq} fa"sten %S.158 alle siebene den Spie"s an, der Herr Schulz vornen und der Veitli %S.158 hinten. Der Herr Schulz wollte den Spie"s noch immer anhalten, %S.158 der Veitli aber war hinten ganz muthig geworden, wollte los"|brechen %S.158 und rief: %S.158 \begin{verse} {\oq}sto"s zu in aller Schwabe Name! \\ %S.158 sonst w"unsch i, da"s ihr m"ogt erlahme!{\cq} %S.158 \end{verse} Aber der Hans wu"st ihn zu treffen und sprach: %S.158 \begin{verse} {\oq}beim Element, du hascht gut schw"atze, \\ %S.158 bischt stets der letscht beim Drachehetze!{\cq} %S.158 \end{verse} Der Michal rief: %S.158 \begin{verse} {\oq}es wird nit fehle um ei Haar, \\ %S.158 so ischt es wohl der Teufel gar!{\cq} %S.158 \end{verse} Drauf kam an den Jergli die Reih, der sprach: %S.158 \begin{verse} {\oq}ischt er es nit, so ischts sei Muter \\ %S.159 oder des Teufels Stiefbruder!{\cq} %S.159 \end{verse} Der Marli hatte da einen guten Gedanken und sagte zum Veitli: %S.159 \begin{verse} {\oq}gang, Veitli, gang, gang du voran, \\ %S.159 i will dahinte vor di stahn!{\cq} %S.159 \end{verse} Der Veitli h"orte aber nicht drauf und der Jackli sagte: %S.159 \begin{verse} {\oq}der Schulz, der mu"s der erschte sei \\ %S.159 denn ihm geb"uhrt die Ehr allei!{\cq} %S.159 \end{verse} Da nahm sich der Herr Schulz ein Herz und sprach gravit"atisch: %S.159 \begin{verse} {\oq}so zieht denn herzhaft in den Streit, \\ %S.159 hieran erkennt man tapfre Leut!{\cq} %S.159 \end{verse} Und da gingen sie ins"|gesammt auf den Drachen los, der Herr %S.159 Schulz segnete sich und rief Gott um Beistand an; wie aber das %S.159 alles nicht helfen wollte und er dem Feind immer n"aher kam, %S.159 schrie er in gro"ser Angst: {\oq}hau! hurlehau! hau! hauhau!{\cq} Davon %S.159 erwachte der Haas, erschrak und sprang eilig davon. Als ihn %S.159 der Herr Schulz so feldfl"uchtig sah, da rief er voll Freude: %S.159 \begin{verse} {\oq}potz, Veitli, lueg, lueg, was isch das? \\ %S.159 das Ungeh"uer ischt a Haas!{\cq} %S.159 \end{verse} Der Schwabenbund suchte aber weiter Abentheuer und kam %S.159 an die Mosel, ein mosiges, stilles und tiefes Wasser, dar"uber %S.159 nicht viel Br"u{\ck}en sind, sondern man an mehrern Orten sich mu"s %S.159 in Schiffen "uberfahren lassen. Weil die sieben Schwaben dessen %S.159 unberichtet waren, riefen sie einem Mann, der jenseits des Wassers %S.159 seine Arbeit vollbrachte, zu, wie man doch hin"uber kommen %S.159 k"onnte? Der Mann verstand wegen der Weite, auch wegen ihrer %S.159 Sprache nicht, was sie wollten, und fragte auf sein trierisch: %S.160 {\oq}wat? wat?{\cq} Da meinte der Herr Schulz, er spr"ache nicht %S.160 anders als: {\oq}wade, wade durchs Wasser,{\cq} und hub an, weil er %S.160 der Vorderste war, sich auf den Weg zu machen und in die Mosel %S.160 hineinzugehen. Nicht lang, so versank er in den Schlamm und %S.160 in die antreibenden, tiefen Wellen; seinen Hut aber jagte der %S.160 Wind hin"uber an das jenseitige Ufer und ein Frosch setzte sich dabei %S.160 und quackte, wat, wat, wat! Die sechs andern h"orten das %S.160 dr"uben und sprachen: {\oq}unser Gesell, der Herr Schulz, ruft uns, %S.160 kann er hin"uber waden, warum wir nicht auch?{\cq} Sprangen %S.160 darum eilig alle zusammen in das Wasser und ertranken, also %S.160 da"s ein Frosch allein ihrer sechse ums Leben brachte und niemand %S.160 von dem Schwabenbund wieder nach Haus kam. %S.160 %% %% ============================================================ %% Liste der im Originaltext enthaltenen zu korrigierenden %% W"orter, Interpunktions- und Anf"uhrungszeichen, usw. %% ============================================================ %% Seite 157, Zeile 11 %% [falsch] %% horcht! rief er seinen Gesellen, Gott! ich h"ore eine Trommel!{\cq} %S.157 %% [richtig] %% horcht!{\cq}, rief er seinen Gesellen, {\oq}Gott! ich h"ore eine Trommel!{\cq} %S.157 %% %% Seite 157, Zeile 19 %% [falsch] %% und gab ihm einen ungewaschenen Schlag. {\oq}O wey! o wey! %S.157 %% [richtig] %% und gab ihm einen ungewaschenen Schlag. {\oq}O wey! o wey!{\cq}, %S.157 %% %% Seite 157, Zeile 20 %% [falsch] %% schrie der Herr Schulz, nimm mich gefangen, ich ergeb mich! ich %S.157 %% [richtig] %% schrie der Herr Schulz, {\oq}nimm mich gefangen, ich ergeb mich! ich %S.157 %% %% Seite 157, Zeile 21 %% [falsch] %% ergeb mich!{\cq} die andern sechs h"upften auch alle einer "uber den %S.157 %% [richtig] %% ergeb mich!{\cq}, die andern sechs h"upften auch alle einer "uber den %S.157 %% %% Seite 158, Zeile 13 %% [falsch] %% Kampf wagen! Frisch gewagt ist halb gewonnen!{\cq} fa"sten %S.158 %% [richtig] %% Kampf wagen! Frisch gewagt ist halb gewonnen!{\cq}, fa"sten %S.158 %% %% Seite 159, Zeile 7 %% [falsch] %% {\oq}der Schulz, der mu"s der erschte sei \\ %S.159 %% [richtig] %% {\oq}der Schulz, der mu"s der erschte sei, \\ %S.159 %% %% Seite 159, Zeile 18 %% [falsch] %% {\oq}potz, Veitli, lueg, lueg, was isch das? \\ %S.159 %% [richtig] %% {\oq}potz, Veitli, lueg, lueg, was ischt das? \\ %S.159 %% %% Seite 160, Zeile 3 %% [falsch] %% anders als: {\oq}wade, wade durchs Wasser,{\cq} und hub an, weil er %S.160 %% [richtig] %% anders als: {\oq}wade, wade durchs Wasser{\cq}, und hub an, weil er %S.160