% @book{bg_khm_1819-2, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen. % {G}esammelt durch die {B}r{\"{u}}der {G}rimm. % {Z}weiter {B}and. {M}it zwei {K}upfern. % {Z}weite vermehrte und verbesserte {A}uf{"|}lage", % publisher = "Gedruckt und verlegt bei G.\,Reimer", % address = "Berlin, Germany", % year = "1819", % volume = "2", % language = "German", % } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von Y. Tanimoto am 27. Januar 2003 % und "uberpr"uft von Y. Nagata am 11. Februar 2003 % %%% Besonderheiten f"ur den Fraktursatz: %% "| zur Vermeidung von Ligaturen; %% (Eingabe: e.g. auf"|fressen und Hof"|leute %% statt auffressen und Hofleute) %% "| auch f"ur das sogenannte runde s -- oder Schluss s -- im %% Kompositum (ansonsten wird dieses durch LaTeX -- und khm.sty -- %% von dem langen s richtig unterschieden und gesetzt); %% (Eingabe: e.g. Aus"|gang statt Ausgang) %% {} f"ur das runde s au"ser Komposita; %% (Eingabe: e.g. s{}' statt s') %% {\ck} f"ur ,,ck``, das bei der Silbentrennung am Zeilenende %% in die Form ,,k-k`` umgewandelt werden soll. % % Der erste M"archentext in jedem Band (i.e. ,,Der Froschk"onig % oder der eiserne Heinrich`` und ,,Der Arme und der Reiche``) % und der erste Kinderlegendentext (i.e. ,,Der heilige Joseph % im Walde``) sind mit einem Versalsatz geschm"uckt im Orginal. % Bei all den anderen Texten ist jede erste Zeile einger"uckt. % \maerchentitel{Die Alte im Wald} % 123. %S.181 % Die Alte im Wald. %S.181 Es fuhr einmal ein armes Dienstm"adchen mit seiner Herrschaft %S.181 durch einen gro"sen Wald, und als sie mitten darin waren, %S.181 kamen R"auber aus dem Di{\ck}icht hervor und ermordeten, wen sie %S.181 fanden; da kam alles mit einander um, nur das M"adchen nicht, %S.181 das war aus dem Wagen gesprungen und hatte sich hinter einen %S.181 Baum verborgen. Wie die R"auber mit ihrer Beute fort waren, %S.181 trat es herbei und sah das gro"se Ungl"uck, da fing es an bitterlich %S.181 zu weinen und sagte: {\oq}was soll ich armes M"adchen nun anfangen, %S.181 ich wei"s mich nicht zu finden in dem Wald, kein Haus %S.181 ist da, so mu"s ich gewi"s verhungern!{\cq} Es ging herum, suchte %S.181 einen Weg, konnte aber keinen finden, bis zum Abend, da setzte %S.181 es sich unter einen Baum, befahl sich Gott und wollt' da sitzen %S.181 bleiben und nicht weggehen, m"ochte geschehen, was immer wollte. %S.181 Als es aber ein bis"|chen da gesessen, kam ein wei"s T"aubchen heruntergeflogen, %S.181 mit einem kleinen goldnen Schl"usselchen im Schnabel, %S.181 das legte es ihm in die Hand und sprach: {\oq}siehst du dort %S.181 den gro"sen Baum, daran ist ein kleines Schlo"s, das schlie"s mit %S.181 dem Schl"usselchen auf, so wirst du Speise genug finden und keinen %S.181 Hunger mehr leiden.{\cq} Da ging es zu dem Baum und schlo"s %S.181 ihn auf und fand Milch in einem kleinen Sch"usselchen und Wei"sbrot %S.182 zum Einbro{\ck}en dabei, da"s es sich satt essen konnte. Als es %S.182 satt war, sprach es: {\oq}jetzt ist Zeit, wo die H"uhner daheim auf"|fliegen, %S.182 ich bin so m"ud, k"onnt ich mich auch in mein Bett legen!{\cq} %S.182 Da kam das T"aubchen wieder geflogen und hatt' ein anderes goldenes %S.182 Schl"usselchen im Schnabel und sagt: {\oq}schlie"s dort den Baum %S.182 auf, da wirst du ein Bett finden.{\cq} Da schlo"s es auf und fand %S.182 ein sch"ones weiches Bettchen, da betete es zum lieben Gott, er %S.182 sollt' es beh"uten in der Nacht, legte sich und schlief ein. Am %S.182 Morgen kam das T"aubchen zum drittenmal, brachte wieder ein %S.182 Schl"usselchen und sprach: {\oq}schlie"s dort den Baum auf, da wirst %S.182 du Kleider finden;{\cq} und wie es aufschlo"s fand es Kleider mit %S.182 Gold und Edelsteinen besetzt, so herrlich, wie sie keine K"onigs"|tochter %S.182 hat. Also lebte es da eine Zeit lang, und kam das T"aubchen %S.182 alle Tage und sorgte f"ur alles, was es bedurfte, und war %S.182 das ein stilles, gutes Leben. %S.182 Einmal aber kam das T"aubchen und sprach: {\oq}willst du mir %S.182 etwas zu Lieb' thun?{\cq} {\oq}Von Herzen gern,{\cq} sagte das M"adchen. %S.182 Da sprach das T"aubchen: {\oq}ich will dich zu einem kleinen %S.182 H"aus"|chen f"uhren, da geh' hinein, mittendrin am Heerd da wird %S.182 eine alte Frau sitzen und guten Tag sagen. Aber gib ihr bei %S.182 Leibe keine Antwort, sie mag auch anfangen was sie will, sondern %S.182 geh zu ihrer rechten Hand weiter, da ist eine Th"ure, die %S.182 mach auf, so wirst du in eine Stube kommen, wo eine gro"se %S.182 Menge von Ringen allerlei Art auf dem Tisch liegt, darunter %S.182 sind pr"achtige mit glitzerigen Steinen, die la"s aber liegen und %S.182 such einen schlichten heraus, der auch darunter seyn mu"s und bring %S.183 ihn zu mir her so geschwind du kannst.{\cq} Da ging das M"adchen %S.183 hin zu dem H"aus"|chen und "offnete es, da sa"s eine Alte, die machte %S.183 gro"se Augen, wie sie es sah, und sprach: {\oq}guen Tag mein %S.183 Kind.{\cq} Es gab ihr keine Antwort und ging auf die Th"ure zu; %S.183 {\oq}ei! wo hinaus?{\cq} rief sie und fa"st es beim Rock und wollt es %S.183 festhalten; {\oq}das ist mein Haus, da darf niemand herein, wenn %S.183 ich's nicht haben will.{\cq} Aber es schwieg immer still, machte sich %S.183 von ihr los und ging gerade in die Stube hinein. Da lag nun %S.183 auf dem Tisch eine "ubergro"se Menge von Ringen, die glitzten %S.183 und glimmerten ihm vor den Augen, es warf sie herum und %S.183 suchte nach dem schlichten, konnt' ihn aber nicht finden. Wie es %S.183 so suchte, sah es die Alte, wie sie daher schlich und einen Vogelk"afig %S.183 in der Hand hatte und damit fort wollte; da ging es auf %S.183 sie zu und nahm ihr den K"afig aus der Hand und wie es ihn aufhob %S.183 und hinein sah, sa"s ein Vogel darin, der hatte den schlichten %S.183 Ring im Schnabel. Da war es froh und lief damit zum Haus %S.183 hinaus und dachte, da"s wei"se T"aubchen w"urde kommen und den %S.183 Ring holen, aber es kam nicht. Da lehnte es sich an einen Baum %S.183 und wollte auf es warten, und wie es so stand, da d"auchte ihm, %S.183 der Baum w"urde weich und biegsam und senkte seine Zweige %S.183 herab. Und auf einmal schlangen sich die Zweige um es herum %S.183 und waren zwei Arme und wie es sich umsah, war der Baum ein %S.183 sch"oner Mann, der es umfa"ste und herzlich k"u"ste und sagte: {\oq}du %S.183 hast mich erl"ost, die Alte ist eine Hexe, die mich in einen Baum %S.183 verwandelt hatte, und alle Tage ein paar Stunden war ich %S.183 eine wei"se Taube, und so lang sie den Ring besa"s, konnte ich %S.184 meine menschliche Gestalt nicht wieder erhalten.{\cq} Da waren auch %S.184 seine Bedienten und Pferde von dem Zauber frei und keine B"aume %S.184 mehr und standen neben ihm, da fuhren sie fort in sein Reich, %S.184 denn er war eines K"onigs Sohn, heiratheten sich und lebten gl"ucklich. %S.184 %% %% ============================================================ %% Liste der im Originaltext enthaltenen zu korrigierenden %% W"orter, Interpunktions- und Anf"uhrungszeichen, usw. %% ============================================================ %% Seite 181, Zeile 7 %% [falsch] %% fanden; da kam alles mit einander um, nur das M"adchen nicht, %S.181 %% [richtig] %% fanden; da kam alles miteinander um, nur das M"adchen nicht, %S.181 %% %% Seite 182, Zeile 6 %% [falsch] %% Schl"usselchen im Schnabel und sagt: {\oq}schlie"s dort den Baum %S.182 %% [richtig] %% Schl"usselchen im Schnabel und sagt': {\oq}schlie"s dort den Baum %S.182 %% %% Seite 182, Zeile 12 %% [falsch] %% du Kleider finden;{\cq} und wie es aufschlo"s fand es Kleider mit %S.182 %% [richtig] %% du Kleider finden{\cq}; und wie es aufschlo"s fand es Kleider mit %S.182 %% %% Seite 182, Zeile 18 %% [falsch] %% etwas zu Lieb' thun?{\cq} {\oq}Von Herzen gern,{\cq} sagte das M"adchen. %S.182 %% [richtig] %% etwas zu Lieb' thun?{\cq} -- {\oq}Von Herzen gern{\cq}, sagte das M"adchen. %S.182 %% %% Seite 183, Zeile 6 %% [falsch] %% {\oq}ei! wo hinaus?{\cq} rief sie und fa"st es beim Rock und wollt es %S.183 %% [richtig] %% {\oq}ei! wo hinaus?{\cq}, rief sie und fa"st' es beim Rock und wollt' es %S.183 %% %% Seite 183, Zeile 18 %% [falsch] %% hinaus und dachte, da"s wei"se T"aubchen w"urde kommen und den %S.183 %% [richtig] %% hinaus und dachte, das wei"se T"aubchen w"urde kommen und den %S.183