% @book{bg_khm_1819-2, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen. % {G}esammelt durch die {B}r{\"{u}}der {G}rimm. % {Z}weiter {B}and. {M}it zwei {K}upfern. % {Z}weite vermehrte und verbesserte {A}uf{"|}lage", % publisher = "Gedruckt und verlegt bei G.\,Reimer", % address = "Berlin, Germany", % year = "1819", % volume = "2", % language = "German", % } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von A. Tokunaga am 31. Januar 2003 % und "uberpr"uft von Y. Nagata am 12. Februar 2003 % %%% Besonderheiten f"ur den Fraktursatz: %% "| zur Vermeidung von Ligaturen; %% (Eingabe: e.g. auf"|fressen und Hof"|leute %% statt auffressen und Hofleute) %% "| auch f"ur das sogenannte runde s -- oder Schluss s -- im %% Kompositum (ansonsten wird dieses durch LaTeX -- und khm.sty -- %% von dem langen s richtig unterschieden und gesetzt); %% (Eingabe: e.g. Aus"|gang statt Ausgang) %% {} f"ur das runde s au"ser Komposita; %% (Eingabe: e.g. s{}' statt s') %% {\ck} f"ur ,,ck``, das bei der Silbentrennung am Zeilenende %% in die Form ,,k-k`` umgewandelt werden soll. % % Der erste M"archentext in jedem Band (i.e. ,,Der Froschk"onig % oder der eiserne Heinrich`` und ,,Der Arme und der Reiche``) % und der erste Kinderlegendentext (i.e. ,,Der heilige Joseph % im Walde``) sind mit einem Versalsatz geschm"uckt im Orginal. % Bei all den anderen Texten ist jede erste Zeile einger"uckt. % \maerchentitel{Ein"auglein, Zwei"auglein und Drei"auglein} % 130. %S.212 % Ein"auglein, Zwei"auglein und Drei"auglein. %S.212 Es war eine Frau, die hatte drei T"ochter, davon hie"s die %S.212 "alteste \emph{Ein"auglein}, weil sie nur ein einziges Auge mitten auf %S.212 der Stirne hatte, und die mittelste \emph{Zwei"auglein}, weil sie zwei %S.212 Augen hatte, wie andere Menschen, und die j"ungste \emph{Drei"auglein}, %S.212 weil sie drei Augen hatte, und das dritte stand bei ihr %S.212 gleichfalls mitten auf der Stirne. Darum aber, da"s Zwei"auglein %S.212 nicht anders aus"|sah, als andere Menschenkinder, konnten es die %S.212 Schwestern und die Mutter nicht leiden und sie sprachen zu ihm: %S.212 {\oq}du siehst mit deinen zwei Augen nicht besser aus, als das gemeine %S.212 Volk, du geh"orst nicht zu uns;{\cq} und stie"sen es herum und warfen %S.212 ihm schlechte, alte Kleider hin und gaben ihm nicht mehr zu %S.212 essen, als was sie "ubrig lie"sen und thaten ihm Herzeleid an, wo %S.212 sie nur konnten. %S.212 Es trug sich zu, da"s Zwei"auglein hinaus ins Feld gehen und %S.212 die Ziege h"uten mu"ste und noch ganz hungrig war, weil ihm %S.212 seine Schwestern so wenig zu essen gegeben hatten. Da setzte es %S.212 sich auf einen Rain und fing an zu weinen und so zu weinen, da"s %S.213 zwei B"achlein aus seinen Augen herabflossen. Und wie es einmal %S.213 aufsah, stand eine Frau neben ihm, die fragte {\oq}Zwei"auglein, %S.213 was weinst du?{\cq} Zwei"auglein antwortete: {\oq}soll ich nicht weinen! %S.213 weil ich zwei Augen habe, wie andere Menschen, so k"onnen %S.213 mich meine Schwestern und meine Mutter nicht leiden, sto"sen %S.213 mich herum, werfen mir alte, schlechte Kleider hin und geben mir %S.213 nur zu essen, was sie "ubrig lassen. Heute haben sie mir fast gar %S.213 nichts gegeben, da"s ich noch ganz hungrig bin.{\cq} Sprach die weise %S.213 Frau: {\oq}Zwei"auglein, trockne dir dein Angesicht, ich will dir etwas %S.213 sagen, da"s du nicht mehr hungern sollst. Sprich nur zu %S.213 deiner Ziege: %S.213 \begin{verse} {\oq}Zicklein, meck! \\ %S.213 Tischlein deck!{\cq} %S.213 \end{verse} so wird ein sauber gedecktes Tischlein vor dir stehen und das %S.213 sch"onste Essen darauf, da"s du essen kannst, so viel du Lust hast. %S.213 Und wenn du satt bist und das Tischlein nicht mehr brauchst, so %S.213 sprich nur: %S.213 \begin{verse} {\oq}Zicklein, meck! \\ %S.213 Tischlein weg!{\cq} %S.213 \end{verse} so wirds vor deinen Augen wieder verschwinden.{\cq} Darauf ging %S.213 die weise Frau fort; Zwei"auglein aber dachte: {\oq}ich mu"s gleich %S.213 einmal versuchen, ob es wahr ist, was sie gesagt hat, denn mich %S.213 hungert gar zu sehr{\cq} und sprach: %S.213 \begin{verse} {\oq}Zicklein, meck! \\ %S.213 Tischlein deck!{\cq} %S.213 \end{verse} Und kaum hatte es die Worte aus"|gesprochen, so stand da ein %S.214 Tischlein mit einem wei"sen T"uchlein gedeckt, darauf ein Teller %S.214 mit Messer und Gabel und L"offel, und die sch"onsten Speisen standen %S.214 rund herum und waren noch warm, als w"aren sie eben aus %S.214 der K"uche gekommen. Da sagte Zwei"auglein das k"urzeste Gebetlein %S.214 her, das es wu"ste: {\oq}Herr Gott sey unser Gast zu aller %S.214 Zeit. Amen!{\cq} und langte zu und lie"s sichs wohl schme{\ck}en. Und %S.214 als es satt war, sprach es, wie die weise Frau es gehei"sen hatte: %S.214 \begin{verse} {\oq}Zicklein, meck! \\ %S.214 Tischlein weg!{\cq} %S.214 \end{verse} Als"|bald war das Tischchen und alles darauf wieder verschwunden. %S.214 Das ist ein sch"oner Haus"|halt, dachte Zwei"auglein, und war ganz %S.214 vergn"ugt und guter Dinge. %S.214 Abends trieb es seine Ziege heim und r"uhrte das irdene Sch"usselchen %S.214 mit Essen, das ihm die Schwestern hingestellt hatten, gar %S.214 nicht an und am andern Tag zog es wieder mit seiner Ziege hinaus %S.214 und lie"s auch die paar Bro{\ck}en, die ihm gereicht wurden, %S.214 liegen. Das erstemal und das zweitemal achteten es die Schwestern %S.214 nicht, wie es aber jedes"|mal geschah, merkten sie auf und %S.214 sprachen: {\oq}es ist nicht richtig mit dem Zwei"auglein, das l"a"st jedes"|mal %S.214 das Essen stehen und hat doch sonst alles aufgezehrt, was %S.214 wir ihm gegeben, das mu"s andere Wege gefunden haben.{\cq} Damit %S.214 sie aber hinter die Wahrheit k"amen, sollte Ein"auglein mitgehen, %S.214 wenn Zwei"auglein auf die Weide ging und sollte Acht haben, %S.214 was es da vorh"atte und ob ihm jemand etwa Essen und %S.214 Trinken br"achte. %S.214 Als nun Zwei"auglein die Ziege wieder hinaus"|trieb, trat Ein"auglein %S.215 zu ihm und sprach: {\oq}ich will mitgehen und sehen, da"s %S.215 die Ziege auch recht geh"utet und ins Futter getrieben wird.{\cq} %S.215 Aber Zwei"auglein merkte, was Ein"auglein im Sinne hatte und %S.215 trieb die Ziege hinaus in hohes Gras und sprach: {\oq}komm, Ein"auglein, %S.215 wir wollen uns hinsetzen, ich will dir was vorsingen.{\cq} %S.215 Ein"auglein setzte sich hin und war von dem ungewohnten Weg %S.215 und von der Sonnenhitze m"ud und Zwei"auglein sang immer: %S.215 \begin{verse} {\oq}Ein"auglein, wachst du? \\ %S.215 Ein"auglein, schl"afst du?{\cq} %S.215 \end{verse} Da that Ein"auglein das eine Auge zu und schlief ein. Und als %S.215 Zwei"auglein sah, da"s Ein"auglein fest schlief und nichts verrathen %S.215 konnte, sprach es: %S.215 \begin{verse} {\oq}Zicklein, meck! \\ %S.215 Tischlein deck!{\cq} %S.215 \end{verse} und setzte sich an sein Tischlein und a"s und trank, bis es satt %S.215 war, dann rief es wieder: %S.215 \begin{verse} {\oq}Zicklein, meck! \\ %S.215 Tischlein weg!{\cq} %S.215 \end{verse} und es verschwand alles und Zwei"auglein weckte nun das Ein"auglein %S.215 und sprach: {\oq}ei, Ein"auglein, du willst h"uten und schl"afst %S.215 dabei ein, derweil h"atte die Ziege in alle Welt laufen k"onnen! %S.215 Komm, wir wollen nach Haus gehen.{\cq} Da gingen sie nach Haus %S.215 und Zwei"auglein lie"s wieder sein Sch"usselchen unanger"uhrt stehen, %S.215 und Ein"auglein konnte der Mutter nicht sagen, warum es nicht %S.215 essen wollte und sprach: {\oq}ich war drau"sen eingeschlafen.{\cq} %S.215 Am andern Tag sprach die Mutter zu Drei"auglein: {\oq}geh %S.216 du mit hinaus und hab Acht, ob Zwei"auglein drau"sen i"st und ob %S.216 ihm jemand Essen und Trinken bringt, denn essen und trinken %S.216 mu"s es doch.{\cq} Da trat Drei"auglein zum Zwei"auglein und sprach: %S.216 {\oq}ich will mitgehen und sehen, ob auch die Ziege recht geh"utet und %S.216 ins Futter getrieben wird.{\cq} Aber Zwei"auglein merkte, was %S.216 Drei"auglein im Sinne hatte und trieb die Ziege hinaus ins hohe %S.216 Gras und sprach: {\oq}wir wollen uns dahin setzen, Drei"auglein, ich %S.216 will dir was vorsingen.{\cq} Drei"auglein setzte sich und war m"ud %S.216 von dem Weg und der Sonnenhitze und Zwei"auglein hub wieder %S.216 das vorige Liedlein an und sang: %S.216 \begin{verse} {\oq}Drei"auglein, wachst du?{\cq} %S.216 \end{verse} aber statt da"s es nun singen mu"ste: %S.216 \begin{verse} {\oq}Drei"auglein, schl"afst du?{\cq} %S.216 \end{verse} sang es aus Unbedachtsamkeit: %S.216 \begin{verse} {\oq}\emph{Zwei"auglein}, schl"afst du?{\cq} %S.216 \end{verse} und sang immer: %S.216 \begin{verse} {\oq}Drei"auglein, wachst du? \\ %S.216 \emph{Zwei"auglein}, schl"afst du?{\cq} %S.216 \end{verse} Da fielen dem Drei"auglein seine zwei Augen zu und schliefen, %S.216 aber das dritte, das von dem Spr"uchlein nicht angeredet wurde, %S.216 schlief nicht ein, doch Drei"auglein that es zu, aber aus List, gleich %S.216 als schlief es auch damit, doch blinzelte es und konnte alles gar %S.216 wohl sehen. Und als Zwei"auglein meinte, Drei"auglein schlafe %S.216 fest, sagte es sein Spr"uchlein: %S.216 \begin{verse} {\oq}Zicklein, meck! \\ %S.217 Tischlein deck!{\cq} %S.217 \end{verse} a"s und trank nach Herzens"|lust und hie"s dann dem Tischlein wieder %S.217 fortgehen: %S.217 \begin{verse} {\oq}Zicklein meck! \\ %S.217 Tischlein weg!{\cq} %S.217 \end{verse} und Drei"auglein hatte alles mit angesehen. Da kam Zwei"auglein %S.217 zu ihm und weckte es und sprach: {\oq}ei, Drei"auglein, bist du eingeschlafen! %S.217 du kannst gut h"uten! Komm wir wollen heim gehen.{\cq} %S.217 und als sie nach Haus kamen, a"s Zwei"auglein wieder nicht und %S.217 Drei"auglein sprach zur Mutter: {\oq}ich wei"s nun, warum das hochm"uthige %S.217 Ding nicht i"st; wenn sie drau"sen zur Ziege spricht: %S.217 \begin{verse} {\oq}Zicklein, meck! \\ %S.217 Tischlein deck!{\cq} %S.217 \end{verse} so steht ein Tischlein vor ihr, das ist mit dem besten Essen besetzt, %S.217 viel besser, als wirs hier haben; und wenn sie satt ist, so %S.217 spricht sie: %S.217 \begin{verse} {\oq}Zicklein, meck! \\ %S.217 Tischlein weg!{\cq} %S.217 \end{verse} und alles ist wieder verschwunden. Ich hab es genau mit angesehen; %S.217 zwei Augen hatte sie mir mit einem Spr"uchlein eingeschl"afert, %S.217 aber das eine auf der Stirne, das war zum Gl"uck wach geblieben.{\cq} %S.217 Da rief die Mutter zornig: {\oq}willst du's besser haben, %S.217 als wir! die Lust soll dir vergehen!{\cq} Und holte ein Schlachtmesser %S.217 und stie"s es der Ziege ins Herz, da"s sie todt hinfiel. %S.217 Als Zwei"auglein das sah, ging es voll Trauer hinaus und %S.218 setzte sich wieder auf den Feldrain und weinte seine bitteren Thr"anen. %S.218 Da stand auf einmal die weise Frau wieder neben ihm und %S.218 sprach {\oq}Zwei"auglein, was weinst du?{\cq} {\oq}Soll ich nicht weinen, %S.218 antwortete es, die Ziege, die mir jeden Tag auf euer Spr"uchlein %S.218 den Tisch so sch"on deckte, ist mir von meiner Mutter todtgestochen; %S.218 nun mu"s ich wieder Hunger und Kummer leiden.{\cq} Die weise %S.218 Frau sprach: {\oq}Zwei"auglein, ich will dir einen guten Rath geben, %S.218 bitt deine Schwestern, da"s sie dir das Eingeweide von der geschlachteten %S.218 Ziege geben und vergrabs vor der Haus"|th"ure, so wirds %S.218 dein Gl"uck seyn.{\cq} Da verschwand sie und Zwei"auglein ging heim %S.218 und sprach zu den Schwestern: {\oq}liebe Schwestern, gebt mir doch %S.218 etwas von meiner Ziege, ich verlange nichts Gutes, gebt mir nur %S.218 das Eingeweide.{\cq} Da lachten sie und sprachen: {\oq}das k"onnen wir %S.218 dir wohl geben, wenn du weiter nichts willst.{\cq} Und Zwei"auglein %S.218 nahm das Eingeweide und vergrubs Abends in aller Stille nach %S.218 dem Rathe der weisen Frau vor die Haus"|th"ure. %S.218 Am andern Morgen als sie ins"|gesammt erwachten und vor %S.218 die Haus"|th"ure traten, so stand da ein wunderbarer, pr"achtiger %S.218 Baum, der hatte Bl"atter von Silber und Fr"uchte von Gold hingen %S.218 dazwischen, da"s wohl nichts sch"oneres und k"ostlicheres auf der %S.218 Welt zu sehen war. Sie wu"sten aber nicht, wie der Baum auf %S.218 einmal in der Nacht gewachsen war, nur Zwei"auglein merkte es, %S.218 da"s er aus den Eingeweiden der Ziege aufgespro"st war, denn er %S.218 stand gerade da, wo es sie hinbegraben hatte. Da sprach die %S.218 Mutter zu Ein"auglein: {\oq}steig hinauf, mein Kind, und brich uns %S.218 die Fr"uchte von dem Baume ab.{\cq} Ein"auglein stieg hinauf, aber %S.219 wie es einen von den goldenen "Apfeln greifen wollte, so fuhr %S.219 ihm der Zweig aus den H"anden und das geschah jedes"|mal, so da"s %S.219 es keinen einzigen Apfel brechen konnte, es mogte sich anstellen, %S.219 wie es wollte. Da sprach die Mutter: {\oq}Drei"auglein, steig du %S.219 hinauf, du kannst mit deinen drei Augen besser um dich schauen, %S.219 als Ein"auglein.{\cq} Ein"auglein rutschte herunter und Drei"auglein %S.219 stieg hinauf, aber Drei"auglein war nicht geschickter und mogte %S.219 schauen wie es wollte, die goldenen "Apfel wichen immer zur"uck. %S.219 Endlich ward die Mutter ungeduldig und stieg selbst hinauf, konnte %S.219 aber so wenig, wie Ein"auglein und Drei"auglein die Frucht fassen %S.219 und griff nur immer in die leere Luft hinein. Da sprach Zwei"auglein: %S.219 {\oq}ich will mich einmal hinaufmachen, vielleicht gelingt %S.219 mir's eher,{\cq} die Schwestern riefen zwar: {\oq}du mit deinen zwei %S.219 Augen, was willst du wohl!{\cq} aber Zwei"auglein stieg hinauf und %S.219 die goldenen "Apfel zogen sich nicht vor ihm zur"uck, sondern es %S.219 war ordentlich, als eilten sie seinen H"anden entgegen, also da"s %S.219 es einen nach dem andern abpfl"u{\ck}en konnte und einen ganzen %S.219 Schurz voll mit herunter brachte. Die Mutter nahm sie ihm ab %S.219 und statt da"s sie, Ein"auglein und Drei"auglein, daf"ur das arme %S.219 Zwei"auglein h"atten besser behandeln sollen, so wurden sie nur neidisch, %S.219 da"s es allein die Fr"uchte holen konnte und gingen noch h"arter %S.219 mit ihm um. %S.219 Es trug sich zu, da"s, als sie einmal beisammen an dem %S.219 Baum standen, ein junger Ritter daher kam. {\oq}Geschwind, Zwei"auglein, %S.219 riefen die zwei Schwestern, kriech unter, da"s wir uns %S.219 deiner nicht sch"amen m"ussen{\cq} und stie"sen das arme Zwei"auglein %S.220 mit Gewalt unter ein leeres Fa"s, das neben dem Baume stand %S.220 und stopften die goldenen "Apfel, die es gebrochen, auch darunter. %S.220 Als nun der Ritter n"aher kam, war es ein sch"oner Herr, der bewunderte %S.220 den pr"achtigen Baum von Gold und Silber und sprach %S.220 zu den beiden Schwestern: {\oq}wem geh"ort dieser sch"one Baum? %S.220 wer mir einen Zweig davon g"abe, k"onnte daf"ur verlangen, was %S.220 er wollte.{\cq} Da antworteten Ein"auglein und Drei"auglein, der %S.220 Baum geh"ore ihnen zu und sie wollten ihm einen Zweig wohl abbrechen. %S.220 Sie gaben sich auch beide gro"se M"uhe, aber sie waren %S.220 es nicht im Stand, denn die Zweige und die Fr"uchte wichen jedes"|mal %S.220 vor ihnen zur"uck. Da sprach der Ritter: {\oq}das ist ja wunderlich, %S.220 da"s der Baum euch zugeh"oren soll und ihr doch nicht %S.220 Macht habt, etwas davon abzubrechen!{\cq} Sie blieben dabei, der %S.220 Baum w"are ihr Eigenthum; indem sie aber so sprachen, rollte %S.220 Zwei"auglein unter dem Fasse ein paar goldene "Apfel heraus, so %S.220 da"s sie zu F"u"sen des Ritters liefen, denn es war b"os, da"s Ein"auglein %S.220 und Drei"auglein nicht die Wahrheit sprachen. Wie der %S.220 Ritter die "Apfel sah, da erstaunte er und fragte, wo sie herk"amen; %S.220 Ein"auglein und Drei"auglein antworteten, sie h"atten noch %S.220 eine Schwester, die d"urfe sich aber nicht sehen lassen, weil sie nur %S.220 zwei Augen habe wie andere gemeine Menschen. Der Ritter aber %S.220 wollte sie sehen und rief: {\oq}Zwei"auglein, komm hervor.{\cq} Da kam %S.220 Zwei"auglein ganz getrost unter dem Fa"s hervor und der Ritter %S.220 war verwundert "uber seine gro"se Sch"onheit und sprach: {\oq}gewi"s, %S.220 Zwei"auglein, kannst du mir einen Zweig von dem Baum abbrechen.{\cq} %S.220 {\oq}Ja, antwortete Zwei"auglein, das will ich wohl k"onnen, %S.221 denn der Baum geh"ort mir{\cq} und stieg hinauf und brach mit %S.221 leichter M"uhe einen Zweig mit seinen silbernen Bl"attern und goldenen %S.221 Fr"uchten ab und gab ihn dem Ritter. Da sprach der Ritter: %S.221 {\oq}Zwei"auglein, was soll ich dir daf"ur geben?{\cq} {\oq}Ach, antwortete %S.221 Zwei"auglein, ich leide an Hunger und Durst, Kummer und %S.221 Noth vom Morgen bis zum Abend, wenn ihr mich mitnehmen %S.221 und erl"osen wollt, so w"ar ich gl"ucklich.{\cq} Da hob der Ritter das %S.221 Zwei"auglein auf sein Pferd und brachte es heim auf sein v"aterliches %S.221 Schlo"s, dort gab er ihm sch"one Kleider, Essen und Trinken %S.221 nach Herzens"|lust, und weil er es so lieb hatte, lie"s er sich mit %S.221 ihm einsegnen und ward die Hochzeit in gro"ser Freude gehalten. %S.221 Wie nun Zwei"auglein so von dem sch"onen Ritters"|mann fortgef"uhrt %S.221 wurde, da waren die zwei Schwestern recht neidisch "uber %S.221 sein Gl"uck. {\oq}Nun, der wunderbare Baum bleibt uns, dachten %S.221 sie, k"onnen wir auch keine Fr"uchte davon brechen, so wird doch %S.221 jedermann davor stehen bleiben, zu uns kommen und ihn r"uhmen; %S.221 wer wei"s, was uns noch f"ur ein Gl"uck bl"uht.{\cq} Aber am andern %S.221 Morgen war der Baum verschwunden und ihre Hoffnung dahin; %S.221 und wie Zwei"auglein zu seinem K"ammerlein hinaus"|sah, so stand %S.221 er zu seiner gro"sen Freude davor und war ihm also nachgegangen. %S.221 Zwei"auglein lebte lange Zeit vergn"ugt, da kamen einmal zwei %S.221 arme Frauen auf ihr Schlo"s und baten um ein Almosen. Da sah %S.221 ihnen Zwei"auglein ins Gesicht und erkannte ihre Schwestern Ein"auglein %S.221 und Drei"auglein, die so in Armuth gerathen waren, da"s %S.221 sie umherziehen und vor den Th"uren ihr Brot suchen mu"sten. %S.221 Zwei"auglein aber hie"s sie willkommen und that ihnen Gutes %S.222 und pflegte sie, also da"s die beiden von Herzen bereuten, was %S.222 sie ihrer Schwester in der Jugend B"oses angethan hatten. %S.222 %% %% ============================================================ %% Liste der im Originaltext enthaltenen zu korrigierenden %% W"orter, Interpunktions- und Anf"uhrungszeichen, usw. %% ============================================================ %% Seite 212, Zeile 16 %% [falsch] %% Volk, du geh"orst nicht zu uns;{\cq} und stie"sen es herum und warfen %S.212 %% [richtig] %% Volk, du geh"orst nicht zu uns{\cq}; und stie"sen es herum und warfen %S.212 %% %% Seite 213, Zeile 3 %% [falsch] %% aufsah, stand eine Frau neben ihm, die fragte {\oq}Zwei"auglein, %S.213 %% [richtig] %% aufsah, stand eine Frau neben ihm, die fragte: {\oq}Zwei"auglein, %S.213 %% %% Seite 213, Zeile 13 %% [falsch] %% {\oq}Zicklein, meck! \\ %S.213 %% [richtig] %% {\oqs}Zicklein, meck! \\ %S.213 %% %% Seite 213, Zeile 14 %% [falsch] %% Tischlein deck!{\cq} %S.213 %% [richtig] %% Tischlein deck!{\cqs}, %S.213 %% %% Seite 213, Zeile 19 %% [falsch] %% {\oq}Zicklein, meck! \\ %S.213 %% [richtig] %% {\oqs}Zicklein, meck! \\ %S.213 %% %% Seite 213, Zeile 20 %% [falsch] %% Tischlein weg!{\cq} %S.213 %% [richtig] %% Tischlein weg!{\cqs}, %S.213 %% %% Seite 213, Zeile 24 %% [falsch] %% hungert gar zu sehr{\cq} und sprach: %S.213 %% [richtig] %% hungert gar zu sehr{\cq}, und sprach: %S.213 %% %% Seite 214, Zeile 7 %% [falsch] %% Zeit. Amen!{\cq} und langte zu und lie"s sichs wohl schme{\ck}en. Und %S.214 %% [richtig] %% Zeit. Amen!{\cq}, und langte zu und lie"s sichs wohl schme{\ck}en. Und %S.214 %% %% Seite 214, Zeile 11 %% [falsch] %% Als"|bald war das Tischchen und alles darauf wieder verschwunden. %S.214 %% [richtig] %% Als"|bald war das Tischlein und alles darauf wieder verschwunden. %S.214 %% %% Seite 215, Zeile 15 %% [falsch] %% Tischlein deck!{\cq} %S.215 %% [richtig] %% Tischlein deck!{\cq}, %S.215 %% %% Seite 215, Zeile 19 %% [falsch] %% Tischlein weg!{\cq} %S.215 %% [richtig] %% Tischlein weg!{\cq}, %S.215 %% %% Seite 216, Zeile 13 %% [falsch] %% aber statt da"s es nun singen mu"ste: %S.216 %% [richtig] %% Aber statt da"s es nun singen mu"ste: %S.216 %% %% Seite 216, Zeile 14 %% [falsch] %% {\oq}Drei"auglein, schl"afst du?{\cq} %S.216 %% [richtig] %% {\oq}Drei"auglein, schl"afst du?{\cq}, %S.216 %% %% Seite 216, Zeile 16 %% [falsch] %% {\oq}\emph{Zwei"auglein}, schl"afst du?{\cq} %S.216 %% [richtig] %% {\oq}\emph{Zwei"auglein}, schl"afst du?{\cq}, %S.216 %% %% Seite 217, Zeile 2 %% [falsch] %% Tischlein deck!{\cq} %S.217 %% [richtig] %% Tischlein deck!{\cq}, %S.217 %% %% Seite 217, Zeile 6 %% [falsch] %% Tischlein weg!{\cq} %S.217 %% [richtig] %% Tischlein weg!{\cq}, %S.217 %% %% Seite 217, Zeile 9 %% [falsch] %% du kannst gut h"uten! Komm wir wollen heim gehen.{\cq} %S.217 %% [richtig] %% du kannst gut h"uten! Komm, wir wollen heim gehen.{\cq}, %S.217 %% %% Seite 217, Zeile 13 %% [falsch] %% {\oq}Zicklein, meck! \\ %S.217 %% [richtig] %% {\oqs}Zicklein, meck! \\ %S.217 %% %% Seite 217, Zeile 14 %% [falsch] %% Tischlein deck!{\cq} %S.217 %% [richtig] %% Tischlein deck!{\cqs}, %S.217 %% %% Seite 217, Zeile 18 %% [falsch] %% {\oq}Zicklein, meck! \\ %S.217 %% [richtig] %% {\oqs}Zicklein, meck! \\ %S.217 %% %% Seite 217, Zeile 19 %% [falsch] %% Tischlein weg!{\cq} %S.217 %% [richtig] %% Tischlein weg!{\cqs}, %S.217 %% %% Seite 218, Zeile 4 %% [falsch] %% sprach {\oq}Zwei"auglein, was weinst du?{\cq} {\oq}Soll ich nicht weinen, %S.218 %% [richtig] %% sprach: {\oq}Zwei"auglein, was weinst du?{\cq} -- {\oq}Soll ich nicht weinen{\cq}, %S.218 %% %% Seite 218, Zeile 5 %% [falsch] %% antwortete es, die Ziege, die mir jeden Tag auf euer Spr"uchlein %S.218 %% [richtig] %% antwortete es, {\oq}die Ziege, die mir jeden Tag auf euer Spr"uchlein %S.218 %% %% Seite 219, Zeile 14 %% [falsch] %% mir's eher,{\cq} die Schwestern riefen zwar: {\oq}du mit deinen zwei %S.219 %% [richtig] %% mir's eher{\cq}, die Schwestern riefen zwar: {\oq}du mit deinen zwei %S.219 %% %% Seite 219, Zeile 15 %% [falsch] %% Augen, was willst du wohl!{\cq} aber Zwei"auglein stieg hinauf und %S.219 %% [richtig] %% Augen, was willst du wohl!{\cq}, aber Zwei"auglein stieg hinauf und %S.219 %% %% Seite 219, Zeile 25 %% [falsch] %% Baum standen, ein junger Ritter daher kam. {\oq}Geschwind, Zwei"auglein, %S.219 %% [richtig] %% Baum standen, ein junger Ritter daher kam. {\oq}Geschwind, Zwei"auglein{\cq}, %S.219 %% %% Seite 219, Zeile 26 %% [falsch] %% riefen die zwei Schwestern, kriech unter, da"s wir uns %S.219 %% [richtig] %% riefen die zwei Schwestern, {\oq}kriech unter, da"s wir uns %S.219 %% %% Seite 220, Zeile 1 %% [falsch] %% deiner nicht sch"amen m"ussen{\cq} und stie"sen das arme Zwei"auglein %S.220 %% [richtig] %% deiner nicht sch"amen m"ussen{\cq}, und stie"sen das arme Zwei"auglein %S.220 %% %% Seite 221, Zeile 1 %% [falsch] %% {\oq}Ja, antwortete Zwei"auglein, das will ich wohl k"onnen, %S.221 %% [richtig] %% -- {\oq}Ja{\cq}, antwortete Zwei"auglein, {\oq}das will ich wohl k"onnen, %S.221 %% %% Seite 221, Zeile 2 %% [falsch] %% denn der Baum geh"ort mir{\cq} und stieg hinauf und brach mit %S.221 %% [richtig] %% denn der Baum geh"ort mir{\cq}, und stieg hinauf und brach mit %S.221 %% %% Seite 221, Zeile 5 %% [falsch] %% {\oq}Zwei"auglein, was soll ich dir daf"ur geben?{\cq} {\oq}Ach, antwortete %S.221 %% [richtig] %% {\oq}Zwei"auglein, was soll ich dir daf"ur geben?{\cq} -- {\oq}Ach{\cq}, antwortete %S.221 %% %% Seite 221, Zeile 6 %% [falsch] %% Zwei"auglein, ich leide an Hunger und Durst, Kummer und %S.221 %% [richtig] %% Zwei"auglein, {\oq}ich leide an Hunger und Durst, Kummer und %S.221 %% %% Seite 221, Zeile 15 %% [falsch] %% sein Gl"uck. {\oq}Nun, der wunderbare Baum bleibt uns, dachten %S.221 %% [richtig] %% sein Gl"uck. {\oq}Nun, der wunderbare Baum bleibt uns{\cq}, dachten %S.221 %% %% Seite 221, Zeile 16 %% [falsch] %% sie, k"onnen wir auch keine Fr"uchte davon brechen, so wird doch %S.221 %% [richtig] %% sie, {\oq}k"onnen wir auch keine Fr"uchte davon brechen, so wird doch %S.221