% @book{bg_khm_1819-2, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen. % {G}esammelt durch die {B}r{\"{u}}der {G}rimm. % {Z}weiter {B}and. {M}it zwei {K}upfern. % {Z}weite vermehrte und verbesserte {A}uf{"|}lage", % publisher = "Gedruckt und verlegt bei G.\,Reimer", % address = "Berlin, Germany", % year = "1819", % volume = "2", % language = "German", % } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von Y. Kamezaki am 4. Februar 2003 % und "uberpr"uft von Y. Nagata am 13. Februar 2003 % %%% Besonderheiten f"ur den Fraktursatz: %% "| zur Vermeidung von Ligaturen; %% (Eingabe: e.g. auf"|fressen und Hof"|leute %% statt auffressen und Hofleute) %% "| auch f"ur das sogenannte runde s -- oder Schluss s -- im %% Kompositum (ansonsten wird dieses durch LaTeX -- und khm.sty -- %% von dem langen s richtig unterschieden und gesetzt); %% (Eingabe: e.g. Aus"|gang statt Ausgang) %% {} f"ur das runde s au"ser Komposita; %% (Eingabe: e.g. s{}' statt s') %% {\ck} f"ur ,,ck``, das bei der Silbentrennung am Zeilenende %% in die Form ,,k-k`` umgewandelt werden soll. % % Der erste M"archentext in jedem Band (i.e. ,,Der Froschk"onig % oder der eiserne Heinrich`` und ,,Der Arme und der Reiche``) % und der erste Kinderlegendentext (i.e. ,,Der heilige Joseph % im Walde``) sind mit einem Versalsatz geschm"uckt im Orginal. % Bei all den anderen Texten ist jede erste Zeile einger"uckt. % \maerchentitel{Die wei"se und schwarze Braut} % 135. %S.239 % Die wei"se und schwarze Braut. %S.239 Eine Frau ging mit ihrer Tochter und Stieftochter "uber Feld, %S.239 Futter zu schneiden. Da kam der liebe Gott als ein armer Mann %S.239 zu ihnen gegangen und fragte: {\oq}wo f"uhrt der Weg ins Dorf?{\cq} %S.239 {\oq}Ei, sprach die Mutter, sucht ihn selber,{\cq} und die Tochter setzte %S.239 noch hinzu: {\oq}habt ihr Sorge, da"s ihr ihn nicht findet, so bringt %S.239 euch einen Wegweiser mit.{\cq} Die Stieftochter aber sprach: {\oq}armer %S.239 Mann, ich will dich f"uhren, komm mit mir.{\cq} Da erz"urnte der %S.239 liebe Gott "uber die Mutter und Tochter, wendete ihnen den R"u{\ck}en %S.239 zu und verw"unschte sie, da"s sie sollten schwarz werden wie %S.239 die Nacht, und h"a"slich wie die S"unde. Der armen Stieftochter %S.239 aber ward Gott gn"adig und ging mit ihr, und als sie nah am %S.239 Dorf waren, sprach er einen Segen "uber sie und sagte: {\oq}w"ahl %S.239 dir drei Sachen aus, die will ich dir gew"ahren.{\cq} Da sprach das %S.239 M"adchen: {\oq}ich m"ochte gern sch"on werden, wie die Sonne,{\cq} als"|bald %S.239 wurde sie wei"s und sch"on, wie der Tag. {\oq}Dann m"ochte %S.240 ich einen Geldbeutel haben, der nie leer w"urde;{\cq} den gab ihr %S.240 der liebe Gott auch, sprach aber: {\oq}vergi"s das Beste nicht, meine %S.240 Tochter!{\cq} Sagte sie: {\oq}ich w"unsche mir zum dritten das ewige %S.240 Himmelreich nach meinem Tode.{\cq} Das wurde ihr auch zugesagt, %S.240 und also schied der liebe Gott von ihr. %S.240 Wie nun die Stiefmutter mit ihrer Tochter nach Hause kam %S.240 und sah, da"s sie beide kohlschwarz und h"a"slich waren, die Stieftochter %S.240 aber wei"s und sch"on, ward sie ihr im Herzen noch b"oser %S.240 und hatte nur im Sinn, wie sie ihr ein Leid anthun k"onnte. %S.240 Die Stieftochter aber hatte einen Bruder, Namens Reginer, den %S.240 liebte sie sehr und erz"ahlte ihm alles, was geschehen war. Nun %S.240 sprach der Reginer einmal zu ihr: {\oq}liebe Schwester, ich will dich %S.240 abmahlen, damit ich dich best"andig vor Augen sehe, denn meine %S.240 Liebe zu dir ist so gro"s, da"s ich dich immer in Gedanken habe.{\cq} %S.240 Da antwortete sie: {\oq}aber la"s niemand das Bild sehen.{\cq} Er %S.240 mahlte sich nun seine Schwester ab und hing das Bild in seiner %S.240 Stube auf, in des K"onigs Schlo"s, bei dem er Kutscher war, und %S.240 alle Tage ging er davor stehen und dankte Gott f"ur das Gl"uck %S.240 seiner lieben Schwester. Nun war aber gerade dem K"onig, bei %S.240 dem er diente, seine Gemahlin verstorben, welche so sch"on gewesen %S.240 war, da"s man keine finden konnte, die ihr gliche, und der %S.240 K"onig war dar"uber in tiefer Trauer. Die Hofdiener sahen es %S.240 indessen dem Kutscher ab, wie er t"aglich vor dem sch"onen Bilde %S.240 stand, mi"sg"onntens ihm und meldeten es dem K"onig. Da lie"s %S.240 dieser das Bild vor sich bringen, und sah, da"s es in allem seiner %S.240 % ver- %S.240 verstorbenen Frau glich, nur noch sch"oner war, so da"s er sich sterblich %S.241 hinein verliebte, und den Kutscher fragte, wen das Bild vorstellte? %S.241 Als der Kutscher gesagt hatte, da"s es seine Schwester %S.241 w"are, entschlo"s sich der K"onig, keine andere, als diese, zur Gemahlin %S.241 zu nehmen, gab ihm Wagen und Pferde und pr"achtige %S.241 Goldkleider, und schickte ihn fort, seine erw"ahlte Braut abzuholen. %S.241 Wie Reginer mit der Botschaft ankam, freute sich seine %S.241 Schwester, allein die schwarze "argerte sich "uber alle Ma"sen vor %S.241 gro"ser Eifersucht, und sprach zu ihrer Mutter: {\oq}was helfen nun %S.241 all' eure K"unste, da ihr mir kein solches Gl"uck verschaffen k"onnt.{\cq} %S.241 Da sagte die Alte: {\oq}sey still, ich will dirs schon zuwenden,{\cq} und %S.241 durch ihre Hexenk"unste tr"ubte sie dem Kutscher die Augen, da"s er %S.241 halb blind war, und der Wei"sen verstopfte sie die Ohren, da"s sie %S.241 schwer h"orte. Darauf stiegen sie in den Wagen, erst die Braut %S.241 in den herrlichen k"oniglichen Kleidern, dann die Stiefmutter mit %S.241 ihrer Tochter, und Reginer sa"s auf dem Bock, um zu fahren. %S.241 Wie sie eine Weile gereist waren unterwegs rief der Kutscher: %S.241 \begin{verse} {\oq}Deck dich zu, mein Schwesterlein, \\ %S.241 da"s Regen dich nicht n"a"st, \\ %S.241 da"s Wind dich nicht best"aubt, \\ %S.241 da"s du fein sch"on zum K"onig kommst!{\cq} %S.241 \end{verse} Die Braut fragte: {\oq}was sagt mein lieber Bruder?{\cq} {\oq}Ach, %S.241 sprach die Alte, er hat gesagt, du solltest dein g"ulden Kleid aus"|ziehen %S.241 und es deiner Schwester geben.{\cq} Da zog sie's aus und %S.241 that's der Schwarzen an, die gab ihr daf"ur einen schlechten grauen %S.241 % Kinderm"archen II. Q %S.241 Kittel. So fuhren sie weiter, "uber ein Weilchen rief der Bruder %S.242 abermals: %S.242 \begin{verse} {\oq}deck dich zu, mein Schwesterlein, \\ %S.242 da"s Regen dich nicht n"a"st, \\ %S.242 da"s Wind dich nicht best"aubt \\ %S.242 und du fein sch"on zum K"onig kommst!{\cq} %S.242 \end{verse} Die Braut fragte: {\oq}was sagt mein lieber Bruder?{\cq} {\oq}Ach, %S.242 sprach die Alte, er hat gesagt, du solltest deine g"uldene Haube %S.242 abthun und deiner Schwester geben.{\cq} Da that sie die Haube ab %S.242 und der Schwarzen auf, und sa"s im blo"sen Haar. So fuhren %S.242 sie weiter; wiederum "uber ein Weilchen rief der Bruder: %S.242 \begin{verse} {\oq}deck dich zu, mein Schwesterlein, \\ %S.242 da"s Regen dich nicht n"a"st, \\ %S.242 da"s Wind dich nicht best"aubt \\ %S.242 und du fein sch"on zum K"onig kommst!{\cq} \\ %S.242 \end{verse} Die Braut fragte: {\oq}was sagt mein lieber Bruder?{\cq} {\oq}Ach, %S.242 sprach die Alte, er hat gesagt, du m"ogtest einmal aus dem Wagen %S.242 sehen.{\cq} Sie fuhren aber gerade "uber ein tiefes Wasser, wie %S.242 nun die Braut aufstand und aus dem Fenster sah, da stie"sen sie %S.242 die beiden andern hinaus, da"s sie gerad' ins Wasser fiel, sie versank %S.242 auch, aber in demselben Augenblick stieg eine schneewei"se Ente %S.242 hervor und schwamm den Flu"s hinab. Der Bruder hatte gar %S.242 nichts davon gemerkt und fuhr den Wagen weiter, bis sie an %S.242 den Hof kamen, da brachte er dem K"onig die Schwarze als seine %S.242 Schwester, und meinte auch, sie w"ar's, weil es ihm tr"ub vor %S.242 den Augen war und er doch die Goldkleider schimmern sah. Der %S.242 K"onig, wie er die grundlose H"a"slichkeit an seiner vermeinten Braut %S.243 erblickte, ward sehr b"os und befahl den Kutscher in eine Grube %S.243 zu werfen, die voll Ottern- und Schlangengez"ucht war. Die alte %S.243 Hexe aber wu"ste den K"onig doch so zu bestri{\ck}en und ihm die Augen %S.243 zu verblenden, da"s er sie und ihre Tochter behielt und zu sich %S.243 nahm, bis da"s sie ihm ganz leidlich vorkam und er sich wirklich %S.243 mit ihr verheirathete. %S.243 Einmal Abends sa"s die schwarze Braut dem K"onig auf dem %S.243 Schoo"s, da kam eine wei"se Ente zum Gossenstein in die K"uche %S.243 geschwommen und sagte zum K"uchenjungen: %S.243 \begin{verse} {\oq}J"ungelchen mach Feuer an, \\ %S.243 da"s ich meine Federn w"armen kann!{\cq} %S.243 \end{verse} Das that der K"uchenjunge und machte ihr ein Feuer auf dem %S.243 Heerd, da kam die Ente und setzte sich daneben, sch"uttelte sich %S.243 und strich sich die Federn mit dem Schnabel zurecht. W"ahrend %S.243 sie so sa"s und sich wohlthat, fragte sie: %S.243 \begin{verse} {\oq}Was macht mein Bruder Reginer?{\cq} %S.243 \end{verse} Der K"uchenjunge antwortete: %S.243 \begin{verse} {\oq}Liegt tief bei Ottern und Schlangen.{\cq} %S.243 \end{verse} Fragte sie: %S.243 \begin{verse} {\oq}Was macht die schwarze Hex im Haus?{\cq} %S.243 \end{verse} Der K"uchenjunge antwortete: %S.243 \begin{verse} {\oq}die sitzt warm ins K"onigs Arm.{\cq} %S.243 \end{verse} Sagte die Ente: %S.243 \begin{verse} {\oq}da"s Gott erbarm!{\cq} %S.243 \end{verse} und schwamm den Gossenstein hinaus. %S.243 % Q 2 %S.243 Den folgenden Abend kam sie wieder und that dieselben Fragen %S.244 und den dritten Abend noch einmal. Da konnte es der K"uchenjunge %S.244 nicht l"anger "ubers Herz bringen und sagte dem K"onig %S.244 alles. Der K"onig aber ging den andern Abend hin und wie die %S.244 Ente den Kopf durch den Gossenstein herein streckte, nahm er sein %S.244 Schwert und hieb ihr den Hals durch, da wurde sie auf einmal %S.244 zum sch"onsten M"adchen, und glich genau dem Bild, das der Bruder %S.244 von ihr gemacht hatte. Der K"onig aber war voll Freuden %S.244 und weil sie ganz na"s dastand, lie"s er ihr k"ostliche Kleider bringen, %S.244 als sie die angethan hatte, erz"ahlte sie ihm, wie sie in den %S.244 Flu"s war hinab geworfen worden, und die erste Bitte, die sie %S.244 that, war, da"s ihr Bruder aus der Schlangenh"ohle heraus"|geholt %S.244 w"urde, welches auch gleich geschah. Aber der K"onig ging in die %S.244 Kammer, wo die alte Hexe sa"s, und fragte: {\oq}was verdient die, %S.244 welche das und das thut?{\cq} indem er den ganzen Hergang erz"ahlte. %S.244 Da war sie verblendet, merkte nichts und sprach: {\oq}die verdient, %S.244 da"s man sie nackt aus"|zieht und in ein Fa"s mit N"ageln legt und %S.244 vor das Fa"s ein Pferd spannt und das Pferd in alle Welt schickt.{\cq} %S.244 Alles das geschah nun an ihr und ihrer schwarzen Tochter, der %S.244 K"onig heirathete die sch"one Braut und belohnte den treuen Bruder, %S.244 indem er ihn zu einem reichen und angesehenen Mann machte. %S.244 %% %% ============================================================ %% Liste der im Originaltext enthaltenen zu korrigierenden %% W"orter, Interpunktions- und Anf"uhrungszeichen, usw. %% ============================================================ %% Seite 239, Zeile 12 %% [falsch] %% {\oq}Ei, sprach die Mutter, sucht ihn selber,{\cq} und die Tochter setzte %S.239 %% [richtig] %% -- {\oq}Ei{\cq}, sprach die Mutter, {\oq}sucht ihn selber{\cq}, und die Tochter setzte %S.239 %% %% Seite 239, Zeile 22 %% [falsch] %% M"adchen: {\oq}ich m"ochte gern sch"on werden, wie die Sonne,{\cq} als"|bald %S.239 %% [richtig] %% M"adchen: {\oq}ich m"ochte gern sch"on werden, wie die Sonne{\cq}, als"|bald %S.239 %% %% Seite 240, Zeile 2 %% [falsch] %% ich einen Geldbeutel haben, der nie leer w"urde;{\cq} den gab ihr %S.240 %% [richtig] %% ich einen Geldbeutel haben, der nie leer w"urde{\cq}; den gab ihr %S.240 %% %% Seite 240, Zeile 19 %% [falsch] %% alle Tage ging er davor stehen und dankte Gott f"ur das Gl"uck %S.240 %% [richtig] %% alle Tage ging er davorstehen und dankte Gott f"ur das Gl"uck %S.240 %% %% Seite 241, Zeile 11 %% [falsch] %% Da sagte die Alte: {\oq}sey still, ich will dirs schon zuwenden,{\cq} und %S.241 %% [richtig] %% Da sagte die Alte: {\oq}sey still, ich will dirs schon zuwenden{\cq}, und %S.241 %% %% Seite 241, Zeile 22 %% [falsch] %% Die Braut fragte {\oq}was sagt mein lieber Bruder?{\cq} {\oq}Ach, %S.241 %% [richtig] %% Die Braut fragte {\oq}was sagt mein lieber Bruder?{\cq} -- {\oq}Ach{\cq}, %S.241 %% %% Seite 241, Zeile 23 %% [falsch] %% sprach die Alte, er hat gesagt, du solltest dein g"ulden Kleid aus"|ziehen %S.241 %% [richtig] %% sprach die Alte, {\oq}er hat gesagt, du solltest dein g"ulden Kleid aus"|ziehen %S.241 %% %% Seite 242, Zeile 7 %% [falsch] %% Die Braut fragte: {\oq}was sagt mein lieber Bruder?{\cq} {\oq}Ach, %S.242 %% [richtig] %% Die Braut fragte: {\oq}was sagt mein lieber Bruder?{\cq} -- {\oq}Ach{\cq}, %S.242 %% %% Seite 242, Zeile 8 %% [falsch] %% sprach die Alte, er hat gesagt, du solltest deine g"uldene Haube %S.242 %% [richtig] %% sprach die Alte, {\oq}er hat gesagt, du solltest deine g"uldene Haube %S.242 %% %% Seite 242, Zeile 16 %% [falsch] %% Die Braut fragte: {\oq}was sagt mein lieber Bruder?{\cq} {\oq}Ach, %S.242 %% [richtig] %% Die Braut fragte: {\oq}was sagt mein lieber Bruder?{\cq} -- {\oq}Ach{\cq}, %S.242 %% %% Seite 242, Zeile 17 %% [falsch] %% sprach die Alte, er hat gesagt, du m"ogtest einmal aus dem Wagen %S.242 %% [richtig] %% sprach die Alte, {\oq}er hat gesagt, du m"ogtest einmal aus dem Wagen %S.242 %% %% Seite 243, Zeile 25 %% [falsch] %% {\oq}da"s Gott erbarm!{\cq} %S.243 %% [richtig] %% {\oq}Da"s Gott erbarm!{\cq}, %S.243 %% %% Seite 244, Zeile 15 %% [falsch] %% welche das und das thut?{\cq} indem er den ganzen Hergang erz"ahlte. %S.244 %% [richtig] %% welche das und das thut?{\cq}, indem er den ganzen Hergang erz"ahlte. %S.244