% @book{bg_khm_1819-2, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen. % {G}esammelt durch die {B}r{\"{u}}der {G}rimm. % {Z}weiter {B}and. {M}it zwei {K}upfern. % {Z}weite vermehrte und verbesserte {A}uf{"|}lage", % publisher = "Gedruckt und verlegt bei G.\,Reimer", % address = "Berlin, Germany", % year = "1819", % volume = "2", % language = "German", % } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von A. Tokunaga am 04. Februar 2003 % und "uberpr"uft von Y. Nagata am 15. Februar 2003 % %%% Besonderheiten f"ur den Fraktursatz: %% "| zur Vermeidung von Ligaturen; %% (Eingabe: e.g. auf"|fressen und Hof"|leute %% statt auffressen und Hofleute) %% "| auch f"ur das sogenannte runde s -- oder Schluss s -- im %% Kompositum (ansonsten wird dieses durch LaTeX -- und khm.sty -- %% von dem langen s richtig unterschieden und gesetzt); %% (Eingabe: e.g. Aus"|gang statt Ausgang) %% {} f"ur das runde s au"ser Komposita; %% (Eingabe: e.g. s{}' statt s') %% {\ck} f"ur ,,ck``, das bei der Silbentrennung am Zeilenende %% in die Form ,,k-k`` umgewandelt werden soll. % % Der erste M"archentext in jedem Band (i.e. ,,Der Froschk"onig % oder der eiserne Heinrich`` und ,,Der Arme und der Reiche``) % und der erste Kinderlegendentext (i.e. ,,Der heilige Joseph % im Walde``) sind mit einem Versalsatz geschm"uckt im Orginal. % Bei all den anderen Texten ist jede erste Zeile einger"uckt. % \maerchentitel{Das L"ammchen und Fischchen} % 141. %S.253 % Das L"ammchen und Fischchen. %S.253 Es war einmal ein Br"uderchen und Schwesterchen, die hatten %S.253 sich herzlich lieb, ihre rechte Mutter war aber todt und sie %S.253 hatten eine Stiefmutter, die war ihnen nicht gut, und that ihnen %S.253 heimlich alles Leid an. Es trug sich zu, da"s die zwei mit andern %S.253 Kindern auf einer Wiese vor dem Haus spielten, und an der %S.254 Wiese war ein Teich, der ging bis an die eine Seite vom Haus. %S.254 Die Kinder liefen da herum, kriegten sich und spielten Abz"ahlens: %S.254 \begin{verse} {\oq}Ene{\ck}e, Bene{\ck}e, lat mie liewen, \\ %S.254 will die ock min V"ugelken giewen. \\ %S.254 V"ugelken sall mie Strau s"oken, \\ %S.254 Strau will ick den K"oseken giewen, \\ %S.254 K"oseken sall mie Melk giewen, \\ %S.254 Melk will ick den B"a{\ck}er giewen, \\ %S.254 B"a{\ck}er sall mie 'n Ko{\ck}en ba{\ck}en, \\ %S.254 Ko{\ck}en will ick den K"atken giewen, \\ %S.254 K"atken soll mie M"use fangen, \\ %S.254 M"use will ick in'n Rauck hangen \\ %S.254 un will se anschnien.{\cq} %S.254 \end{verse} Dabei standen sie in einem Kreis und auf welchen nun das Wort %S.254 {\oq}anschnien{\cq} fiel, der mu"ste fortlaufen, und die andern liefen %S.254 ihm nach und fingen ihn. Wie sie so fr"ohlich dahinsprangen, sah's %S.254 die Stiefmutter vom Fenster mit an und "argerte sich. Weil sie %S.254 aber Hexenk"unste verstand, so verw"unschte sie beide, das Br"uderchen %S.254 in einen Fisch und das Schwesterchen in ein Lamm. Da %S.254 schwamm das Fischchen im Teich hin und her und war traurig und %S.254 das L"ammchen ging auf der Wiese hin und her und war traurig %S.254 und fra"s nicht und r"uhrte kein H"almchen an. So ging eine lange %S.254 Zeit hin, da kamen fremde G"aste auf das Schlo"s. Die falsche %S.254 Stiefmutter dachte, jetzt ist die Gelegenheit gut, rief den Koch %S.254 und sprach zu ihm: {\oq}geh und hol das Lamm von der Wiese und %S.254 schlachts, wir haben sonst nichts f"ur die G"aste.{\cq} Da ging der %S.255 Koch hin und holte das L"ammchen und f"uhrte es in die K"uche, %S.255 band ihm die F"u"schen, das litt es alles geduldig. Wie er nun %S.255 sein Messer heraus"|gezogen hatte und auf der Schwelle wetzte, um %S.255 es abzustechen, sah es, wie ein Fischlein in dem Wasser vor dem %S.255 Gossenstein hin- und herschwamm und zu ihm hinaufblickte. Das %S.255 war aber das Br"uderchen, denn als das Fischchen gesehen hatte, %S.255 wie der Koch das L"ammchen fortf"uhrte, war es mitgeschwommen %S.255 im Teich bis zum Haus. Da rief das L"ammchen hinab: %S.255 \begin{verse} {\oq}Ach Br"uderchen im tiefen See! \\ %S.255 wie thut mir doch mein Herz so weh! \\ %S.255 der Koch der wetzt das Messer, \\ %S.255 will mir mein Herz durchstechen!{\cq} %S.255 \end{verse} Das Fischchen antwortete: %S.255 \begin{verse} {\oq}Ach Schwesterchen in der H"oh, \\ %S.255 wie thut mir doch mein Herz so weh \\ %S.255 in dieser tiefen See!{\cq} %S.255 \end{verse} Wie der Koch h"orte, da"s das L"ammchen sprechen konnte und so %S.255 traurige Worte zu dem Fischchen hinabrief, erschrak er und %S.255 dachte, es m"u"ste kein nat"urliches L"ammchen seyn, sondern von %S.255 der b"osen Frau im Haus verw"unscht. Da sprach er: {\oq}sey ruhig, %S.255 ich will dich nicht schlachten,{\cq} nahm ein anderes Thier und bereitete %S.255 das f"ur die G"aste und brachte das L"ammchen zu einer guten %S.255 B"auerin, der erz"ahlte er alles, was er gesehen und geh"ort %S.255 hatte. Die B"auerin war aber gerade die Amme von dem Schwesterchen %S.255 gewesen, vermuthete gleich, wer's seyn w"urde, und ging %S.255 mit ihm zu einer weisen Frau. Da sprach die weise Frau einen %S.256 Segen "uber das L"ammchen und Fischchen, wovon sie ihre menschliche %S.256 Gestalt wieder bekamen und darnach f"uhrte sie sie beide in %S.256 einen gro"sen Wald in ein klein H"aus"|chen, wo sie zufrieden und %S.256 gl"ucklich lebten. %S.256 %% %% ============================================================ %% Liste der im Originaltext enthaltenen zu korrigierenden %% W"orter, Interpunktions- und Anf"uhrungszeichen, usw. %% ============================================================ %% Seite 255, Zeile 22 %% [falsch] %% ich will dich nicht schlachten,{\cq} nahm ein anderes Thier und bereitete %S.255 %% [richtig] %% ich will dich nicht schlachten{\cq}, nahm ein anderes Thier und bereitete %S.255 %% %% Seite 256, Zeile 4 %% [falsch] %% einen gro"sen Wald in ein klein H"aus"|chen, wo sie zufrieden und %S.256 %% [richtig] %% einen gro"sen Wald in ein kleines H"aus"|chen, wo sie zufrieden und %S.256