% @book{bg_khm_1819-2, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen. % {G}esammelt durch die {B}r{\"{u}}der {G}rimm. % {Z}weiter {B}and. {M}it zwei {K}upfern. % {Z}weite vermehrte und verbesserte {A}uf{"|}lage", % publisher = "Gedruckt und verlegt bei G.\,Reimer", % address = "Berlin, Germany", % year = "1819", % volume = "2", % language = "German", % } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von A. Tokunaga am 05. Februar 2003 % und "uberpr"uft von Y. Nagata am 15. Februar 2003 % %%% Besonderheiten f"ur den Fraktursatz: %% "| zur Vermeidung von Ligaturen; %% (Eingabe: e.g. auf"|fressen und Hof"|leute %% statt auffressen und Hofleute) %% "| auch f"ur das sogenannte runde s -- oder Schluss s -- im %% Kompositum (ansonsten wird dieses durch LaTeX -- und khm.sty -- %% von dem langen s richtig unterschieden und gesetzt); %% (Eingabe: e.g. Aus"|gang statt Ausgang) %% {} f"ur das runde s au"ser Komposita; %% (Eingabe: e.g. s{}' statt s') %% {\ck} f"ur ,,ck``, das bei der Silbentrennung am Zeilenende %% in die Form ,,k-k`` umgewandelt werden soll. % % Der erste M"archentext in jedem Band (i.e. ,,Der Froschk"onig % oder der eiserne Heinrich`` und ,,Der Arme und der Reiche``) % und der erste Kinderlegendentext (i.e. ,,Der heilige Joseph % im Walde``) sind mit einem Versalsatz geschm"uckt im Orginal. % Bei all den anderen Texten ist jede erste Zeile einger"uckt. % \maerchentitel{Die R"ube} % 146. %S.265 % Die R"ube. %S.265 Es waren einmal zwei Br"uder, die dienten beide als Soldaten, %S.265 und war der eine reich, der andere arm. Da wollte der %S.265 Arme sich aus seiner Noth helfen, zog den Soldatenrock aus, %S.265 und ward ein Bauer. Also grub und hackte er sein St"uckchen %S.265 A{\ck}er und s"ate R"ubsamen. Der Same ging auf und es wuchs %S.265 da eine R"ube, die ward gro"s und stark und zusehends di{\ck}er, und %S.265 wollte gar nicht aufh"oren zu wachsen, so da"s sie eine F"urstin aller %S.265 R"uben hei"sen konnte, denn nimmer war so eine gesehen, und %S.265 wird auch nimmer wieder gesehen werden. Zuletzt war sie so gro"s, %S.265 da"s sie allein einen ganzen Wagen anf"ullte, und zwei Ochsen daran %S.265 ziehen mu"sten, und der Bauer wu"ste nicht was er damit anfangen %S.265 sollte, und ob's sein Gl"uck oder sein Ungl"uck w"are. Endlich %S.265 dachte er, verkaufst du sie, was wirst du gro"ses daf"ur bekommen, %S.266 und willst du sie selber essen, so thun die kleinen R"uben %S.266 denselben Dienst, am besten ist, du bringst sie dem K"onig und %S.266 machst ihm eine Verehrung damit. Also lud er sie auf den Wagen, %S.266 spannte zwei Ochsen vor, brachte sie an den Hof und schenkte %S.266 sie dem K"onig. {\oq}Ei! sagte der K"onig, was ist das f"ur ein seltsam %S.266 Ding? mir ist viel Wunderliches vor die Augen gekommen, %S.266 aber so ein Ungeth"um noch nicht; aus was f"ur Samen mag die %S.266 gewachsen seyn? oder dir ger"ath's allein, und du bist ein Gl"ucks"|kind.{\cq} %S.266 {\oq}Ach nein, sagte der Bauer, ein Gl"ucks"|kind bin ich nicht, %S.266 ich bin ein armer Soldat, der sich nicht mehr n"ahren konnte, darum %S.266 den Soldatenrock an den Nagel hing und das Land baute; %S.266 ich habe noch einen Bruder, der ist reich und Euch, Herr K"onig, %S.266 auch wohl bekannt, ich aber, weil ich nichts habe, bin von aller %S.266 Welt vergessen.{\cq} Da empfand der K"onig Mitleid mit ihm und %S.266 sprach: {\oq}deiner Armuth sollst du "uberhoben und so von mir beschenkt %S.266 werden, da"s du wohl deinem reichen Bruder gleich kommst.{\cq} %S.266 Da schenkte er ihm eine Menge Gold, A{\ck}er, Wiesen und Heerden, %S.266 und machte ihn steinreich, so da"s des andern Bruders Reichthum %S.266 gar nicht konnte damit verglichen werden. Als dieser h"orte, %S.266 was sein Brnder mit einer einzigen R"ube erworben hatte, beneidete %S.266 er ihn und sann hin und her, wie er sich auch ein solches %S.266 Gl"uck zuwenden k"onnte. Er wollt's aber noch viel gescheidter anfangen, %S.266 nahm Gold und Pferde und brachte sie dem K"onig, und %S.266 meinte nicht anders, der w"urde ihm ein viel gr"o"seres Gegengeschenk %S.266 machen, denn h"atte sein Bruder so viel f"ur eine R"ube bekommen, %S.266 was w"urde es ihm f"ur so sch"one Dinge nicht alles tragen. %S.267 Der K"onig nahm das Geschenk und sagte, er w"u"ste ihm %S.267 nichts wieder zu geben, das seltner und besser w"are, als die gro"se %S.267 R"ube. Also mu"ste der Reiche seines Bruders R"ube auf einen %S.267 Wagen legen und nach Haus fahren lassen. Daheim wu"ste er %S.267 nicht, an wem er seinen Zorn und "Arger aus"|lassen sollte, bis %S.267 ihm b"ose Gedanken kamen und er beschlo"s seinen Bruder zu t"odten. %S.267 Er gewann M"order, die mu"sten sich in einen Hinterhalt stellen, %S.267 und darauf ging er zu seinem Bruder und sprach: {\oq}lieber Bruder, %S.267 ich wei"s einen heimlichen Schatz, den wollen wir mit einander %S.267 heben und theilen.{\cq} Der andere lie"s sich's auch gefallen und %S.267 ging ohne Arg mit; als sie aber hinaus"|kamen, st"urzten die M"order %S.267 "uber ihn her, banden ihn und wollten ihn an einen Baum %S.267 h"angen. Indem sie eben dar"uber waren, erscholl aus der Ferne %S.267 lauter Gesang und Hufschlag, da"s ihnen der Schre{\ck}en in den %S.267 Leib fuhr und sie "uber Hals und Kopf ihren Gefangenen in den %S.267 Sack steckten, am Ast hinaufwanden und h"angen lie"sen, er aber %S.267 arbeitete darin, bis er ein Loch im Sack hatte, wodurch er den %S.267 Kopf ste{\ck}en konnte. Darauf ergriffen sie die Flucht. Wer aber %S.267 des Wegs daher kam, war nichts als ein fahrender Sch"uler, ein %S.267 junger Geselle, der fr"ohlich sein Lied singend durch den Wald die %S.267 Stra"se ritt. Wie der oben nun merkte, da"s einer unter ihm vorbei %S.267 ging, rief er: {\oq}sey mir gegr"u"st, zu guter Stunde!{\cq} Der %S.267 Sch"uler guckte sich "uberall um, wu"ste nicht, wo die Stimme herschallte, %S.267 endlich sprach er: {\oq}wer ruft mir?{\cq} Da antwortete es %S.267 aus dem Wipfel: {\oq}erhebe deine Augen, ich sitze hier oben im Sack %S.267 der Weis"|heit; in kurzer Zeit habe ich gro"se Dinge gelernt, dagegen %S.268 sind alle Schulen ein Wind, um ein Weniges, so werde %S.268 ich aus"|gelernt haben, herabsteigen und weiser seyn als alle Menschen. %S.268 Ich verstehe die Gestirn- und Himmels"|zeichen, das Wehen %S.268 aller Winde und den Sand im Meer, Heilung der Krankheit, die %S.268 Kr"afte der Kr"auter, V"ogel und Steine. W"arst du einmal darin, %S.268 du w"urdest f"uhlen, was f"ur Herrlichkeit aus ihm flie"st.{\cq} Der %S.268 Sch"uler, wie er das alles h"orte, erstaunte und sprach: {\oq}gesegnet %S.268 sey die Stunde, wo ich dich gefunden, k"onnt ich nicht auch ein %S.268 wenig in den Sack kommen?{\cq} Oben der antwortete, als th"at %S.268 ers nicht gern: {\oq}eine kleine Weile will ich dich wohl hinein lassen %S.268 f"ur Lohn und gute Worte, aber du mu"st doch noch eine Stunde %S.268 warten, es ist ein St"uck "ubrig, das ich erst lernen mu"s.{\cq} Als %S.268 der Sch"uler ein wenig gewartet hatte, war ihm die Zeit zu lang %S.268 und er bat, da"s er doch m"ogte hineingelassen werden, sein Durst %S.268 nach Weis"|heit w"are gar zu gro"s. Da stellte sich der oben, als %S.268 g"ab er endlich nach und sprach: {\oq}damit ich aus dem Haus der %S.268 Weis"|heit heraus kann, mu"st du den Sack am Strick herunterlassen, %S.268 so sollst du eingehen.{\cq} Also lie"s der Sch"uler ihn herunter, %S.268 band den Sack auf und befreite ihn, dann rief er selber: %S.268 {\oq}nun zieh mich recht geschwind hinauf,{\cq} und wollt geradstehend %S.268 in den Sack einschreiten. {\oq}Halt!{\cq} sagte der andere, {\oq}so gehts %S.268 nicht an,{\cq} packte ihn beim Kopf, steckte ihn r"ucklings in den %S.268 Sack, schn"urte zu und zog den J"unger der Weis"|heit am Strick %S.268 baumw"arts und schwengelte ihn in der Luft: {\oq}wie stehts, mein %S.268 lieber Gesell? siehe, schon f"uhlst du, da"s dir die Weis"|heit kommt, %S.268 und machst gute Erfahrung, sitze also fein ruhig, bis du kl"uger %S.269 wirst.{\cq} Damit stieg er auf des Sch"ulers Pferd und ritt fort. %S.269 %% %% ============================================================ %% Liste der im Originaltext enthaltenen zu korrigierenden %% W"orter, Interpunktions- und Anf"uhrungszeichen, usw. %% ============================================================ %% Seite 266, Zeile 1 %% [falsch] %% dachte er, verkaufst du sie, was wirst du gro"ses daf"ur bekommen, %S.266 %% [richtig] %% dachte er: {\oq}verkaufst du sie, was wirst du gro"ses daf"ur bekommen, %S.266 %% %% Seite 266, Zeile 4 %% [falsch] %% machst ihm eine Verehrung damit. Also lud er sie auf den Wagen, %S.266 %% [richtig] %% machst ihm eine Verehrung damit.{\cq} Also lud er sie auf den Wagen, %S.266 %% %% Seite 266, Zeile 6 %% [falsch] %% sie dem K"onig. {\oq}Ei! sagte der K"onig, was ist das f"ur ein seltsam %S.266 %% [richtig] %% sie dem K"onig. {\oq}Ei!{\cq}, sagte der K"onig, {\oq}was ist das f"ur ein seltsam %S.266 %% %% Seite 266, Zeile 10 %% [falsch] %% {\oq}Ach nein, sagte der Bauer, ein Gl"ucks"|kind bin ich nicht, %S.266 %% [richtig] %% -- {\oq}Ach nein{\cq}, sagte der Bauer, {\oq}ein Gl"ucks"|kind bin ich nicht, %S.266 %% %% Seite 266, Zeile 21 %% [falsch] %% was sein Brnder mit einer einzigen R"ube erworben hatte, beneidete %S.266 %% [richtig] %% was sein Bruder mit einer einzigen R"ube erworben hatte, beneidete %S.266 %% %% Seite 267, Zeile 10 %% [falsch] %% ich wei"s einen heimlichen Schatz, den wollen wir mit einander %S.267 %% [richtig] %% ich wei"s einen heimlichen Schatz, den wollen wir miteinander %S.267 %% %% Seite 268, Zeile 21 %% [falsch] %% {\oq}nun zieh mich recht geschwind hinauf,{\cq} und wollt geradstehend %S.268 %% [richtig] %% {\oq}nun zieh mich recht geschwind hinauf{\cq}, und wollt geradstehend %S.268 %% %% Seite 268, Zeile 22 %% [falsch] %% in den Sack einschreiten. {\oq}Halt!{\cq} sagte der andere, {\oq}so gehts %S.268 %% [richtig] %% in den Sack einschreiten. {\oq}Halt!{\cq}, sagte der andere, {\oq}so gehts %S.268 %% %% Seite 268, Zeile 23 %% [falsch] %% nicht an,{\cq} packte ihn beim Kopf, steckte ihn r"ucklings in den %S.268 %% [richtig] %% nicht an{\cq}, packte ihn beim Kopf, steckte ihn r"ucklings in den %S.268