% @book{bg_khm_1819-2, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen. % {G}esammelt durch die {B}r{\"{u}}der {G}rimm. % {Z}weiter {B}and. {M}it zwei {K}upfern. % {Z}weite vermehrte und verbesserte {A}uf{"|}lage", % publisher = "Gedruckt und verlegt bei G.\,Reimer", % address = "Berlin, Germany", % year = "1819", % volume = "2", % language = "German", % } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von A. Tokunaga am 06. Februar 2003 % und "uberpr"uft von Y. Nagata am 17. Februar 2003 % \maerchentitel{Der heilige Joseph im Walde} % 1. %S.289 % Der heilige Joseph im Walde. %S.289 Es war einmal eine Mutter die hatte drei T"ochter, davon war %S.289 die "alteste unartig und b"os, die zweite schon viel besser, obgleich %S.289 sie auch ihre Fehler hatte, die j"ungste aber war ein frommes, %S.289 gutes Kind. Die Mutter war aber so unnat"urlich, da"s sie gerade %S.289 die "alteste Tochter am liebsten hatte und die j"ungste nicht leiden %S.289 konnte. Daher schickte sie das arme M"adchen oft hinaus in %S.289 einen gro"sen Wald um es sich vom Hals zu schaffen, denn sie %S.289 dachte, es w"urde sich verirren und nimmermehr wieder kommen. %S.289 Aber der Schutzengel, den jedes fromme Kind hat, verlie"s es %S.289 nicht, sondern brachte es immer wieder auf den rechten Weg. %S.289 Indessen doch einmal, konnte es sich gar nicht wieder aus dem %S.289 Walde herausfinden und das Schutzenglein that auch, als wenn %S.289 es nicht bei der Hand w"are. Das Kind ging immer fort, bis es %S.289 Abend war, da sah es in der Ferne ein Lichtchen brennen, auf %S.289 das lief es zu, und kam vor eine kleine H"utte. Es klopfte an, die %S.289 Th"ure ging auf und es gelangte zu einer zweiten Th"ure, da %S.289 klopfte es wieder an. Ein alter Mann, der einen wei"sen Bart %S.289 hatte und sehr ehrw"urdig aussah, machte ihm auf, und das war %S.289 % Kinderm"archen II. T %S.289 niemand anders als der heilige Joseph. Er sprach ganz freundlich: %S.290 {\oq}komm, liebes Kind, setz dich ans Feuer auf mein St"uhlchen %S.290 und w"arm dich, ich will dir klar W"asserchen holen, wenn du Durst %S.290 hast; zu essen aber hab ich hier im Walde nichts f"ur dich, als %S.290 ein paar W"urzelcher, die mu"st du dir erst schaben und kochen.{\cq} %S.290 Da reichte ihm der heil.\,Joseph die Wurzeln; das M"adchen schrappte %S.290 sie s"auberlich ab, dann holte es ein St"uckchen Pfannkuchen und %S.290 das Brot das ihm seine Mutter mitgegeben hatte, und that alles %S.290 zusammen in einem Kesselchen bei's Feuer und kochte sich ein Mus. %S.290 Als das fertig war, sprach der heil.\,Joseph: {\oq}ich bin so hungrig, %S.290 gib mir etwas von deinem Essen.{\cq} Da gab ihm das Kind gleich %S.290 und gab ihm mehr als es f"ur sich behielt, doch war Gottes Seegen %S.290 dabei, da"s es satt wurde. Als sie nun gegessen hatten, sprach %S.290 der heil.\,Joseph: {\oq}nun wollen wir zu Bett gehen, ich habe aber %S.290 nur ein Bett, leg du dich hinein, ich will mich ins Stroh auf %S.290 die Erde legen.{\cq} {\oq}Nein, antwortete es, bleib du nur in deinem %S.290 Bett, f"ur mich ist das Stroh weich genug.{\cq} Der heil.\,Joseph %S.290 aber nahm das Kind auf den Arm und trug es ins Bettchen, da %S.290 that es sein Gebet und schlief ein. Am andern Morgen als es %S.290 aufwachte, wollte es dem heil.\,Joseph guten Morgen sagen, aber %S.290 es sah ihn nicht. Da stand es auf und suchte ihn, konnte ihn %S.290 aber in keiner Ecke finden; endlich gewahrte es hinter der Th"ure %S.290 einen Sack mit Geld, so schwer, als es ihn nur tragen konnte, %S.290 darauf stand geschrieben, das w"are f"ur das Kind, das heute Nacht %S.290 hier geschlafen h"atte. Da nahm es den Sack und sprang damit %S.290 fort und kam auch gl"ucklich zu seiner Mutter, und weil es ihr %S.290 alle das Geld schenkte, so konnte sie nicht anders, sie mu"ste mit %S.291 ihm zufrieden seyn. %S.291 Am folgenden Tag bekam das zweite Kind auch Lust in den %S.291 Wald zu gehen. Die Mutter gab ihm ein viel gr"o"ser St"uck %S.291 Pfannkuchen und Brot mit. Es erging ihm nun gerade, wie dem %S.291 ersten Kinde. Abends kam es in das H"uttchen des heil.\,Joseph, %S.291 der ihm Wurzeln zu einem Mus reichte. Als das fertig war, %S.291 sprach er gleichfalls zu ihm: {\oq}ich bin so hungerig, gib mir etwas %S.291 von deinem Essen. Da antwortete das Kind: {\oq}i"s als mit.{\cq} Als %S.291 ihm darnach der heil.\,Joseph sein Bett anbietet und sich aufs %S.291 Stroh legen will, antwortet es: {\oq}nein, leg dich als mit ins %S.291 Bett, wir haben ja beide wohl Platz darin.{\cq} Der heil.\,Joseph %S.291 nahm es auf den Arm und legte es ins Bettchen und legte sich %S.291 ins Stroh. Morgens, als das Kind aufwachte und den heil.\,Joseph %S.291 suchte, war er verschwunden, aber hinter der Th"ure fand %S.291 es ein S"ackchen mit Geld, das war h"andelang und darauf war %S.291 geschrieben, es w"are f"ur das Kind, das heute Nacht hier geschlafen %S.291 h"atte. Da nahm es das S"ackchen und lief damit heim und %S.291 brachte es seiner Mutter, doch behielt es heimlich davon f"ur sich. %S.291 Nun war die "alteste Tochter neugierig geworden und wollte %S.291 den folgenden Morgen auch hinaus in den Wald. Die Mutter %S.291 gab ihr Pfannkuchen mit, so viel sie wollte, Brot und auch K"ase %S.291 dazu. Abends fand sie den heil.\,Joseph in seinem H"uttchen gerade %S.291 so wie ihn die zwei andern gefunden hatten. Als das Mus %S.291 fertig war, und der heil.\,Joseph sprach: {\oq}ich bin so hungerig, gib %S.291 mir etwas von deinem Essen,{\cq} antwortete das M"adchen: {\oq}warte, %S.291 % T 2 %S.291 bis ich satt bin, was ich dann "uber lasse, das sollst du haben.{\cq} %S.292 Es a"s aber beinah alles auf, und der heil.\,Joseph mu"ste das %S.292 Sch"usselchen ausschrappen. Der gute Alte bot ihm hernach sein %S.292 Bett an und wollte auf dem Stroh liegen, das nahm es ohne %S.292 Widerrede an, legte sich in das Bettchen und lie"s dem Greis das %S.292 harte Stroh. Am andern Morgen, wie es aufwachte, war der %S.292 heil.\,Joseph nicht zu finden, doch dar"uber machte es sich keine %S.292 Sorgen; es suchte hinter der Th"ure nach einem Geldsack. Es %S.292 d"auchte ihm, es l"age etwas auf der Erde, doch weil es nicht recht %S.292 unterscheiden konnte, was es war, b"uckte es sich und stie"s mit %S.292 seiner Nase daran. Aber es blieb an der Nase hangen, und wie %S.292 es sich aufrichtete, sah es zu seinem Schrecken, da"s es noch eine %S.292 zweite Nase war, die an der seinen festhing. Es fing an zu %S.292 schreien und zu heulen, aber das half nichts, es mu"ste immer auf %S.292 seine Nase sehen, wie die so weit hinausstand. Da lief es in einem %S.292 Geschrei fort, bis es dem heil.\,Joseph begegnete, dem fiel %S.292 es zu F"u"sen und bat so lange, bis er aus Mitleid ihm die Nase %S.292 wieder abnahm und noch zwei Pfennige schenkte. Als es daheim %S.292 ankam, stand vor der Th"ure seine Mutter und fragte: {\oq}was %S.292 hast du geschenkt kriegt?{\cq} Da log es und antwortete: {\oq}einen %S.292 gro"sen Sack voll Gelds, aber ich habe ihn unterwegs verloren.{\cq} %S.292 {\oq}Verloren! rief die Mutter, o den wollen wir schon wieder finden;{\cq} %S.292 nahm es bei der Hand und wollte mit ihm suchen. Zuerst %S.292 fing es an zu weinen und wollte nicht mit gehen, endlich aber ging %S.292 es mit, doch auf dem Wege kamen so viele Eidechsen und Schlangen %S.292 auf sie beide los, da"s sie sich nicht zu retten wu"sten; die %S.292 stachen auch endlich das b"ose Kind todt und die Mutter in den %S.293 Fu"s, weil sie es nicht besser erzogen hatte. %S.293 %% %% ============================================================ %% Liste der im Originaltext enthaltenen zu korrigierenden %% W"orter, Interpunktions- und Anf"uhrungszeichen, usw. %% ============================================================ %% Seite 290, Zeile 12 %% [falsch] %% und gab ihm mehr als es f"ur sich behielt, doch war Gottes Seegen %S.290 %% [richtig] %% und gab ihm mehr als es f"ur sich behielt, doch war Gottes Segen %S.290 %% %% Seite 290, Zeile 16 %% [falsch] %% die Erde legen.{\cq} {\oq}Nein, antwortete es, bleib du nur in deinem %S.290 %% [richtig] %% die Erde legen.{\cq} -- {\oq}Nein{\cq}, antwortete es, {\oq}bleib du nur in deinem %S.290 %% %% Seite 291, Zeile 9 %% [falsch] %% von deinem Essen. Da antwortete das Kind: {\oq}i"s als mit.{\cq} Als %S.291 %% [richtig] %% von deinem Essen.{\cq} Da antwortete das Kind: {\oq}i"s als mit.{\cq} Als %S.291 %% %% Seite 291, Zeile 26 %% [falsch] %% mir etwas von deinem Essen,{\cq} antwortete das M"adchen: {\oq}warte, %S.291 %% [richtig] %% mir etwas von deinem Essen{\cq}, antwortete das M"adchen: {\oq}warte, %S.291 %% %% Seite 292, Zeile 22 %% [falsch] %% {\oq}Verloren! rief die Mutter, o den wollen wir schon wieder finden;{\cq} %S.292 %% [richtig] %% -- {\oq}Verloren!{\cq} rief die Mutter, {\oq}o den wollen wir schon wieder finden{\cq}; %S.292 %% %% Seite 292, Zeile 24 %% [falsch] %% fing es an zu weinen und wollte nicht mit gehen, endlich aber ging %S.292 %% [richtig] %% fing es an zu weinen und wollte nicht mitgehen, endlich aber ging %S.292