% @book{bg_khm_1819-2, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen. % {G}esammelt durch die {B}r{\"{u}}der {G}rimm. % {Z}weiter {B}and. {M}it zwei {K}upfern. % {Z}weite vermehrte und verbesserte {A}uf{"|}lage", % publisher = "Gedruckt und verlegt bei G.\,Reimer", % address = "Berlin, Germany", % year = "1819", % volume = "2", % language = "German", % } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von Y. Tanimoto am 06. Februar 2003 % und "uberpr"uft von Y. Nagata am 17. Februar 2003 % \maerchentitel{Das alte M"utterchen} % 8. %S.301 % Das alte M"utterchen. %S.301 Es war in einer gro"sen Stadt ein altes M"utterchen, das sa"s %S.301 Abends allein in seiner Kammer; es dachte so dar"uber nach, wie es %S.301 erst den Mann, dann die beiden Kinder, nach und nach alle Verwandte, %S.302 endlich heute auch noch den letzten Freund verloren h"atte, %S.302 und nun ganz allein und verlassen w"are. Da ward es in tiefstem %S.302 Herzen traurig, und vor allem schwer war ihm der Verlust der beiden %S.302 S"ohne, da"s es in seinem Schmerz Gott dar"uber anklagte. So %S.302 sa"s es still und in sich versunken, als es auf einmal zur Fr"uhkirche %S.302 l"auten h"orte und sich wunderte, da"s es die ganze Nacht also in Leid %S.302 zugebracht. Es z"undete seine Leuchte an und ging zur Kirche; bei %S.302 seiner Ankunft war sie schon hell, aber nicht, wie gew"ohnlich, von %S.302 Kerzen, sondern von einem d"ammernden Lichte. Sie war auch schon %S.302 angef"ullt mit Menschen und alle Pl"atze besetzt, und als es zu seinem %S.302 gew"ohnlichen Sitz kam, war der auch nicht mehr ledig, sondern die %S.302 ganze Bank gedr"angt voll. Und wie es die Leute ansah, so waren %S.302 es lauter verstorbene Verwandten, die sa"sen da in ihren altmodischen %S.302 Kleidern, aber mit blassem Angesicht. Sie sprachen auch nicht und %S.302 sangen nicht, es ging aber ein leises Summen und Wehen durch die %S.302 Kirche. Da stand eine Muhme auf, trat vor und sprach zu dem %S.302 M"utterlein: {\oq}dort sieh nach dem Altar, da wirst du deine S"ohne %S.302 sehen.{\cq} Die Alte blickte hin und sah ihre beiden Kinder, der eine %S.302 hing am Galgen, der andere war auf ein Rad geflochten. Da sprach %S.302 die Muhme: {\oq}siehst du, so w"ar es ihnen ergangen, w"aren sie im %S.302 Leben geblieben, und h"atte sie Gott nicht als unschuldige Kinder zu %S.302 sich genommen.{\cq} Die Alte ging zitternd nach Haus und dankte %S.302 Gott auf den Knieen, da"s er es besser mit ihr gemacht, als sie %S.302 h"atte begreifen k"onnen; und am dritten Tag legte sie sich und starb. %S.302