% @book{bg_khm_kl-ausg_1833, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen. % {G}esammelt durch die {B}r{\"{u}}der {G}rimm. % {K}leine {A}usgabe. % {Z}weite verbesserte {A}uf{"|}lage", % publisher = "Gedruckt und verlegt bei G.\,Reimer", % address = "Berlin, Germany", % year = "1833", % language = "German", % } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von Y. Nagata am 02. August 2012 % \maerchentitel{Der Froschk"onig oder der eiserne Heinrich} % 1. %S.1 % Der Froschk"onig oder der eiserne Heinrich. %S.1 In den alten Zeiten wo das W"unschen noch geholfen hat lebte %S.1 ein K"onig dessen T"ochter waren alle sch"on, aber die j"ungste war so %S.1 sch"on, da"s sich die Sonne selber, die doch so vieles gesehen hat, %S.1 dar"uber verwunderte so oft sie ihr ins Gesicht schien. Nahe bei dem %S.1 Schlosse des K"onigs lag ein gro"ser dunkler Wald, und in dem %S.1 Walde unter einer alten Linde war ein Brunnen: wenn nun der %S.1 Tag recht hei"s war, so gieng das K"onigskind hinaus in den %S.1 Wald und setzte sich an den Rand des k"uhlen Brunnens; und %S.1 wenn sie Langeweile hatte, so nahm sie eine goldene Kugel, warf %S.1 sie in die H"ohe und fieng sie wieder; und das war ihr liebstes %S.1 Spielwerk. %S.1 Nun trug es sich einmal zu, da"s die goldene Kugel der %S.1 K"onigstochter nicht in das H"andchen fiel, das sie ausgestreckt %S.1 hatte, sondern neben vorbei auf die Erde schlug, und geradezu %S.1 ins Wasser hinein rollte. Die K"onigstochter folgte ihr mit %S.1 den Augen nach, aber die Kugel verschwand, und der Brunnen %S.1 war tief und schien ganz grundlos zu seyn. Da fieng sie an zu %S.1 % Kinderm"archen. Kl. Ausg. A %S.1 weinen und weinte immer lauter, und konnte sich gar nicht %S.2 tr"osten. Und wie sie so klagte, rief ihr jemand zu {\oqs}was hast du %S.2 vor, K"onigstochter, du schreist ja, da"s sich ein Stein erbarmen %S.2 m"ochte.{\cqs} Sie sah sich um, woher die Stimme k"ame, da erblickte %S.2 sie einen Frosch, der seinen dicken h"a"slichen Kopf aus dem Wasser %S.2 streckte. {\oqs}Ach, du bists, alter Wasserpatscher, sagte sie, ich %S.2 weine "uber meine goldene Kugel, die in den Brunnen hinab gefallen %S.2 ist.{\cqs} {\oqs}Gib dich zufrieden, antwortete der Frosch, ich kann %S.2 wohl Rath schaffen, aber was gibst du mir, wenn ich dein %S.2 Spielwerk wieder heraufhole?{\cqs} {\oqs}Was du willst, lieber Frosch, %S.2 sagte sie, meine Kleider, meine Perlen und Edelsteine, dazu %S.2 die goldene Krone, die ich trage.{\cqs} Der Frosch antwortete {\oqs}deine %S.2 Kleider, deine Perlen und Edelsteine, deine goldne Krone, die %S.2 mag ich nicht: aber wenn du mich lieb haben willst, und %S.2 ich soll dein Geselle und Spielkamerad seyn, an deinem %S.2 Tischlein neben dir sitzen, von deinem goldnen Tellerlein essen, %S.2 aus deinem Becherlein trinken, in deinem Bettlein schlafen: %S.2 wenn du mir das versprichst, so will ich dir die goldne Kugel %S.2 wieder aus dem Grunde hervor holen.{\cqs} {\oqs}Ach ja, sagte sie, ich %S.2 verspreche dir alles, wenn du mir nur die Kugel wieder bringst;{\cqs} %S.2 sie dachte aber {\oqs}was der einf"altige Frosch schw"atzt, der sitzt im %S.2 Wasser bei seines Gleichen, und quackt, und kann keines Menschen %S.2 Geselle seyn.{\cqs} Der Frosch, als er die Zusage erhalten hatte, tauchte seinen %S.2 Kopf unter, sank hinab, und "uber ein Weilchen kam er wieder %S.2 herauf gerudert, hatte die Kugel im Maul, und warf sie ins %S.2 Gras. Die K"onigstochter war voll Freude, als sie ihr sch"ones %S.3 Spielwerk wieder erblickte, hob es auf, und sprang damit fort %S.3 {\oqs}Warte, warte, rief der Frosch, nimm mich mit, ich kann nicht %S.3 so laufen, wie du.{\cqs} Aber was half ihn da"s er ihr sein quack %S.3 quack so laut nachschrie als er konnte! sie h"orte nicht darauf, %S.3 eilte nach Haus, und hatte bald den armen Frosch vergessen, der %S.3 wieder in den tiefen Brunnen hinab steigen mu"ste. %S.3 Am andern Tage, als sie mit dem K"onig und allen Hofleuten %S.3 an der Tafel sa"s, und von ihrem goldnen Tellerlein a"s, %S.3 da kam, plitsch platsch, plitsch platsch, etwas die Marmortreppe %S.3 herauf gekrochen, und als es oben angelangt war, klopfte es %S.3 an der Th"ur und rief {\oqs}K"onigstochter, j"ungste, mach mir auf.{\cqs} %S.3 Sie lief und wollte sehen wer drau"sen w"ar, als sie aber aufmachte, %S.3 so sa"s der Frosch davor. Da warf sie die Th"ur hastig %S.3 zu, setzte sich wieder an den Tisch und war ihr ganz angst. %S.3 Der K"onig sah da"s ihr das Herz gewaltig klopfte, und sprach %S.3 {\oqs}ei, was f"urchtest du dich, steht etwa ein Riese vor der Th"ur %S.3 und will dich holen?{\cqs} {\oqs}Ach nein, antwortete das Kind, es ist %S.3 kein Riese, sondern ein garstiger Frosch, der hat mir gestern %S.3 im Wald meine goldne Kugel aus dem Wasser geholt, daf"ur %S.3 versprach ich ihm, er sollte mein Geselle werden, ich dachte aber %S.3 nimmermehr, da"s er aus seinem Wasser heraus k"onnte: nun ist %S.3 er drau"sen und will zu mir herein.{\cqs} Indem klopfte es zum %S.3 zweitenmal und rief %S.3 \begin{verse} {\oqs}K"onigstochter, j"ungste, \\ %S.3 mach mir auf! \\ %S.3 % A 2 %S.3 wei"st du nicht, was gestern \\ %S.4 du zu mir gesagt \\ %S.4 bei dem k"uhlen Brunnenwasser? \\ %S.4 K"onigstochter, j"ungste, \\ %S.4 mach mir auf!{\cqs} %S.4 \end{verse} Da sagte der K"onig {\oqs}hast du's versprochen, mu"st du's auch %S.4 halten; geh und mach ihm auf.{\cqs} Sie ging und "offnete die Th"ure, %S.4 da h"upfte der Frosch herein, ihr immer auf dem Fu"se nach, %S.4 bis zu ihrem Stuhl. Da sa"s er und rief {\oqs}heb mich herauf zu %S.4 dir.{\cqs} Sie wollte nicht bis es der K"onig befahl. Als der Frosch %S.4 auf den Stuhl gekommen war, sprach er {\oqs}nun schieb dein %S.4 goldenes Tellerlein n"aher, damit wir zusammen essen.{\cqs} Das %S.4 that sie auch, aber man sah wohl da"s sies nicht gerne that. %S.4 Der Frosch lie"s sichs gut schmecken, aber ihr blieb jedes %S.4 Bi"slein im Halse. Endlich sprach er {\oqs}nun hab ich mich satt %S.4 gegessen, und bin m"ude, trag mich hinauf in dein K"ammerlein, %S.4 und mach dein seiden Bettlein zurecht, da wollen wir uns %S.4 schlafen legen.{\cqs} Da fieng die K"onigstochter an zu weinen, und %S.4 f"urchtete sich vor dem kalten Frosch, den sie nicht anzur"uhren %S.4 getraute, und der nun in ihrem sch"onen reinen Bettlein schlafen %S.4 sollte. Der K"onig aber blickte sie zornig an und sprach {\oqs}was %S.4 du versprochen hast, sollst du auch halten, und der Frosch ist %S.4 dein Geselle.{\cqs} Es half nichts, sie mochte wollen oder nicht, %S.4 sie mu"ste den Frosch mitnehmen. Da packte sie ihn, ganz bitterb"ose, %S.4 mit zwei Fingern, und trug ihn hinauf, und als sie %S.4 im Bett lag, statt ihn hinein zu heben, warf sie ihn aus allen %S.4 Kr"aften an die Wand, und sprach {\oqs}nun wirst du Ruhe haben, %S.5 du garstiger Frosch.{\cqs} %S.5 Was aber herunter fiel war nicht ein todter Frosch sondern %S.5 ein lebendiger junger K"onigssohn mit sch"onen und freundlichen %S.5 Augen. Der war nun von Recht und mit ihres Vaters Willen %S.5 ihr lieber Geselle und Gemahl. Da schliefen sie vergn"ugt zusammen %S.5 ein, und am andern Morgen, als die Sonne sie aufweckte, %S.5 kam ein Wagen herangefahren mit acht wei"sen Pferden %S.5 bespannt, die waren mit Federn geschm"uckt und gingen in goldenen %S.5 Ketten, und hinten stand der Diener des jungen K"onigs, %S.5 das war der treue Heinrich. Der treue Heinrich hatte sich so %S.5 betr"ubt, als sein Herr in einen Frosch verwandelt worden, %S.5 da"s er drei eiserne Bande hatte m"ussen um sein Herz legen lassen, %S.5 damit es ihm nicht vor Weh und Traurigkeit zerspr"ange. %S.5 Der Wagen aber sollte den jungen K"onig in sein Reich abholen; %S.5 der treue Heinrich hob beide hinein und stellte sich wieder hinten %S.5 auf, voller Freude "uber die Erl"osung. Und als sie ein St"uck %S.5 Wegs gefahren waren, h"orte der K"onigssohn hinter sich, da"s es %S.5 krachte, als w"ar etwas zerbrochen. Da drehte er sich um und %S.5 rief %S.5 \begin{verse} {\oqs}Heinrich, der Wagen bricht.{\cqs} \\ %S.5 {\oqs}Nein, Herr, der Wagen nicht, \\ %S.5 es ist ein Band von meinem Herzen, \\ %S.5 das da lag in gro"sen Schmerzen, \\ %S.5 als ihr in dem Brunnen sa"st, \\ %S.5 als ihr eine Fretsche (Frosch) was't (wart).{\cqs} %S.5 \end{verse} Noch einmal und noch einmal krachte es auf dem Weg, %S.6 und der K"onigssohn meinte immer, der Wagen br"ache und es %S.6 waren doch nur die Bande, die vom Herzen des treuen Heinrich %S.6 absprangen, weil sein Herr wieder erl"ost und gl"ucklich war. %S.6 %\vspace{4\baselineskip} %S.6 %\divisionbar %% %% ============================================================ %% Liste der im Originaltext enthaltenen zu korrigierenden %% W"orter, Interpunktions- und Anf"uhrungszeichen, usw. %% ============================================================ %% Seite 2, Zeile 6 %% [falsch] %% streckte. {\oqs}Ach, du bists, alter Wasserpatscher, sagte sie, ich %S.2 %% [richtig] %% streckte. {\oqs}Ach, du bists, alter Wasserpatscher,{\cqs} sagte sie, {\oqs}ich %S.2 %% %% Seite 2, Zeile 8 %% [falsch] %% ist.{\cqs} {\oqs}Gib dich zufrieden, antwortete der Frosch, ich kann %S.2 %% [richtig] %% ist.{\cqs} {\oqs}Gib dich zufrieden,{\cqs} antwortete der Frosch, {\oqs}ich kann %S.2 %% %% Seite 2, Zeile 10 %% [falsch] %% Spielwerk wieder heraufhole?{\cqs} {\oqs}Was du willst, lieber Frosch, %S.2 %% [richtig] %% Spielwerk wieder heraufhole?{\cqs} {\oqs}Was du willst, lieber Frosch,{\cqs} %S.2 %% %% Seite 2, Zeile 11 %% [falsch] %% sagte sie, meine Kleider, meine Perlen und Edelsteine, dazu %S.2 %% [richtig] %% sagte sie, {\oqs}meine Kleider, meine Perlen und Edelsteine, dazu %S.2 %% %% Seite 2, Zeile 19 %% [falsch] %% wieder aus dem Grunde hervor holen.{\cqs} {\oqs}Ach ja, sagte sie, ich %S.2 %% [richtig] %% wieder aus dem Grunde hervor holen.{\cqs} {\oqs}Ach ja,{\cqs} sagte sie, {\oqs}ich %S.2 %% %% Seite 3, Zeile 3 %% [falsch] %% {\oqs}Warte, warte, rief der Frosch, nimm mich mit, ich kann nicht %S.3 %% [richtig] %% {\oqs}Warte, warte,{\cqs} rief der Frosch, {\oqs}nimm mich mit, ich kann nicht %S.3 %% %% Seite 3, Zeile 18 %% [falsch] %% und will dich holen?{\cqs} {\oqs}Ach nein, antwortete das Kind, es ist %S.3 %% [richtig] %% und will dich holen?{\cqs} {\oqs}Ach nein,{\cqs} antwortete das Kind, {\oqs}es ist %S.3 %%