% @book{bg_khm_kl-ausg_1833, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen. % {G}esammelt durch die {B}r{\"{u}}der {G}rimm. % {K}leine {A}usgabe. % {Z}weite verbesserte {A}uf{"|}lage", % publisher = "Gedruckt und verlegt bei G.\,Reimer", % address = "Berlin, Germany", % year = "1833", % language = "German", % } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von Y. Nagata am 20. August 2012 % %%% Besonderheiten f"ur den Fraktursatz: %% "| zur Vermeidung von Ligaturen; %% (Eingabe: e.g. auf"|fressen und Hof"|leute %% statt auffressen und Hofleute) %% "| auch f"ur das sogenannte runde s -- oder Schluss s -- im %% Kompositum (ansonsten wird dieses durch LaTeX -- und khm.sty -- %% von dem langen s richtig unterschieden und gesetzt); %% (Eingabe: e.g. Aus"|gang statt Ausgang) %% {} f"ur das runde s au"ser Komposita; %% (Eingabe: e.g. s{}' statt s') %% {\ck} f"ur ,,ck``, das bei der Silbentrennung am Zeilenende %% in die Form ,,k-k`` umgewandelt werden soll. %% %% Jeder M"archentext ist mit einem Versalsatz geschm"uckt im Original. %% % \maerchentitel{Die sieben Raben} % 16. %S.112 % Die sieben Raben. %S.112 \lettrine[lines=1]{E}{in} Mann hatte sieben S"ohne, und immer noch kein T"ochterchen, %S.112 so sehr er sichs auch w"unschte; endlich gab ihm seine Frau %S.112 wieder gute Hoffnung zu einem Kinde, und wie's zur Welt %S.112 kam, wars ein M"adchen. Ob es gleich gar sch"on war, so wars %S.112 doch auch schm"achtig und klein, und sollte wegen seiner Schwachheit %S.112 die Nothtaufe haben. Da schi{\ck}te der Vater einen der %S.112 Knaben eilends zur Quelle, Taufwasser zu holen, aber die andern %S.112 sechs liefen mit. Jeder wollte aber der erste beim Sch"opfen %S.112 seyn, und dar"uber fiel ihnen der Krug in den Brunnen. %S.112 Da standen sie und wu"sten nicht, was sie thun sollten, und %S.112 keiner getraute sich heim. Dem Vater ward unter der Weile %S.112 angst das M"adchen mu"ste ungetauft verscheiden, und wu"ste %S.112 gar nicht, warum die Jungen so lange aus"|blieben. {\oqs}Gewi"s, %S.112 sprach er, haben sies wieder "uber ein Spiel vergessen: und als %S.112 sie immer nicht kamen, fluchte er im "Arger {\oqs}ich wollte, da"s %S.112 die Jungen alle zu Raben w"urden.{\cqs} Kaum war das Wort aus"|geredet, %S.112 so h"orte er ein Geschwirr "uber seinem Haupt in der %S.112 Luft, bli{\ck}te auf, und sah sieben kohlschwarze Raben auf und %S.112 davon fliegen. %S.112 Die Eltern konnten die Verw"unschung nicht mehr zur"ucknehmen, %S.113 und so traurig sie "uber den Verlust ihrer sieben S"ohne %S.113 waren, tr"osteten sie sich einigerma"sen durch ihr liebes T"ochterchen, %S.113 das bald zu Kr"aften kam, und mit jedem Tage sch"oner %S.113 ward. Es wu"ste lange Zeit nicht einmal da"s es Geschwister gehabt %S.113 hatte, denn die Eltern h"uteten sich ihrer zu erw"ahnen, bis es %S.113 eines Tags von ungef"ahr die Leute von sich sprechen h"orte, das %S.113 M"adchen w"are wohl sch"on, aber doch eigentlich Schuld, da"s %S.113 seine sieben Br"uder ungl"ucklich geworden. Da wurde es ganz %S.113 betr"ubt, gieng zu Vater und Mutter, und fragte ob es denn %S.113 Br"uder gehabt h"atte, und wo sie hingerathen w"aren? Nun durften %S.113 die Eltern das Geheimni"s nicht l"anger verschweigen, sagten %S.113 jedoch, es sey so des Himmels Verh"angnis, und ihre Geburt nur %S.113 der unschuldige Anla"s gewesen. Allein das M"adchen machte sich %S.113 t"aglich ein Gewissen daraus, und glaubte sich fest verbunden, seine %S.113 Geschwister zu erl"osen, und hatte nicht Ruhe und Rast, bis %S.113 es sich heimlich aufmachte und in die weite Welt gieng, seine %S.113 Br"uder irgendwo aufzusp"uren und zu befreien, es koste was da %S.113 wolle. Es nahm nichts mit sich als ein Ringlein von seinen %S.113 Eltern zum Andenken, einen Laib Brot f"ur den Hunger, ein %S.113 Kr"uglein Wasser f"ur den Durst, und ein St"uhlchen f"ur die %S.113 M"udigkeit. %S.113 Nun gieng es immer zu, weit weit bis an der Welt Ende. %S.113 Da kam es zur Sonne, aber die war gar zu hei"s und f"urchterlich %S.113 und fra"s die kleinen Kinder; eiligst lief es weg, und hin zu dem %S.113 Mond, aber der war gar zu kalt, und auch grausig und b"os %S.113 % Kinderm"archen. Kl. Ausg. H %S.113 und als er das Kind merkte, sprach er {\oqs}ich rieche rieche Menschenfleisch.{\cqs} %S.114 Da machte es sich geschwind fort, und kam zu %S.114 den Sternen, die waren ihm freundlich und gut, und jeder sa"s %S.114 auf seinem besondern St"uhlchen. Der Morgenstern aber stand %S.114 auf, gab ihm ein Hinkelbeinchen und sprach {\oqs}wenn du das %S.114 Beinchen nicht hast, kannst du nicht in den Glas"|berg aufschlie"sen, %S.114 und in dem Glas"|berg da sind deine Br"uder.{\cqs} %S.114 Das M"adchen nahm das Beinchen, wi{\ck}elte es wohl in ein %S.114 T"uchlein, und gieng wieder fort so lange bis es an den Glas"|berg %S.114 kam, dessen Thor verschlossen war. Nun wollte es das %S.114 Beinchen holen, aber wie es das T"uchelchen aufmachte, so war %S.114 es leer, und es hatte das Geschenk der guten Sterne verloren. %S.114 Was sollte es nun anfangen: seine Br"uder wollte es erretten, %S.114 und hatte keinen Schl"ussel zum Glas"|berg. Das gute Schwesterchen %S.114 nahm ein Messer, schnitt sich sein kleines Fingerchen ab, %S.114 ste{\ck}te es in das Thor, und schlo"s gl"ucklich auf. Als es hinein %S.114 getreten war, kam ihm ein Zwerglein entgegen und sprach %S.114 {\oqs}mein Kind, was suchst du?{\cqs} {\oqs}Ich suche meine Br"uder, die %S.114 sieben Raben{\cqs} antwortete es. Der Zwerg sprach {\oqs}die Herrn %S.114 Raben sind nicht zu Haus, aber willst du hier so lang warten, %S.114 bis sie kommen, so tritt ein.{\cqs} Darauf brachte das Zwerglein %S.114 die Speise der Raben getragen auf sieben Tellerchen und in %S.114 sieben Becherchen, und von jedem Tellerchen a"s das Schwesterchen %S.114 ein Br"ockchen, und aus jedem Becherchen trank es ein %S.114 Schl"uckchen: in das letzte Becherchen aber lie"s es das Ringlein %S.114 fallen, das es mitgenommen hatte. %S.114 Auf einmal h"orte es in der Luft ein Geschwirr und ein %S.115 Geweh: da sprach das Zwerglein {\oqs}jetzt kommen die Herren Raben %S.115 heim geflogen.{\cqs} Da kamen sie, wollten essen und trinken, %S.115 und suchten ihre Tellerchen und Becherchen. Da sprach einer %S.115 nach dem andern {\oqs}wer hat von meinem Tellerchen gegessen? wer %S.115 hat aus meinem Becherchen getrunken? das ist eines Menschen %S.115 Mund gewesen.{\cqs} Und wie der siebente auf den Grund des Bechers %S.115 kam, fiel ihm das Ringlein entgegen: da sah er es an %S.115 und erkannte da"s es ein Ring von Vater und Mutter war, %S.115 und sprach {\oqs}Gott gebe, unser Schwesterlein w"ar da, so w"aren %S.115 wir erl"ost.{\cqs} Wie das M"adchen, das hinter der Th"ure stand und %S.115 lauschte, den Wunsch h"orte, so trat es hervor, und da bekamen %S.115 alle die Raben ihre menschliche Gestalt wieder. Und sie herzten %S.115 und k"u"sten einander, und zogen fr"ohlich heim. %S.115 %\vspace{4\baselineskip} %\divisionbar %S.115 % H 2 %S.115 %% %% ============================================================ %% Liste der im Originaltext enthaltenen zu korrigierenden %% W"orter, Interpunktions- und Anf"uhrungszeichen, usw. %% ============================================================ %% Seite 112, Zeile 13 %% [falsch] %% gar nicht, warum die Jungen so lange aus"|blieben. {\oqs}Gewi"s, %S.112 %% [richtig] %% gar nicht, warum die Jungen so lange aus"|blieben. {\oqs}Gewi"s,{\cqs} %S.112 %% %% Seite 112, Zeile 14 %% [falsch] %% sprach er, haben sies wieder "uber ein Spiel vergessen: und als %S.112 %% [richtig] %% sprach er, {\oqs}haben sies wieder "uber ein Spiel vergessen,{\cqs} und als %S.112 %% %% Seite 114, Zeile 19 %% [falsch] %% sieben Raben{\cqs} antwortete es. Der Zwerg sprach {\oqs}die Herrn %S.114 %% [richtig] %% sieben Raben,{\cqs} antwortete es. Der Zwerg sprach {\oqs}die Herrn %S.114 %%