% @book{bg_khm_kl-ausg_1833, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen. % {G}esammelt durch die {B}r{\"{u}}der {G}rimm. % {K}leine {A}usgabe. % {Z}weite verbesserte {A}uf{"|}lage", % publisher = "Gedruckt und verlegt bei G.\,Reimer", % address = "Berlin, Germany", % year = "1833", % language = "German", % } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von Y. Nagata am 16. August 2012 % \maerchentitel{Fundevogel} % 25. %S.167 % Fundevogel. %S.167 Es war einmal ein F"orster, der gieng in den Wald auf die %S.167 Jagd, und wie er in den Wald kam, h"orte er schreien, als obs %S.167 ein kleines Kind w"are, und gieng dem Schreien nach, da sah er %S.167 endlich einen hohen Baum, und oben darauf sa"s ein kleines %S.167 Kind. Es war aber die Mutter mit dem Kinde unter dem %S.167 Baum eingeschlafen, und ein Raubvogel hatte das Kind in ihrem %S.167 Schoo"se gesehen, da flog er hinzu, nahm es mit seinem Schnabel %S.167 weg, und setzte es auf den hohen Baum. %S.167 Der F"orster stieg hinauf, holte das Kind herunter, und %S.167 dachte {\oqs}du willst das Kind mit nach Haus nehmen, und mit %S.167 deinem Lehnchen zusammen aufziehn,{\cqs} und brachte es heim, und %S.167 die zwei Kinder wuchsen mit einander auf. Das aber, das auf %S.167 dem Baum gefunden worden war, und weil es ein Vogel weggetragen %S.167 hatte, wurde \emph{Fundevogel} gehei"sen. Fundevogel und %S.167 Lehnchen hatten sich so lieb, nein so lieb, da"s wenn eins das %S.167 andere nicht sah, wurde es traurig. %S.167 Der F"orster hatte aber eine alte K"ochin, die nahm eines %S.167 Abends zwei Eimer, und fieng an Wasser zu schleppen, und %S.167 gieng nicht einmal sondern vielemal hinaus an den Brunnen. %S.167 Lehnchen sah es und sprach {\oqs}h"or einmal, alte Sanne, was tr"agst %S.168 du denn so viel Wasser zu?{\cqs} {\oqs}Wenn dus keinem Menschen wieder %S.168 sagen willst, so will ich dirs wohl sagen.{\cqs} Da sagte Lehnchen, %S.168 nein, sie wollte es keinem Menschen wiedersagen, so sprach %S.168 die K"ochin {\oqs}morgen fr"uh, wenn der F"orster auf die Jagd ist, da %S.168 koche ich das Wasser, und wenns im Kessel siedet, werf ich den %S.168 Fundevogel 'nein, und will ihn darin kochen.{\cqs} %S.168 Und des andern Morgens in aller Fr"uhe stieg der F"orster %S.168 auf, und gieng auf die Jagd, und als er weg war, lagen die %S.168 Kinder noch im Bett, da sprach Lehnchen zum Fundevogel %S.168 {\oqs}verl"a"st du mich nicht, so verla"s ich dich auch nicht{\cqs}: so sprach %S.168 der Fundevogel {\oqs}nun und nimmermehr.{\cqs} Da sprach Lehnchen %S.168 {\oqs}ich will es dir nur sagen, die Sanne schleppte gestern Abend %S.168 so viel Eimer Wasser ins Haus, da fragte ich sie, warum sie %S.168 das th"ate, so sagte sie, wenn ichs keinem Menschen sagen wollte, %S.168 so wollte sie es mir wohl sagen: sprach ich, ich wollte es gewi"s %S.168 keinem Menschen sagen: da sagte sie, morgen fr"uh, wenn der %S.168 Vater auf die Jagd w"are, wollte sie den Kessel voll Wasser %S.168 sieden, und dich hineinwerfen und kochen. Wir wollen aber geschwind %S.168 aufsteigen, uns anziehen, und zusammen fortgehen.{\cqs} %S.168 Also standen die beiden Kinder auf, zogen sich geschwind %S.168 an, und giengen fort. Wie nun das Wasser im Kessel kochte, %S.168 gieng die K"ochin in die Schlafkammer, und wollte den Fundevogel %S.168 holen, um ihn hinein zu werfen. Aber, als sie hinein %S.168 kam, und zu den Betten trat, waren die Kinder alle beide fort, %S.168 da wurde ihr grausam angst, und sie sprach vor sich {\oqs}was will %S.168 ich nun sagen, wenn der F"orster heim kommt und sieht, da"s %S.169 die Kinder weg sind. Geschwind hinten nach, da"s wir sie wieder %S.169 kriegen.{\cqs} %S.169 Da schickte die K"ochin drei Knechte nach, die sollten laufen, %S.169 und die Kinder einlangen. Die Kinder aber sa"sen vor dem %S.169 Wald, und als sie die drei Knechte von weitem laufen sahen, %S.169 sprach Lehnchen zum Fundevogel {\oqs}verl"a"st du mich nicht, so verla"s %S.169 ich dich auch nicht.{\cqs} So sprach Fundevogel: {\oqs}nun und nimmermehr.{\cqs} %S.169 Da sagte Lehnchen {\oqs}werde du zum Rosenst"ockchen, %S.169 und ich zum R"oschen drauf.{\cqs} Wie nun die drei Knechte vor %S.169 den Wald kamen, so war nichts da, als ein Rosenstrauch und ein %S.169 R"oschen oben drauf, die Kinder aber nirgends. Da sprachen %S.169 sie {\oqs}hier ist nichts zu machen,{\cqs} und giengen heim, und sagten %S.169 der K"ochin, sie h"atten nichts in der Welt gesehen, als nur ein %S.169 Rosenst"ockchen, mit einem R"oschen oben drauf. Da schalt die %S.169 alte K"ochin {\oqs}ihr Einfaltspinsel, ihr h"attet das Rosenst"ockchen %S.169 sollen entzwei schneiden, und das R"oschen abbrechen, und mit %S.169 nach Haus bringen; geschwind und thuts.{\cqs} Sie mu"sten also %S.169 zum zweitenmal hinaus, und suchen. Die Kinder sahen sie aber %S.169 von weitem kommen, da sprach Lehnchen {\oqs}Fundevogel, verl"a"st %S.169 du mich nicht, verla"s ich dich auch nicht.{\cqs} Fundevogel sagte %S.169 {\oqs}nun und nimmermehr.{\cqs} Sprach Lehnchen {\oqs}so werde du eine %S.169 Kirche, und ich die Krone darin.{\cqs} Wie nun die drei Knechte %S.169 dahin kamen, war nichts da, als eine Kirche, und eine Krone %S.169 darin. Sie sprachen also zu einander {\oqs}was sollen wir hier machen, %S.169 la"st uns nach Hause gehen.{\cqs} Wie sie nach Haus kamen, %S.169 fragte die K"ochin, ob sie nichts gefunden h"atten: so sagten sie %S.170 nein, sie h"atten nichts gefunden, wie eine Kirche, da w"are %S.170 eine Krone darin gewesen. {\oqs}Ihr Narren, schalt die K"ochin, %S.170 warum habt ihr nicht die Kirche zerbrochen, und die Krone %S.170 mit heim gebracht?{\cqs} Nun machte sich die alte K"ochin selbst auf %S.170 die Beine, und gieng mit den drei Knechten den Kindern nach. %S.170 Die Kinder sahen aber die drei Knechte von weitem kommen, %S.170 und die K"ochin wackelte hinten nach. Da sprach Lehnchen {\oqs}Fundevogel, %S.170 verl"a"st du mich nicht, so verla"s ich dich auch nicht.{\cqs} %S.170 Da sprach der Fundevogel {\oqs}nun und nimmermehr.{\cqs} Sprach %S.170 Lehnchen {\oqs}werde du zum Teich, und ich die Ente drauf.{\cqs} Die %S.170 K"ochin aber kam herzu, und als sie den Teich sahe, legte sie %S.170 sich dr"uber hin, und wollte ihn aussaufen. Aber die Ente kam %S.170 schnell geschwommen, fa"ste sie mit ihrem Schnabel beim Kopf, %S.170 und zog sie ins Wasser hinein: da mu"ste die alte Hexe ertrinken. %S.170 Da giengen die Kinder zusammen nach Haus, und waren %S.170 herzlich froh; und wenn sie nicht gestorben sind, leben sie noch. %S.170 %\vspace{3\baselineskip} %\divisionbar %S.170 %% %% ============================================================ %% Liste der im Originaltext enthaltenen zu korrigierenden %% W"orter, Interpunktions- und Anf"uhrungszeichen, usw. %% ============================================================ %% Seite 168, Zeile 11 %% [falsch] %% {\oqs}verl"a"st du mich nicht, so verla"s ich dich auch nicht{\cqs}: so sprach %S.168 %% [richtig] %% {\oqs}verl"a"st du mich nicht, so verla"s ich dich auch nicht,{\cqs} so sprach %S.168 %% %% Seite 169, Zeile 8 %% [falsch] %% ich dich auch nicht.{\cqs} So sprach Fundevogel: {\oqs}nun und nimmermehr.{\cqs} %S.169 %% [richtig] %% ich dich auch nicht.{\cqs} So sprach Fundevogel {\oqs}nun und nimmermehr.{\cqs} %S.169 %% %% Seite 170, Zeile 3 %% [falsch] %% eine Krone darin gewesen. {\oqs}Ihr Narren, schalt die K"ochin, %S.170 %% [richtig] %% eine Krone darin gewesen. {\oqs}Ihr Narren,{\cqs} schalt die K"ochin, %S.170 %% %% Seite 170, Zeile 4 %% [falsch] %% warum habt ihr nicht die Kirche zerbrochen, und die Krone %S.170 %% [richtig] %% {\oqs}warum habt ihr nicht die Kirche zerbrochen, und die Krone %S.170 %%