% @book{bg_khm_kl-ausg_1833, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen. % {G}esammelt durch die {B}r{\"{u}}der {G}rimm. % {K}leine {A}usgabe. % {Z}weite verbesserte {A}uf{"|}lage", % publisher = "Gedruckt und verlegt bei G.\,Reimer", % address = "Berlin, Germany", % year = "1833", % language = "German", % } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von Y. Nagata am 20. August 2012 % \maerchentitel{Die treuen Thiere} % 39. %S.254 % Die treuen Thiere. %S.254 Es war einmal ein Mann, der hatte gar nicht viel Geld, %S.254 und mit dem wenigen, das ihm "ubrig blieb, zog er in die %S.254 weite Welt. Da kam er in ein Dorf wo die Jungen zusammen %S.254 liefen, schrien und l"armten. {\oqs}Was habt ihr vor, ihr %S.254 Jungen?{\cqs} fragte der Mann. {\oqs}Ei, antworteten sie, da haben %S.254 wir eine Maus, die mu"s uns tanzen, seht einmal, was das %S.254 f"ur ein Spa"s ist! wie die herumtrippelt!{\cqs} Den Mann aber %S.254 dauerte das arme Thierchen, und er sprach {\oqs}la"st die Maus %S.254 laufen, ihr Jungen, ich will euch auch Geld geben.{\cqs} Da gab %S.254 er ihnen Geld, und sie lie"sen die Maus gehen, die lief, was %S.254 sie konnte, in ein Loch hinein. Der Mann gieng fort, und kam %S.254 in ein anderes Dorf, da hatten die Jungen einen Affen, der %S.254 mu"ste tanzen und Purzelb"aume machen, und sie lachten dar"uber, %S.254 und lie"sen dem Thier keine Ruh. Da gab ihnen der %S.254 Mann auch Geld, damit sie den Affen loslie"sen. Darnach kam %S.254 der Mann in ein drittes Dorf, da hatten die Jungen einen %S.254 B"aren, der mu"ste sich aufrecht setzen und tanzen, und wenn er %S.254 dazu brummte, wars ihnen eben recht. Da kaufte ihn der %S.254 Mann auch los, und der B"ar war froh, da"s er wieder auf %S.254 seine vier Beine kam, und trabte fort. %S.254 Der Mann aber hatte nun sein Bischen "ubriges Geld ausgegeben %S.255 und keinen rothen Heller mehr in der Tasche. Da %S.255 sprach er zu sich selber {\oqs}der K"onig hat so viel in seiner Schatzkammer, %S.255 was er nicht braucht: Hungers kannst du nicht sterben, %S.255 du willst da etwas nehmen, und wenn du wieder zu Geld %S.255 kommst, kannst dus ja wieder hineinlegen.{\cqs} Also machte er %S.255 sich "uber die Schatzkammer, und nahm sich ein wenig davon, %S.255 allein beim Herausschleichen ward er von den Leuten des K"onigs %S.255 erwischt. Sie sagten er w"are ein Dieb, und f"uhrten ihn %S.255 vor Gericht, da ward er verurtheilt da"s er in einem Kasten %S.255 sollte aufs Wasser gesetzt werden. Der Kastendeckel war voll %S.255 L"ocher, damit Luft hinein konnte; auch ward ihm ein Krug %S.255 Wasser und ein Laib Brot mit hinein gegeben. Wie er nun %S.255 so auf dem Wasser schwamm und recht in Angst war, h"ort %S.255 er was krabbeln am Schlo"s, nagen und schnauben, auf einmal %S.255 springt das Schlo"s selber auf, und der Deckel in die H"ohe, %S.255 und stehen da Maus, Affe und B"ar, die hattens gethan; weil %S.255 er ihnen geholfen, wollten sie ihm wieder helfen. Nun wu"sten %S.255 sie aber nicht was sie noch weiter thun sollten, und rathschlagten %S.255 mit einander: indem kam ein wei"ser Stein auf dem Wasser %S.255 daher geschwommen, der sah aus wie ein rundes Ei. Da sagte %S.255 der B"ar {\oqs}der kommt zu rechter Zeit, das ist ein Wunderstein, %S.255 wem der eigen ist, der kann sich w"unschen, wozu er nur Lust %S.255 hat.{\cqs} Da fieng der Mann den Stein, und wie er ihn in der %S.255 Hand hielt, w"unschte er sich ein Schlo"s mit Garten und Marstall, %S.255 und kaum hatte er den Wunsch gesagt, so sa"s er in dem Schlo"s %S.255 mit dem Garten und dem Marstall, und war alles so sch"on %S.256 und pr"achtig, da"s er sich nicht genug verwundern konnte. %S.256 Nach einer Zeit zogen Kaufleute des Wegs vorbei. Sehe %S.256 einer, riefen sie, was da f"ur ein herrliches Schlo"s steht, und %S.256 das letztemal, wie wir vorbeikamen, lag da noch schlechter %S.256 Sand.{\cqs} Weil sie nun neugierig waren, giengen sie hinein, und %S.256 erkundigten sich bei dem Mann, wie er alles so geschwind h"atte %S.256 bauen k"onnen. Da sprach er {\oqs}das hab ich nicht gethan, sondern %S.256 mein Wunderstein.{\cqs} {\oqs}Was ist das f"ur ein Stein?{\cqs} fragten %S.256 sie. Da gieng er hin und holte ihn, und zeigte ihn den Kaufleuten. %S.256 Die hatten gro"se Lust dazu, und fragten, ob er nicht %S.256 zu erhandeln w"are, auch boten sie ihm alle ihre sch"onen Waaren %S.256 daf"ur. Dem Manne stachen die Waaren in die Augen, %S.256 und weil das Herz unbest"andig ist, lie"s er sich beth"oren, und %S.256 meinte, die sch"onen Waaren seyen mehr werth, als sein Wunderstein, %S.256 und gab ihn hin. Kaum aber hatte er ihn aus den %S.256 H"anden gegeben, da war auch alles Gl"uck dahin, und er sa"s %S.256 auf einmal wieder in dem verschlossenen Kasten auf dem Flu"s %S.256 mit einem Krug Wasser und einem Laib Brot. Die treuen %S.256 Thiere, Maus, Affe und B"ar, wie sie sein Ungl"uck sahen, kamen %S.256 wieder, und wollten ihm helfen, aber sie konnten nicht %S.256 einmal das Schlo"s aufsprengen, weils viel fester war als das %S.256 erstemal. Da sprach der B"ar {\oqs}wir m"ussen den Wunderstein %S.256 wieder schaffen, oder es ist alles umsonst.{\cqs} Weil nun die %S.256 Kaufleute in dem Schlo"s noch wohnten, giengen die Thiere %S.256 mit einander hin, und wie sie nahe dabei kamen, sagte der %S.257 B"ar {\oqs}Maus, geh hin und guck durchs Schl"usselloch, und sieh, %S.257 was anzufangen ist; du bist klein, dich merkt kein Mensch.{\cqs} %S.257 Die Maus war willig, kam aber wieder und sagte {\oqs}es geht nicht, %S.257 ich hab hinein geguckt, der Stein h"angt unter dem Spiegel an %S.257 einem rothen B"andchen, und h"uben und dr"uben sitzen ein paar %S.257 gro"se Katzen mit feurigen Augen, die sollen ihn bewachen.{\cqs} %S.257 Da sagten die andern {\oqs}geh nur wieder hinein, und warte bis %S.257 der Herr im Bett liegt und schl"aft, dann schleich dich durch %S.257 ein Loch hinein, und kriech aufs Bett, und zwick ihn an der %S.257 Nase, und bei"s ihm seine Haare ab.{\cqs} Die Maus gieng wieder %S.257 hinein, und that wie die andern gesagt hatten, und der Herr %S.257 wachte auf, rieb sich die Nase, war "argerlich, und sprach {\oqs}die %S.257 Katzen taugen nichts, sie lassen die M"ause mir die Haare vom %S.257 Kopf abbei"sen,{\cqs} und jagte sie alle beide fort. Da hatte die %S.257 Maus gewonnen Spiel. %S.257 Wie nun der Herr die andere Nacht wieder eingeschlafen %S.257 war, machte sich die Maus hinein, knuperte und nagte an dem %S.257 rothen Band, woran der Stein hieng, so lang bis es entzwei %S.257 war, und herunter fiel: dann schleifte sies bis zur Hausth"ur. %S.257 Das ward aber der armen kleinen Maus recht sauer, und sie %S.257 sprach zum Affen, der schon auf der Lauer stand {\oqs}nimm du %S.257 nun deine Pfote, und hols ganz heraus.{\cqs} Das war dem Affen %S.257 ein Leichtes, der trug den Stein, und sie giengen so mit einander %S.257 bis zum Flu"s: da sagte der Affe {\oqs}wie sollen wir nun zu %S.257 % Kinderm"archen. Kl. Ausg. R %S.257 dem Kasten kommen?{\cqs} Der B"ar sagte {\oqs}das ist bald geschehen, %S.258 ich geh ins Wasser und schwimme; Affe, setz du dich auf meinen %S.258 R"ucken, halt dich aber mit deinen H"anden fest, und nimm %S.258 den Stein ins Maul; M"auschen, du kannst dich in mein rechtes %S.258 Ohr setzen.{\cqs} Also thaten sie, und schwammen den Flu"s hinab. %S.258 Nach einer Zeit wars dem B"aren so still, fieng an zu %S.258 schwatzen und agte {\oqs}h"or, Affe, wir sind doch brave Kammeraden, %S.258 was meinst du?{\cqs} Der Affe aber antwortete nicht und %S.258 schwieg still. {\oqs}Ist das Manier! sagte der B"ar, willst du deinem %S.258 Kammeraden keine Antwort geben? ein schlechter Kerl, der %S.258 nicht antwortet!{\cqs} Da kann sich der Affe nicht l"anger zur"uckhalten, %S.258 und l"a"st den Stein ins Wasser fallen, und sagt {\oqs}wie %S.258 konnt ich dir mit dem Stein im Mund antworten? jetzt ist er %S.258 verloren und daran bist du allein Schuld.{\cqs} {\oqs}Zankt nur nicht, %S.258 sagte der B"ar, wir wollen schon etwas erdenken.{\cqs} Da berathschlagten %S.258 sie sich, und riefen die Laubfr"osche, Unken und alles %S.258 Ungeziefer, das im Wasser lebt, zusammen, und sagten {\oqs}es %S.258 wird ein gewaltiger Feind "uber euch kommen, macht da"s ihr %S.258 Steine zusammenschafft, so viel ihr k"onnt, so wollen wir euch %S.258 eine Mauer bauen, die euch sch"utzt.{\cqs} Da erschraken die Thiere, %S.258 und brachten Steine von allen Seiten herbeigeschleppt, endlich %S.258 kam auch ein alter dicker Quackfrosch aus dem Grund herauf %S.258 gerudert, und hatte das rothe Band mit dem Wunderstein im %S.258 Mund. Da war der B"ar froh, nahm dem Frosch seine Last %S.258 ab, sagte den Thieren es w"are alles gut, und machte einen %S.258 kurzen Abschied. Darauf fuhren die drei hinab zu dem Mann %S.258 im Kasten, sprengten den Deckel mit H"ulfe des Steins und %S.259 kamen zu rechter Zeit, denn er hatte das Brot schon aufgezehrt %S.259 und das Wasser getrunken, und war schon halb verschmachtet. %S.259 Wie er aber den Wunderstein wieder in die H"ande %S.259 bekam, w"unschte er sich eine gute Gesundheit, und versetzte %S.259 sich in sein sch"ones Schlo"s mit dem Garten und Marstall; da %S.259 lebte er vergn"ugt, und die drei Thiere blieben bei ihm und %S.259 hattens gut ihr Lebelang. %S.259 %\vspace{4\baselineskip} %\divisionbar %S.259 % R 2 %S.259 %% %% ============================================================ %% Liste der im Originaltext enthaltenen zu korrigierenden %% W"orter, Interpunktions- und Anf"uhrungszeichen, usw. %% ============================================================ %% Seite 254, Zeile 5 %% [falsch] %% Jungen?{\cqs} fragte der Mann. {\oqs}Ei, antworteten sie, da haben %S.254 %% [richtig] %% Jungen?{\cqs} fragte der Mann. {\oqs}Ei,{\cqs} antworteten sie, {\oqs}da haben %S.254 %% %% Seite 256, Zeile 3 %% [falsch] %% Nach einer Zeit zogen Kaufleute des Wegs vorbei. 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